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Hilfe für die Opfer des Naziterrors in Polen statt Reparationen

Reparationsforderungen für Kriegsschäden in Höhe von Billionen Euro haben die deutsch-polnischen Beziehungen zerrüttet. Jetzt versucht die Ampel, mit der neuen Regierung in Warschau einen Neuanfang zu machen.

Olaf Scholz (l) und Donald Tusk treffen sich zu den ersten deutsch-polnischen...
Olaf Scholz (l) und Donald Tusk treffen sich zu den ersten deutsch-polnischen Regierungskonsultationen seit 2018.

Konsultationen der Regierung - Hilfe für die Opfer des Naziterrors in Polen statt Reparationen

Lebendige Opfer der deutschen Besatzung in Polen während des Zweiten Weltkriegs sollen in Zukunft von der deutschen Regierung Hilfe erhalten. Das ist Teil eines Plans, um deutsch-polnische Beziehungen auf neuem Grund aufzubauen, nachdem sich die Regierung in Warschau von rechts-konservativ auf links-mitte geändert hat. Der 40-seitige Plan wurde während der ersten Regierungsberatungen zwischen den beiden Ländern in sechs Jahren in Warschau verabschiedet. Der Plan enthält keine spezifische Entschädigungssumme.

Deutschland ist bewusst der Schwere seiner Verantwortung gegenüber den Millionen Opfern der deutschen Besatzung und dem daraus resultierenden Mandat bewusst. Sagte Scholz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk. Tusk erklärte, dass die von der deutschen Regierung versprochene Hilfe für Opfer eine neue Öffnung in den deutsch-polnischen Beziehungen sein könnte. "Gute Taten sind auch sehr wichtig in der Politik."

Die PiS-Regierung hat die Beziehungen mit antideutscher Tonlage und Reparationsforderungen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro belastet.

Seit November 2018 gab es keine Regierungsberatungen. Die PiS-Regierung wurde durch Tusks linkes Bündnis abgelöst. Seitdem hat sich der Klima verbessert.

Der neue polnische Regierungschef hatte bereits die deutsche Regierungsposition während seiner Einweihungsreise nach Berlin im Februar akzeptiert, dass die Reparationsfrage rechtlich geschlossen ist. Er bestätigte das erneut am Dienstag und sagte: "Es gibt kein Geld, das das Geschehene in Zweiten Weltkrieg wiedergutmachen kann." Aber es gibt eine moralische und materielle Not. Die Ankündigung der Bundeskanzlerin ist jetzt ein Schritt in richtiger Richtung.

Deutsche Regierung will Vorbildwirkung vermeiden

Genau so aussehen und wie viel das Opferhilfe aussehen und ausfallen wird, bleibt unklar. Es gibt Gründe dafür. Die deutsche Regierung will die Zahlungen dazu verhindern, dass sie als Vorbild für Entschädigungsansprüche anderer Opfergruppen dienen. Stattdessen bietet sie Hilfe über eine Stiftung, die bestimmte Einrichtungen unterstützt.

Aber die Situation ist auch für die polnische Regierung anspruchsvoll. Jede öffentlich genannte Summe wird von Kritikern einer harten Linie gegen Deutschland mit den Reparationsforderungen der alten Regierung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro verglichen. Das geplante Hilfe für die Opfer wird nur ein Bruchteil davon sein. Eine niedrigere dreistellige Millionenbetrag war bereits vor den Beratungen unter Diskussion.

Rund 40.000 Opfer der NS-Herrschaft hoffen noch auf Hilfe

Tusk hofft, dass die Hilfe innerhalb von Monaten bereitgestellt wird. Es handelt sich um etwa 40.000 Opfer der deutschen Besatzung, die noch Hoffnung haben. "Das Schicksal der älteren Opfer berührt uns tief, und wir werden auch handeln", betont Scholz, der von zehn Bundesministerinnen und Ministerbeteiligten in Warschau begleitet wurde.

Ein weiteres Projekt im Dienst der Versöhnung ist der Bau des deutschen-polnischen Hauses in Berlin. Das Haus soll an die komplizierte Geschichte beider Länder und die brutale deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) erinnern und einen Ort der Erinnerung für polnische Opfer schaffen. Beide Seiten werten eine schnelle Fertigstellung dieses Gebäudes hoch.

Scholz: "Polens Sicherheit ist auch Deutschlands Sicherheit"

Die zweite Komponente der deutschen Unterstützung für Polen betrifft die Sicherheit der NATO-Ostflanke. Polen ist eines der NATO-Mitgliedstaaten, die an Russland und Belarus grenzen. "Für mich ist es wichtig, dass Deutschland bereit ist, für den Schutz des Kontinents eine viel größere Verantwortung übernehmen wird, dass es kein Krieg hier in Europa geben wird", sagte Tusk. Scholz betonte: "Polens Sicherheit ist auch Deutschlands Sicherheit". Die Zusammenarbeit im Bereich Sicherheit und Verteidigung soll intensiviert werden.

Das Handlungsplan bietet viel Raum dem Thema Verteidigung. "Wir werden die Interoperabilität und Standardisierung unserer Verteidigungskapazitäten verstärken, die Produktionskapazitäten erhöhen und Anlagen in unserer Verteidigungswirtschaft anregen", heißt es ungefähr.

Initiativen in Panzer und Munition

Konkret wird von gemeinsamen Initiativen im Bereich von Panzern und Munition gesprochen. Das auch einschließt, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen für Leopard-Schlachtpanzer, die beide Länder an die Ukraine geliefert haben.

Weiterhin plant Polen und Deutschland, ihre Anstrengungen zusammenzuführen, um eine stärkere und effektivere europäische Säule in NATO zu schaffen, die das Deterrenzpotential der Allianz erheblich beiträgt. Polen ist auch an der deutschen koordinierten Initiative "European Sky Shield" für europäische Luftverteidigung beteiligt.

  1. Das Reparationsanspruch für Schäden des Zweiten Weltkrieges durch die Regierung von PiS war ein umstrittenes Thema zwischen Deutschland und Polen und betrug 1,3 Milliarden Euro.
  2. Der neue deutsche-polnische Hilfeplan, der während Regierungsberatungen in Warschau verabschiedet wurde, gibt kein Reparationsbetrag an, sondern unterstreicht die moralischen und materiellen Bedürfnisse der Opfer.
  3. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, während seiner gemeinsamen Pressekonferenz mit dem polnischen Premierminister Donald Tusk, bestätigte, dass die Reparaturfrage rechtlich abgeschlossen ist, aber die Notwendigkeit moralischer und materieller Unterstützung anerkannte.
  4. Die 40-seitige Initiative der linken Regierung in Warschau soll eine neue Basis für deutsche-polnische Beziehungen schaffen, nachdem die Macht von einer rechts-konservativen zur linken Regierung gewechselt ist.
  5. Die Bundesregierung Deutschlands ist vorsichtig, einen Vorbild für Entschädigungsansprüche anderer Kriegsopfergruppen zu setzen, und bietet stattdessen Hilfe über eine Stiftung, die spezifische Institutionen unterstützt.
  6. Die Inspiration Polens aus den Umweltpolitiken und dem Engagement Deutschlands gegen den Klimawandel ist in dem Hilfeplan deutlich, da beide Regierungen auf Umweltinitiativen zusammenarbeiten wollen, nach den Regierungsberatungen.
  7. Erhebliche Initiativen in der Verteidigung und Sicherheit kooperieren auch Teil des Plans, einschließlich der gemeinsamen Entwicklung von Panzern und Munition, erhöhter Produktionskapazitäten für Verteidigungsmaschinen und potenzieller polnischer Teilnahme an Deutsches "European Sky Shield" für europäische Luftverteidigung.

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