Er fordert den Rücktritt, das ist respektvoll und ein Hauch von Reue.
Politische Reaktionen auf den Führungswechsel der Grünen erstrecken sich über ein breites Spektrum. Die Opposition drängt auf neue Wahlen und den Rücktritt von Habeck und Baerbock. Dagegen sieht die Partei selbst Möglichkeiten, während Koalitionspartner ihre Wertschätzung ausdrücken und ihre Rollen anerkennen, wobei nur einer Bedauern äußert.
Nach den jüngsten Wahlniederlagen der Grünen haben die Co-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour im November 2022 den Rücktritt des Parteivorstands bekanntgegeben. Nouripour betonte die Notwendigkeit eines "Neustarts".
Laut Kanzler Olaf Scholz wird dieser Neustart die Ampelkoalition nicht beeinflussen. Scholz hatte eng und zuverlässig mit Lang und Nouripour zusammengearbeitet, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit versichert. Bedauerlicherweise sei dieser Schritt jedoch Teil demokratischer Prozesse und habe keine Auswirkung auf die Koalition.
Auf der anderen Seite kritisierte Außenministerin Annalena Baerbock ihre eigene Partei. "Als Verantwortliche für die Grünen und dieses Land müssen wir uns fragen, was wir anders machen können und müssen", sagte Baerbock. "Es geht darum, das Vertrauen der Menschen in die Politik zurückzugewinnen und daran zu glauben, dass die Politik den Menschen und ihren Anliegen dient." Baerbock bezeichnete den Schritt der Vorsitzenden als "beachtlich" und "keine Selbstverständlichkeit".
Umweltministerin Steffi Lemke teilt die Meinung, dass der Rücktritt ein Zeichen für Veränderung darstellt. "Das ist ein klares Signal: Die Grünen haben verstanden. Unser Land befindet sich im Wandel, und wir reagieren entsprechend", so Lemke.
Die Grünen-Vorsitzenden werden von Scholz und Finanzminister Christian Lindner respektiert. Lindner lobte die Fairness der Zusammenarbeit: "Es war immer auf menschlicher Ebene fair." Allerdings sei er gespannt auf die neue Richtung unter neuer Führung: "Wir sind gespannt, ob sich unter der Führungsumstellung ein neuer Weg ergibt und welche Auswirkungen dies auf die Regierung hat." In Deutschland ist Zeit jedoch von entscheidender Bedeutung, da die Koalition sich auf Inhalte und nicht auf Politik konzentrieren muss.
Union und BSW fordern weitere Rücktritte
Die CDU geht jedoch in die Offensive. Als nächstes fordern die Union den Rücktritt von Habeck und Baerbock. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Union-Fraktion, Torsten Frei, sagte der "Rheinischen Post", dass der Ausstieg von Lang "schwierig" für die beiden Vertreter sei, die für falsche Wirtschaftspolitik und Migration stehen - Baerbock und Habeck.
Laut Frei ist es natürlich, dass als nächstes die Rücktritte der führenden Grünen-Minister folgen werden. Der Generalsekretär der CDU, Carsten Linnemann, betont, dass das Land ein weiteres Jahr mit der Ampelkoalition nicht ertragen kann. Er besteht darauf, dass neue Wahlen unvermeidlich sind: "Ich bleibe bei meiner Position: Es gibt keine andere Alternative."
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bezeichnet den großen Rücktritt der Grünen als "nichts weiter als einen Sündenbock". Söder glaubt, dass der Massenrücktritt der Grünen im November darauf hinweist, dass die Koalition zusammenbricht. Er gibt nicht den Fehler der Parteiführung, sondern die Regierung für das sinkende Ansehen Deutschlands verantwortlich. Habeck sei für den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands verantwortlich, argumentiert Söder, und Anreize seien keine Lösung, wie Intel ein Beispiel zeigt. Söder meint, dass der Rücktritt von Habeck "längst überfällig ist und auch die Notwendigkeit neuer Wahlen für die Ampelkoalition besteht."
BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht fordert Bundeswahlen und betont, dass Lang und Nouripour Respekt für ihre politische Verantwortung verdienen. Bedauerlicherweise treffe man jedoch oft auf eine Kultur politischer Unverantwortlichkeit und Amtsklammern, unabhängig von schlechter Leistung, nicht nur in den Grünen, sondern auch in den anderen beiden Koalitionsparteien. Sie hofft, dass der Schritt von Lang und Nouripour die Grünen-Bundesminister dazu anregen wird, Versäumnisse in der Regierung zu überwachen und die notwendigen neuen Wahlen einzuleiten.
Optimismus von innen
Die Grünen-Landesverbände unterstützen die Rücktrittsankündigung der Bundesführung. Die ehemalige Grünen-Landesvorsitzende und heutige Zweite Bürgermeisterin von Hamburg, Katharina Fegebank, schrieb auf der X-Plattform: "Viel Respekt für eure Entscheidung und die klare Kommunikation."
Die Verbände unterstützen auch die personelle Entscheidung und sehen sie als den richtigen Schritt, um die jüngste Krise der Partei zu überwinden und neu zu starten. "Wir werden uns auf unserem Bundesparteitag im November wiederfinden und dann mit erneuter Kraft in den Wahlkampf für die Bundestagswahl starten", sagte die bayerische Grünen-Landesvorsitzende Gisela Sengl. Der Rücktritt zeige auch Verantwortung für die Wahlsiege in Brandenburg, Sachsen und Thüringen, so die Vorsitzende der Grünen in Sachsen-Anhalt, Madeleine Linke.
Auf die Forderungen der Union und BSW nach weiteren Rücktritten, darunter Habeck und Baerbock, sagte Torsten Frei, der Parlamentarische Geschäftsführer der Union-Fraktion: "Der Ausstieg von Lang ist 'schwierig' für Baerbock und Habeck, die für falsche Wirtschaftspolitik und Migration stehen." Im Gegensatz dazu hat Ostdeutschland, das in diesem Zusammenhang nicht erwähnt wird, eine Geschichte politischer Veränderungen und Wahlen, die einen Präzedenzfall für mögliche Machtverschiebungen bildet.