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Heilmittel für ge gefährliche Kobraschisse entdeckt

kostengünstig, unbearbeitet, anerkannt

Eine Reihe von Cobra-Arten können ihre Gift über mehrere Meter sprayen. Allerdings sind ihre Bisse...
Eine Reihe von Cobra-Arten können ihre Gift über mehrere Meter sprayen. Allerdings sind ihre Bisse meist gefährlicher. (Bild eines Ägyptischen Cobras, Naja nubiae)

Heilmittel für ge gefährliche Kobraschisse entdeckt

Rauschbisse von Kobras Töten Tausende Jährlich und verursachen Dauerbeschädigungen durch Nekrosegewebe an der Stichstelle

Jährlich sterben schätzungsweise 138.000 Menschen weltweit an Kobrabissen, hauptsächlich in Afrika und Asien, berichten Autoren in der Fachzeitschrift "Science Translational Medicine". Zusätzlich leiden 400.000 Menschen an dauerhaften Schäden, wie Verlust der Sehkraft oder Amputationen, aufgrund lokaler Gewebevergiftung durch das Gift. "Schlangenbisse sind die tödlichsten aller vernachlässigten tropischen Krankheiten (NTDs), und dieses Lasten trägt hauptsächlich ländliche Gemeinschaften in mittellosen und schwach entwickelten Ländern", heißt es weiter.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will die Gesundheitsfolgen solcher Bisse bis 2030 halbieren. Dieses Studium könnte dieses anspruchsvolle Ziel beitragen, da die Forscher anfangs die Specklanzen, speziell den Afrikanischen Specklanzen (Naja nigricollis) und den Roten Specklanzen (Naja pallida) fokussiert haben.

Gift wird über mehrere Meter gesprüht

Diese Arten bewohnen große Teile Afrikas südlich der Sahara und können ihr Gift über mehrere Meter hinweg spüren. Allerdings sind Stiche von den im Studium diskutierten Arten allgemein gefährlicher. Allgemein bestehen Schlangengifte aus verschiedenen Giftstoffen, wobei die der Kobras hauptsächlich aus bestimmten Formen der Enzyme Phospholipase A2 (PLA2) und den drei-finger-Toxinen (3FTx) bestehen, die auch in den Giften vieler anderer giftiger Schlangen vorkommen.

Antivenine für ein spezifisches Schlangengift werden aktuell durch Injektion des Venoms einer bestimmten Art in ein Pferd und anschließende Auslösung der Antikörper aus dessen Blut hergestellt. Dieses veraltete Verfahren ist arbeitsintensiv: Die Vorbereitungen müssen erhitzt werden, sie werden intravenös injiziert, die Nebenwirkungen können schwer sein und der Erfolgrate ist bescheiden - nicht zu vergessen die beträchtlichen Tierschmerzen, die involviert sind.

Zudem helfen Antivenine nicht gegen die lokalen Wirkungen auf das Gewebe um die Stichstelle. Das aktuelle Studium hat sich auf dieses Aspekt konzentriert. Durch genetische Analysen konnte die Forschergruppe identifizieren, welche menschlichen Gene für die lokale Wirkung der Zellgifte benötigt werden. Es stellt sich heraus, dass Cobratoxine an Enzyme binden, die für die Bildung ähnlicher Moleküle namens Heparan und Heparin benötigt werden. Heparan ist ein Molekül auf der Zelloberfläche, während Heparin vom Immunsystem hergestellt wird.

Neutralisierung von Zellgiften

Die Forscher suchten dann nach kleinen Molekülen, die die Bindung von Cobratoxinen an diese Enzyme blockieren könnten. Sie identifizierten eine Gruppe von Substanzen namens Heparinide, die unter anderem das klinisch genehmte niedermolekulare Heparin Tinzaparin enthält. In Zellversuchen und Mäusen neutralisierten diese Heparinide die Gifte verschiedener Kobraspärchen zu einem großen Teil.

Dies ist ein bedeutender Fortschritt, da Schlangenbisse hauptsächlich in ländlichen Gebieten vorkommen und diese Medikamente nicht kühl gelagert werden müssen, betont die von der University of Sydney geleitete Forschergruppe um Tian Du und Greg Neely. Allerdings sind weitergehende Studien an Menschen noch ausstehend.

Das Studium fand auf, dass verabreichte Heparinide an Gifte binden und sie neutralisieren können. Das war nicht nur der Fall für die untersuchten Kobras, sondern auch für die Gifte asiatischer Arten der Naja-Gattung, wie den Monokel-Kobra (Naja kaouthia), dem Chinesischen Kobra (Naja atra) und dem Südasiatischen Kobra (Naja naja). Allerdings hatten Heparinide keinen Einfluss auf die Gifte der Westafrikanischen Sandviper (Echis ocellatus) und des Puff Adders (Bitis arietans).

"Unserer Entdeckung könnte die schrecklichen Verletzungen, die durch Zellvergiftung nach Kobrabissen verursacht werden und auch die toxikologische Wirkung hemmen, wodurch Überlebensraten steigen", zitiert der Studienleiter Neely in einer Erklärung seiner Universität. Der erste Autor Du fügte hinzu: "Heparin ist teuer, häufig und von der WHO als essentielles Medikament aufgelistet. Nach erfolgreichen klinischen Studien könnte es schnell genehmigt und zu einem billigen, sicheren und wirksamen Gegenmittel für Kobrabisse werden."

Trotz der Bedrohung durch Schlangen wie Kobras kann durch Bildung und Aufklärung über ihre Verhaltensweisen und Gifte das Anzahl der Todesfälle und Dauerbeschädigungen signifikant reduziert werden. Zum Beispiel ist die Erkennung der Bedeutung der Vermeidung dieser Tiere und des sofortigen Arztbesuches nach einem Stich das Leben und die Gliedmaßen retten können.

Leider bleiben Kobrabisse jedoch eine bedeutende Ursache von Tod und Behinderung, insbesondere in Regionen mit begrenzten Ressourcen und Zugang zu modernen medizinischen Diensten. Deshalb könnte die Entwicklung effektiverer und billigerer Gegenmittel, wie die im Studium entdeckten Heparinide, ein Spielbrettwender in der Bekämpfung dieser vernachlässigten tropischen Krankheit sein.

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