EU-Länder einigen sich auf neue Schuldenregeln
Die Finanzminister der Europäischen Union einigten sich auf eine Reform der europäischen Schuldenregeln. Den spezifischen Gegebenheiten jedes Landes sollte stärker Rechnung getragen werden als bisher. Spaniens EU-Ratspräsidentschaft sagte, das Abkommen werde „Stabilität und Wachstum“ gewährleisten.
Nach langem Ringen einigten sich die EU-Finanzminister auf eine Reform der gemeinsamen Schuldenregeln. Die Ankündigung erfolgte am X durch die spanische Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union. Die Vereinbarung werde „Stabilität und Wachstum“ gewährleisten. Wie mehrere Diplomaten nach einer Videokonferenz der Finanzminister sagten, sollten Reformen unter anderem stärker als bisher die spezifischen Umstände jedes Landes berücksichtigen. Der Plan muss noch von den Ländern angenommen und mit dem Parlament verhandelt werden.
Neue Fiskalregeln für EU-Mitgliedstaaten seien realistischer und wirksamer, meint FDP-Bundesfinanzminister Christian Linder. Die Stabilisierungspolitik wurde verstärkt.
Lindner und der französische Außenminister Bruno Le Maire einigten sich am Dienstagabend im Vorfeld des 27-Nationen-Deals auf einen deutsch-französischen Vorschlag. Insbesondere die beiden großen Wirtschaftsmächte der Europäischen Union stehen sich seit Längerem in Streitigkeiten gegenüber. Ohne ein Abkommen zwischen Paris und Berlin wird ein Abkommen zwischen allen 27 Ländern nahezu unmöglich sein.
Monate des Kampfes
Nach Angaben der Bundesregierung sieht der Vorschlag des Nachbarlandes eine wirksamere Sicherheitslinie als bisher zur Reduzierung des Haushaltsdefizits und der Staatsverschuldung vor. Gleichzeitig sollten Investitionen und Strukturreformen in den Mitgliedstaaten stärker berücksichtigt werden. Le Maire lieferte am Dienstagabend auf „X“ gute Nachrichten für Europa und garantierte gesunde Staatsfinanzen und Investitionen für die Zukunft.
Die europäischen Finanzminister versuchen seit Monaten, einen Kompromiss zur Reform des sogenannten Stabilitäts- und Wachstumspakts zu finden. Es basiert auf einem Vorschlag der Europäischen Kommission vom April. Es sieht vor, hochverschuldeten Ländern mehr Flexibilität beim Abbau von Schulden und Haushaltsdefiziten aufgrund der Folgen der Corona-Krise und des Krieges in der Ukraine zu geben.
Die Vorschläge haben in der Hauptstadt für Kontroversen gesorgt. Beispielsweise fordert der Bund strenge und einheitliche Mindestanforderungen. Andererseits hat Frankreich als zweitgrößte Volkswirtschaft der EU nach Deutschland deutlich gemacht, dass es gegen einheitliche Regeln ist.
Länder müssen noch einen Konsens erzielen
Die derzeit geltenden Regeln besagen, dass die Verschuldung 60 % der Wirtschaftsleistung nicht überschreiten darf und die Haushaltsdefizite unter 3 % des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts gehalten werden sollen. Aufgrund der Coronavirus-Krise und der Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind sie vorübergehend bis 2024 ausgesetzt. Bisher mussten Staaten in der Regel jedes Jahr 5 % der Schulden über 60 % zurückzahlen. Eine Rückkehr zu den alten Regeln wird als Bedrohung für die wirtschaftliche Erholung Europas angesehen. Zudem wurden diese Regeln schon vor der Pandemie häufig missachtet – auch in Deutschland.
Bevor die neuen Regeln in Kraft treten können, müssen sie von den Ländern verabschiedet und mit dem Europäischen Parlament verhandelt werden. Es wird erwartet, dass die Gesetzgebung vor den Wahlen zum Europäischen Parlament fertiggestellt wird. Die Europawahlen finden Anfang Juni 2024 statt.
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Quelle: www.ntv.de