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Europa rückt nach rechts: Französischer Präsident kündigt Neuwahlen an

Rechtsgerichtete politische Bewegungen gewinnen in ganz Europa weiter an Unterstützung. In Deutschland erreichte die Alternative für Deutschland (AfD) bei den letzten Wahlen beachtliche 15,9 % der Stimmen, während populistische Parteien in Frankreich, Italien und Österreich siegreich waren. Das...

Der Plenarsaal des EU-Parlaments in der Wahlnacht
Der Plenarsaal des EU-Parlaments in der Wahlnacht

Europa rückt nach rechts: Französischer Präsident kündigt Neuwahlen an

In Frankreich, die rechtsextreme Partei RN (National Rally) unter der Führung von Marine Le Pen erzielte ungefähr 32% der Stimmen, was Macrons Liste Renaissance übertraf. In Österreich kam die rechtsextreme FPO an die Spitze mit 25,7% der Stimmen, was der derzeit regierende konservative Partei OVP übertraf.

Der französische Präsident Macron bezeichnete diesen Ausgang als ungünstig für alle Pro-Europäer. Während einer Fernsehansprache kündigte er vorstehende Parlamentswahlen am 30. Juni an.

Die italienische postfaschistische Partei Fratelli d'Italia unter der Führung der Premierministerin Giorgia Meloni soll mindestens 27% der Stimmen erhalten. Das bedeutet einen großen Anstieg von fünf Jahren zuvor, als sie nur 6% der Stimmen erhielten.

Mit den jüngsten Gewinnen aus Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich hat der rechte Blok im Europäischen Parlament an Stärke gewonnen. Allerdings ist die größte Fraktion weiterhin die EPP (Europäische Volkspartei). Die EU-Kommission-Präsidentin Ursula von der Leyen, die als konservative Kandidatin für die EPP kampagniert hatte, erklärte einen Sieg für das pro-europäische Lager in Brüssel. "Unser Ziel ist, eine Verteidigungs-Mauer gegen links- und rechtsextreme Kräfte zu errichten", äußerte sie bei einem EPP-Event mit EPP-Vorsitzenden Manfred Weber (CSU). Von der Leyen strebt eine zweite fünfjährige Amtszeit als Chef der Kommission an.

Die aktualisierten Berechnungen zeigen, dass die EPP 184 (vorher 176) von den insgesamt 720 Sitzen im neu gewählten Europäischen Parlament gewonnen hat. Die zweitgrößte Fraktion ist weiterhin die Sozialdemokraten, die mit 139 Sitzen unverändert vertreten sind. Die Liberalen und Grünen erlitten Rückschläge.

Die beiden rechten Allianzen haben an Mandaten gewonnen: Die Europäischen Konservativen und Reformer (ECR), in der die italienische Premierministerin Giorgia Melonis Partei angesiedelt ist, hat sich von 69 auf 73 Sitze erweitert. Die zweite rechte Fraktion, Identität und Demokratie (ID), verzeichnet einen Anstieg von 49 auf 58 Abgeordnete.

Die ID umfasst Le Pens rechtsextreme Populisten und die ÖVP. Die kontroverse AfD wurde vor kurzem aus der ECR ausgeschlossen, da die Spitzenkandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron über Gespräche mit der SS berichtet hatten. Die AfD hatte auch Kritik wegen russischer Einflüsse auf Krah und Bystron erfahren. Beide Personen werden zurzeit wegen möglicher russischer Einflüsse untersucht.

Der ungarische Premierminister Viktor Orbáns konservative Nationenpartei Fidesz erlebte Rückschläge, obwohl sie 44% der Stimmen erhalten haben. Im Vergleich zu fünf Jahren zuvor, als sie 52,5% der Stimmen hatten, ist dies ein deutlicher Rückgang. Der neue Tisza-Partei des oppositionellen Politikers Peter Magyar ist von Null auf ungefähr 30% der Stimmen aufgestiegen.

In den Niederlanden erzielte Geert Wilders' rechtsextreme Partei für Freiheit (PVV) die zweitstärkste Position mit 17,7% der Stimmen.

Die Europawahlen fanden während der laufenden Kriege in der Ukraine und Palästina sowie Bedenken hinsichtlich des Klimawandels, der Sozialversicherung und der Migration statt.

Gut 360 Millionen Europäer waren erwartet, ihre Stimmen abzugeben. Die Gesamtbeteiligung wurde auf etwa 51% geschätzt, ähnlich wie 2019. In Deutschland war die Beteiligung deutlich höher und lag bei ungefähr 65%.

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