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Hygienemängel in vielen Friseursalons verursachen Pilzinfektionen bei Männern

Schuppen, Pusteln, Haarausfall

Der Dermatologe Pietro Nenoff berichtet, dass allein im Jahr 2023 in seinem Labor labopart fast 350...
Der Dermatologe Pietro Nenoff berichtet, dass allein im Jahr 2023 in seinem Labor labopart fast 350 Fälle des Hautpilzes Trichophyton tonsurans festgestellt wurden.

Hygienemängel in vielen Friseursalons verursachen Pilzinfektionen bei Männern

In Deutschland treten Pilzinfektionen in der Kopfregion bei Jungen und jungen Männern häufiger auf. Ein Arzt spricht von einer "Europa-weiten Epidemie." Experten sehen die primäre Ursache der zunehmenden Fallzahlen und fordern Maßnahmen.

Schuppige und manchmal pusblasige Pilzinfektionen auf dem Kopf und im Bartbereich treten insbesondere bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern auf. Experten vermuten, dass die meisten dieser Personen in Barbierläden infiziert werden - also in Barbierläden, die dieser Kundengruppe zugeschnitten sind und mit attraktiven Preisen werben. "Die zunehmende Anzahl an Infektionen mit dem Pilz Trichophyton tonsurans ist ein echtes Problem und hat sich in den letzten etwa drei Jahren entwickelt," berichtet Pietro Nenoff, Laborarzt und Professor für Dermatologie an der Uni Leipzig. "Es gibt eine stetige Steigerung." Die Ursache der Infektionen ist schlechte Hygiene und unzureichende Desinfizierung von Beuteln, z.B. Rasierklingen.

In seinem Laboreinrichtung allein wurden fast 350 Diagnosen dieses verhältnismäßig seltenen Pilzes im letzten Jahr gestellt, erklärt Nenoff. "Das ist viel für diesen Pilz." Landesweit könnten es jetzt Tausende von Infektionen geben. Zuerst wurden Infektionen hauptsächlich in den alten Bundesländern gemeldet, "jetzt ist ganz Deutschland betroffen."

Der Dermatologe Martin Schaller von der Universitäts-Hochschule Tübingen sprach über eine "Europa-weite Epidemie" im "Spiegel" am Wochenende. Der Pilz wird jetzt dreifach- bis fünfmal so häufig nachgewiesen wie fünf Jahre zuvor, erzählen Schaller und Nenoff. Der enge Zusammenhang mit Besuchen in Barbierläden ist jetzt unbestritten, erklärt Nenoff.

Zuerst, einige Jahre zurück, vermuteten Kollegen aus Duisburg dies, als 17 Jungen und junge Männer infiziert worden waren und alle zuvor in demselben Barbierladen gewesen waren. Eine Quelle für den Pilz konnte zunächst nicht gefunden werden. Forscher aus Kiel konnten drei Jahre später Infektionen anderer Betroffener mit dem Erreger in einem zuvor besuchten Barbierladen zusammen mit der örtlichen Gesundheitsbehörde identifizieren: Der Pilz wurde in Rasierklingen und einem Geräteschrank für die Geräte gefunden.

Die dunkle Zahl ist hoch, weil es kein Meldepflicht für diesen Pilz gibt, sagt Nenoff. Trichophyton tonsurans ist hochansteckend und kann auch innerhalb von Familien oder Gruppen von Kindertagesstättenkindern übertragen werden, die mit einem infizierten Menschen in Kontakt gekommen sind. Die Behandlung ist nicht so einfach für Mindern, denn die Tabletten gegen diesen Pilz sind nicht für Personen unter 18 Jahren zugelassen, erzählt Nenoff. "Das Krankheitsbild soll meldepflichtig sein, das ist offensichtlich."

Eine Person muss die Infektionsquellen finden und Barberläden auf regelmäßige Hygienestandards auffordern. Mögliche Ursache für die Verbreitung des Pilzes: Mangel an Wissen über Hygienevorschriften und ungenügende Ausbildung oder Beschäftigung ungeeigneter Arbeitnehmer. Laut Judith Warmuth, Meister Frisörin der Erlanger Friseurinnung, ist es selten, dass ein Meister Frisör auf der Baustelle ist, der die Hygienestandards sicherstellt. Das bedeutet die professionelle Desinfizierung von Maschinen und Scheren mit speziellen Mitteln oder auch das Taufen von Frisörwerkzeugen in speziellen Desinfektionslösungen. Sie zweifelt an der ausreichenden Ausbildung der Mitarbeiter in Barbierläden.

"Barberläden haben ihr Recht auf Existenz," sagt Warmuth. Der Pilz verbreitet sich nicht nur dort. Es ist wichtig, dass Unternehmen insgesamt besser von den Handwerkskammern oder Fachverbänden kontrolliert werden.

Die Friseurinnung lehnte sich zur Aussage zurück und verwies auf die Erlanger Friseurinnung. Der Ringwurm-Pilz ist seit Jahrzehnten bekannt, mehren Experten auch den "mattigen Pilz" oder den "Ringerpilz" genannt, erklärt Nenoff. Ursprünglich erreichte der Erreger die Kopfhaut der Betroffenen über Ringer, insbesondere Matringer. "Jetzt sind solche Infektionen auch mit Barbierläden assoziiert," fügt Nenoff hinzu.

Die Infektion mit Ringwurm manifestiert sich in Form schuppiger und rotlicher Flecken. Wenn der Pilz die Haut durchschreitet, z.B. mit einem Rasiermesser oder durch andere kleinere Wunden, kann er auch Blasen, Ulkus und sogar Haarausfall verursachen. Eine Infektion ist behandelbar - außen, aber auch innerlich mit Tabletten. Die Mittel sind wirksam und es gibt keine Resistenzen. "Noch nicht," sagt Nenoff.

In Leipzig hat Pietro Nenoff an der Universitäts-Dermatologie-Klinik Leipzig eine signifikante Zunahme von Infektionen durch den Pilz Trichophyton tonsurans beobachtet. Aufgrund schlechter Hygiene und unzureichender Desinfizierung in Barbierläden wird dieser Pilz zu einem großen Problem, nicht nur in Leipzig, sondern landesweit. Die Behandlung für diesen Pilz kann Herausforderungen für Mindern bereiten, da die genehmigten Medikamente nur für Erwachsene zugelassen sind.

Der häufige Zusammenhang zwischen Infektionen und Friseurbesuchen sei unbestritten, erklärt Nenoff.

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