Gefragtes ausländisches medizinisches Fachpersonal hat mit der Bürokratie zu kämpfen.
In Deutschland herrscht Ärztemangel, vor allem in ländlichen Gebieten. Obwohl in letzter Zeit Tausende von ausländischen Ärzten ins Land gekommen sind, haben sie mit der Bürokratie und den verwirrenden Vorschriften in den verschiedenen Bundesländern zu kämpfen. Diese Ärzte kommen aus Ländern wie der Türkei, Syrien und der Ukraine, die alle ihren Beruf hier ausüben wollen. Die örtlichen Behörden und Krankenhäuser sind froh, sie zu haben, denn es war schwierig, genügend Ärzte zu finden, um die Lücken in der medizinischen Versorgung zu schließen. Bevor diese ausländischen Ärzte jedoch ihre Arbeit in deutschen Kliniken, Pflegezentren oder Praxen aufnehmen können, müssen sie ein langwieriges Verfahren zur Anerkennung und Arbeitserlaubnis durchlaufen. Dies führt sowohl bei ihnen als auch bei den Menschen, die medizinische Hilfe benötigen, zu Frustration und Ängsten.
Trotz des Bedarfs an Ärzten in Städten wie Bad Säckingen (Baden), Aalen (Ostalb), Eisenach (Thüringen) und Bad Schwalbach (Hessen) stoßen ausländische Ärzte auf Verzögerungen und Hindernisse. Ein türkischer Arzt unterzeichnete einen Vertrag, um einen Gynäkologen in Bad Säckingen zu ersetzen, aber das Krankenhaus musste sich nach einem anderen einheimischen Arzt umsehen, nachdem es seine Zulassung nicht schnell genug erhalten hatte. Ein venezolanischer Arzt in Aalen wartet seit Monaten darauf, als Allgemeinmediziner zu arbeiten, während eine ukrainische Kinderärztin in Eisenach einfach nur ihren Beruf ausüben möchte. Ein kolumbianischer Arzt in Bad Schwalbach ist frustriert, weil er zwar einen Vertrag hat, aber nicht die nötige Approbation bekommt.
Trotz dieser Probleme ist die Zahl der ausländischen Ärzte in Deutschland gestiegen. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der ausländischen Ärzte bei fast 64.000. Es wird erwartet, dass die Zahl in den kommenden Jahren weiter steigen wird, insbesondere durch den Zustrom von Ärzten aus Ländern wie Syrien (6120), Rumänien (4668), Österreich (2993), Griechenland (2943), Russland (2941) und der Türkei (2628). Dieser Anstieg belastet das bestehende System und führt zu Verzögerungen bei der Bearbeitung ihrer Anträge, was sich auf die Qualität der Patientenversorgung auswirken kann.
Dörfler, Leiterin der Bewertungsstelle für Gesundheitsberufe, räumt ein, dass es einen Rückstau an Anträgen gibt. Sie erklärt, dass die staatliche Personalausstattung mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt hält. Ihr Amt benötigt sechs Monate, acht Monate oder sogar bis zu einem Jahr, um die Gleichwertigkeit der von den Ärzten eingereichten Qualifikationen und Unterlagen zu beurteilen. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, stimmt zu, dass aufgrund des komplexen Anerkennungsverfahrens lange Wartezeiten zu befürchten sind. Die Anforderungen sind nicht nur von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, sondern scheinen sich manchmal auch zu widersprechen.
Elitsa Seidel, die eine Agentur betreibt, die Antragsteller bei der Anerkennung unterstützt, berichtet von weiteren praktischen Problemen. Sie beklagt sich über die unterschiedlichen Anforderungen, von der Art der Beglaubigung von Dokumenten bis hin zu den Wartezeiten für den ebenfalls obligatorischen Fachsprachentest. Diese Tests können zwischen zwei und sechs Monaten dauern, und Antragsteller, die noch nicht in Deutschland leben, müssen oft zusätzliche Hürden überwinden. In manchen Fällen nehmen Kliniken nur voll anerkannte Bewerber auf, während die Zulassungsbehörden einen Beschäftigungsnachweis verlangen, bevor sie den Antrag überhaupt bearbeiten - ein Teufelskreis.
Baden-Württemberg will deshalb die Verfahren vereinfachen, indem es eine gebündelte Anlaufstelle für alle Behörden einrichtet. Außerdem setzt Bayern künstliche Intelligenz ein, um das Verfahren zu beschleunigen. Da immer mehr ausländische Ärzte nach Deutschland kommen, ist es von entscheidender Bedeutung, das System zu straffen, um sicherzustellen, dass die Patienten die benötigte Behandlung ohne Verzögerungen erhalten.
Manchmal scheint es ganz einfach zu sein: Eine Klinik oder ein MVZ möchte einen Arzt einstellen, der Arzt möchte engagiert werden, bemerkt Agenturleiter Seidel. Doch für die Bewerber entwickelt sich das Sammeln aller Papiere und der Abgleich mit den deutschen Standards regelmäßig zu einem Trauerspiel. Seidel erläutert, dass es etwa zwei bis drei Monate zusätzlich dauert, wenn die zuständige Stelle keine Bescheinigung vorlegt. "Anerkennungsverfahren ziehen sich in die Länge, wenn die Unterlagen unvollständig sind oder die personellen Ressourcen bei den Behörden für eine zügige Prüfung fehlen", ergänzt Lundershausen. "Es ist auch nicht unbedingt die Schuld der Behörden, wenn etwa Unterlagen nachgereicht werden", sagt Dörfler. Sie meint: Es könnte alles weniger kompliziert sein. Denn in Deutschland müssen Arbeitssuchende ihre Unterlagen erst auf ihre Eignung prüfen lassen. Doch für etwa drei von vier Arbeitssuchenden reichen die Bescheinigungen nicht aus. Sie müssen sich einer körperlichen Untersuchung unterziehen, gefolgt von einem Wissenstest.
Dörfler empfiehlt, dass die Betroffenen künftig zunächst selbst entscheiden können, ob sie ihre Papiere prüfen lassen wollen. Besteht keine Aussicht auf Erfolg, sollten sie sich sofort auf die Wissensprüfung konzentrieren können. Dörfler bekennt: "Das würde eine beachtliche Menge an Verwaltungsaufwand einsparen."
Lauterbach bezweifelt steuerliche Belohnung
Die Fachleute sind sich einig: Es gebe Potenzial für eine bessere Zusammenarbeit der Behörden, sagt Ärztekammer-Vizepräsident Lundershausen. Seidel: "Es ist wichtig, bürokratische Hürden abzubauen - im Gegensatz zu den Sprach- und Qualifikationsanforderungen, die einfach erfüllt werden müssen." Doch verfügen alle Ärzte über die fachlichen Kompetenzen für den Umgang mit Patienten? "Wir haben es mit einer sehr heterogenen Gruppe von Bewerbern zu tun", gibt Bernhard Marschall, Leiter des Instituts für Ausbildung und Studium an der Medizinischen Fakultät in Münster, zu bedenken. "Es kommt eher selten vor, dass jemand komplizierte Erfahrungen mitbringt." Intensive Erkennungsmaßnahmen sind zum Schutz der Patienten unerlässlich.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach räumte auf dem Ärztetag im Mai ein, dass in Deutschland in den letzten Jahren zu wenig Ärzte ausgebildet wurden, auch aufgrund von Sparmaßnahmen. Stattdessen holt Deutschland immer mehr ausländische Ärzte ins Land. "Das ist weder ethisch noch nachhaltig."
Marschall weist noch auf ein weiteres Ungleichgewicht hin: Durch die ungleiche Verteilung der insgesamt 428.000 Ärzte in Deutschland landen die ausländischen Ärzte häufig in prekär schwachen Gebieten. Dort könnten Arbeit und Alltag für in Deutschland ausgebildete Ärzte weniger attraktiv erscheinen - und Patienten könnten sich vielleicht schon benachteiligt fühlen.
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Quelle: www.ntv.de