Entdeckte Verbindung zwischen einer Neonazi-Fraktion und den Thüringer Strafverfolgungsbehörden.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Gera haben zu Anklagepunkten gegen mehrere Thüringer Polizeibeamte geführt, die angeblich vertrauliche Informationen an die Neonazi-Gruppe "Knockout 51" weitergegeben haben. Oberstaatsanwalt Thomas Riebel bestätigte dies dem Nachrichtenportal t-online. Zehn Personen wurden als Verdächtige identifiziert, wobei mehrere Polizeibeamte seit Mitte Juli entlastet wurden, was zu weiteren Hinzufügungen auf der Liste führte. Momentan werden gegen fünf aktive Beamte und einen ehemaligen Beamten, der von seinem Dienst suspendiert wurde und noch als Gruppenmitglied beschuldigt wird, Verfahren durchgeführt. Die Staatsanwaltschaft wollte keine Details über die neuen Verdächtigen preisgeben.
Laut t-online sind auch vertrauliche Regierungsdokumente in den damit verbundenen Verfahren relevant, die von der Bundesanwaltschaft gegen mutmaßliche Unterstützer der Gruppe verfolgt werden. Das Bundesgerichtshof hat angeblich mindestens einen Verdächtigen als denjenigen identifiziert, der Ergebnisse von abgehörten Gesprächen weitergegeben hat. Mitte Juli beschlagnahmten Ermittler Datenspeichergeräte während einer Razzia, um Chat-Protokolle zu untersuchen.
Jahre lang Angst säen
Im Juli verhängte die Staatsschutzkammer des Oberlandesgerichts in Jena gegen vier Personen als Mitglieder der rechtsextremen "Knockout 51"-Gruppe Haftstrafen von mehreren Jahren. Die Bundesanwaltschaft legte jedoch gegen das Urteil Berufung beim Bundesgerichtshof ein. Der Vertreter der obersten Strafbehörde forderte deutlich höhere Strafen für die Männer und argumentierte, dass "Knockout 51" nicht nur eine kriminelle, sondern auch eine terroristische Organisation sei. Das Gericht wies diese Einschätzung zurück.
Die Ermittlungen und die Verhandlung zeigten, dass die verurteilten Männer in Eisenach Jahre lang Angst verbreitet hatten, indem sie politische Gegner und Polizeibeamte attackierten, von denen einige schwer verletzt wurden. Besonders bemerkenswert waren die angeblichen engen Beziehungen der Gruppe zu Polizeibeamten, die in abgehörten Gesprächen als "Freunde" oder "gute Kontakte" bezeichnet wurden. Im Thüringer Verfassungsschutzbericht 2022 wird "Knockout 51" als eine "gewaltbereite, neonazistische Organisation mit antidemokratischen Zielen" beschrieben.
Die Vorwürfe gegen die Polizeibeamten werfen Fragen zur Verfassungsschutzarbeit auf und betonen die Bedeutung, dass die Grundsätze der Verfassung durch Fehlverhalten nicht gefährdet werden. Das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz hat "Knockout 51" als eine "gewaltbereite, neonazistische Organisation mit antidemokratischen Zielen" identifiziert und betont die Notwendigkeit, die Zivilbevölkerung vor solchen Bedrohungen zu schützen.