EU-Mitgliedstaaten und EU-Parlament einigen sich auf Asylreform
Bei der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) nach jahrelangen Kontroversen hofft die EU, aus den Lehren der Jahre 2015 und 2016 zu lernen, als allein mehr als eine Million Menschen nach Deutschland kamen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich erleichtert über den Deal: „Es bedeutet, dass Europäer entscheiden, wer der EU beitritt und wer bleiben darf, und nicht Menschenhändler. Auf diese Weise schützen wir die Menschen in Not.“ Versammlungspräsidentin Roberta Mesola sagte über die „ „wichtigste Einigung“, die der Gesetzgeber in Fragen von Belang für die Bürger erzielt hat.
Besonders umstritten sind in Deutschland geplante Grenzverfahren, die Migranten mit geringen Aufnahmechancen an der Weiterreise in die EU hindern sollen. Die Führung der Grünen wurde wegen ihrer Zustimmung zum Asylabkommen von der Basis scharf kritisiert. Sie möchte, dass das Europäische Parlament Verbesserungen vornimmt, kann sich aber in zentralen Fragen nicht gegen die Mitgliedstaaten durchsetzen.
Bundesaußenministerin Annalena Berbock (Grüne) verteidigte den EU-Deal als „dringend notwendig und längst überfällig“. Aber die Wahrheit ist, es ist ein Kompromiss. „Als Deutschland können wir Kinder und Familien nicht pauschal von den Grenzkontrollen befreien“, räumte sie ein.
Der Grünen-Abgeordnete Rasmus Andresen sprach von einem „schwierigen Deal“, innerhalb der Partei herrschten gemischte Gefühle. „Es ist fraglich, ob das aktuelle Abkommen Menschlichkeit und Ordnung in der Einwanderungspolitik schaffen kann“, erklärte er.
Menschenrechtsgruppen haben davor gewarnt, dass Migranten in Flüchtlingslagern an den Außengrenzen der EU „gefängnisähnliche Bedingungen“ drohen. Sobald eine Einigung erzielt wird, wird es möglich sein, Asylbewerber direkt von dort abzuschieben, auch in sogenannte sichere Drittstaaten. Zu Ländern wie Italien und Österreich zählen Tunesien und Albanien. Das Abkommen des Vereinigten Königreichs mit Ruanda in Afrika stieß auch bei der EU auf großes Interesse. In Deutschland hat vor allem die CDU einen solchen Deal gefordert.
Manfred Weber, Präsident und Vorsitzender der Europäischen Volkspartei, nannte das EU-Abkommen einen „Meilenstein“ bei der Wiedererlangung der Kontrolle über die Grenzen. Allerdings äußerte das linke Lager scharfe Kritik:
Die Europaabgeordnete Cornelia Ernst (Linke) sprach von einem „historischen Kotau vor Europas Rechtspopulisten“. Das Abkommen stelle „die größte Verschärfung des europäischen Asyl- und Einwanderungsrechts seit Gründung der EU“ dar. Sprecher Mesola räumte auch ein, dass der Plan „nicht perfekt“ sei. Aber es zeigt die Handlungsfähigkeit der EU.
Die Zeit für eine Einigung wird knapp, da das Asylabkommen noch vor den Europawahlen Anfang Juni in Kraft treten soll. Moderate Parteien hoffen, den Rechtspopulisten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Meinungsforscher erwarten, dass das Wahlergebnis nach rechts tendiert.
Die Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament müssen dem Paket aus fünf Gesetzestexten noch förmlich zustimmen. Ständige Vertreter der Mitgliedstaaten hoffen, das Thema an diesem Tag aufgreifen zu können.
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Quelle: www.stern.de