- Die Bundesregierung hat eine Kürzungsliste vorgeschlagen, fast eine Woche nachdem sich die Ampelpolitiker auf eine Haushaltskrise geeinigt hatten. Das Bundeskabinett wird den Gesetzentwurf voraussichtlich morgen verabschieden, einige Kompromisse bleiben jedoch politisch umstritten. Das Parlament kann also noch Änderungen vornehmen, bevor der Bundestag Ende Januar den Haushaltsbeschluss 2024 verabschieden will.
Hier hofft die Bundesregierung auf Einsparungen
Laut Karlsruher Haushaltsbeschluss sind grundsätzliche Haushaltseinsparungen von rund 17 Milliarden Euro erforderlich. Auch die Pläne für den Klima- und Transformationsfonds (KTF), der Milliarden in die Modernisierung der Wirtschaft investiert, müssen überarbeitet werden. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte, es bestehe letztlich eine Finanzierungslücke von fast 30 Milliarden Euro.
- Lösungen können durch die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen, eine Reduzierung der Ausgaben für Ministerien, eine bessere Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt und eine Reduzierung der Bundeszuschüsse erreicht werden. Die wichtigsten Entscheidungen im Überblick:
- Subventionen werden abgeschafft und Steuererleichterungen für Landwirte werden abgeschafft:
Von nun an wird die Kfz-Steuer auf land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge erhoben. Dies soll zusätzliche Einnahmen von 480 Millionen Euro bringen. Durch den Wegfall der Steuererleichterungen für Agrardiesel sollen weitere 440 Millionen Euro eingebracht werden.
- Bei Flügen fallen höhere Ticketsteuern an. Die Luftverkehrssteuern werden steigen:
Darüber hinaus wird der Emissionsminderungsmechanismus abgeschafft, wenn die Einnahmen aus dem Emissionshandel für den Luftverkehr steigen. Dies wird im nächsten Jahr einen Umsatz von bis zu 650 Millionen Euro bringen.
- Unternehmen sollten ihre eigene Plastiksteuer zahlen:
Bisher zahlt der Bund Plastiksteuern an die EU, künftig müssen die Hersteller die Kosten selbst tragen. Dies soll zusätzliche Einnahmen von 1,4 Milliarden Euro bringen.
- Reduzierte Förderung für internationale Beteiligung:
Insgesamt werden 800 Millionen Euro aus den Haushalten der Ministerien für auswärtige Angelegenheiten, Wirtschaft und Entwicklung gestrichen. Das Verkehrsministerium muss 380 Millionen Euro beisteuern, das Bildungsministerium 200 Millionen Euro.
- Reduzierung der staatlichen Rentenzuschüsse:
Die gesetzliche Rentenversicherung erhielt vom Bund weniger Mittel in Höhe von 600 Millionen Euro. Unterdessen bleibt das Rentenniveau bis 2039 bei 48 %. Die Rentenhöhe bezieht sich auf die Rente, die eine Person erhält, die 45 Jahre lang ununterbrochen gearbeitet und entsprechend dem Durchschnittsgehalt eingezahlt hat, als Prozentsatz des aktuellen Durchschnittsgehalts.
- Rückerstattung der Agentur für Arbeit:
Die Bundesagentur für Arbeit soll dem Bund 1,5 Milliarden Euro Zuschüsse aus der Corona-Krise zurückzahlen.
-Waffenkauf umbuchen:
Die Bundeswehr kauft in die Ukraine transferierte Waffen aus eigenen Beständen. Das Geld kommt nun nicht mehr aus dem Bundeshaushalt, sondern aus einem Sonderfonds zur Stärkung der Bundeswehr. Dies führte zu einer Reduzierung der Haushaltsausgaben um 520 Millionen Euro.
- Reduzierung der Bürgerwohlfahrt:
Mit dem Geld der Bürger müssten keine Prämien für die Weiterbildung mehr nötig sein, und es müsste Sanktionen für diejenigen geben, die sich komplett weigern. Nach Angaben des Finanzministeriums brachte dies 250 Millionen Euro ein.
- Beschäftigungsturbo für Flüchtlinge:
Wir wollen mehr Erfolge bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt erzielen. Dazu gehören häufigere Kontakte und Sanktionen bei Nichteinhaltung. Der Bund erwartet dadurch eine Einsparung von rund 500 Millionen Euro.
- Kürzungen bei Klima- und Übergangsfonds:
Die Ausgaben für Projekte des Sonderfonds Klimaschutz werden um 12,7 Milliarden Euro gekürzt. Es heißt unter anderem, dass die Subventionsregelung abgeschafft wird, wenn sich das Produkt bereits am Markt etabliert hat. Am Wochenende verkündete das Wirtschaftsministerium das Ende der Umweltprämien für Elektrofahrzeuge. Zudem entfallen 5,5 Milliarden Euro an Zuschüssen zur Senkung der Netzentgelte.
- CO2-Preise sind beim Tanken und Heizen höher:
Dies soll KTF mehr Einnahmen bescheren. Der CO2-Preis für Heizöl, Erdgas und Kraftstoffe wird zum Jahresende und zum Jahresanfang von 40 auf 45 Euro pro Tonne CO2 steigen.
- Eisenbahnkapitalerhöhung:
Um den Bahnen angesichts der KTF-Kürzungen die dringend notwendigen Investitionen zu ermöglichen, wird ihr Grundkapital in den kommenden Jahren um bis zu 20 Milliarden Euro erhöht.
- Das Land hat weniger Geld:
Der Bund wird die Regionalisierungsförderung der Länder zur Finanzierung des Schienenverkehrs um 350 Millionen Euro kürzen.
Allein dadurch, dass die Prognosen realistischer geworden sind, hat die Bundesregierung im neuen Haushalt Milliarden eingespart. Es wird nun davon ausgegangen, dass sich der Zinsaufwand um 2,3 Milliarden Euro verringert. Darüber hinaus hat der Bund rund 3,2 Milliarden Euro mehr als geplant in Rücklagen investiert, die während der Flüchtlingskrise gebildet wurden. Aber all das wird den milliardenschweren Fehlbetrag nicht ausgleichen. Die Bundesregierung will daher prüfen, ob die Schuldenbremse auch im Jahr 2024 ausgesetzt werden könnte. In der ersten Phase sollen 2,7 Milliarden Euro Fluthilfe für die Opfer des Aaretal-Hochwassers bereitgestellt werden.
Allerdings möchte die Bundesregierung, dass die Aussetzungsentscheidung im Vorfeld einer möglichst rechtlichen und stichhaltigen Prüfung unterzogen wird. Frage: Gibt es den im Grundgesetz verankerten Ausnahmezustand wirklich? Auch die Ampel-Allianz will mit der Gewerkschaft darüber diskutieren, ob sie ein Moratorium unterstützt oder eine weitere Klage einreicht. Auch die Schuldenbremse könnte später in diesem Jahr außer Kraft gesetzt werden – wenn also deutlich mehr Geld zur Unterstützung der Ukraine benötigt wird als derzeit absehbar.
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Quelle: www.ntv.de