Wirecard-Skandal - Ernst & Young erhält formellen Sanktionsbescheid
Mehr als acht Monate nach der Entscheidung wurde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young offiziell über Sanktionen im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal informiert. Die Entscheidung gab ein Sprecher am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bekannt. Ob EY Berufung einlegen wird, war zunächst unklar, die Entscheidung wird derzeit geprüft. Anschließend werde über das weitere Vorgehen entschieden, hieß es in der Mitteilung.
Die Revisionsaufsichtsbehörde Apas hatte im April Sanktionen gegen Ernst & Young (EY) und einzelne Wirtschaftsprüfer angekündigt. Eine formelle Entscheidung steht jedoch inzwischen aus. EY prüft seit Jahren die angeblich gefälschten Bilanzen des ehemaligen DAX-Konzerns Wirecard.
Die Handelskammer Apas kam bei der Prüfung der Jahresabschlüsse von Wirecard für den Zeitraum 2016 bis 2018 zu dem Schluss, dass eine Verletzung der Berufspflichten vorlag. Nach bisherigen Angaben der Apas musste Ernst & Young eine Strafe von 500.000 Euro zahlen. Wirtschaftsprüfungsgesellschaften dürfen innerhalb von zwei Jahren keine Pflichtprüfungen bei gemeinnützigen Unternehmen durchführen. Dabei handelt es sich um sogenannte neue Aufgaben – bestehende Aufgaben sind davon ausgenommen. Dies ist die größte Operation, die Apas jemals durchgeführt hat.
Darüber hinaus wurden fünf Wirtschaftsprüfer mit Geldstrafen zwischen 23.000 und 300.000 Euro belegt. Zur Gesamthöhe des Bußgeldes machte Apas im April keine Angaben. Ob auch die Wirtschaftsprüfer benachrichtigt wurden, war zunächst unklar. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle der Apas war am Freitagnachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Der börsennotierte Zahlungsdienstleister Wirecard ist im Sommer 2020 pleite gegangen. Zuvor musste der Vorstand zugeben, dass angeblich auf Treuhandkonten in Südostasien gutgeschriebene Erlöse in Höhe von 1,9 Milliarden Euro nicht auffindbar waren. Der frühere Wirecard-Chef Markus Braun und zwei Mitangeklagte stehen seit Dezember 2022 in München wegen mutmaßlichen Betrugs, der kreditgebenden Banken Milliardensummen gekostet hat, vor Gericht. Braun bestreitet die Vorwürfe. Er wurde festgenommen.
Bis Donnerstag hatte die Münchner Staatsanwaltschaft Anklage gegen den ehemaligen Finanzvorstand von Wirecard erhoben. Ihm wurde vorgeworfen, mit anderen zusammengearbeitet zu haben, um Gruppenkäufe vorzutäuschen. Fiktive Finanzzahlen sollten die Aktienkurse in die Höhe treiben und Bankkredite sichern.
April APA-Ankündigung
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Quelle: www.stern.de