- Einer von neun Haushalten bezahlt für Wohnung
Tausende von Empfängern von Bürgergeld müssen für Miete und Heizkosten extra bezahlen, weil ihre Unterkunft als unangemessen gilt. Laut Antwort des Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag war dies im vergangenen Jahr bei etwa einem von neun Haushalten, die Bürgergeld erhalten, der Fall. Im Durchschnitt mussten sie monatlich rund 103 Euro aus eigener Tasche dazubezahlen.
Prinzipiell sollen Miete und Heizung für Bürgergeldempfänger vom Staat übernommen werden, aber nur wenn sie angemessen sind. Hierfür dürfen Miete und Größe der Unterkunft bestimmte regional festgelegte Grenzen nicht überschreiten. Wer in einer zu großen Wohnung lebt, soll umziehen oder zum Beispiel ein Zimmer untervermieten.
Soziale Verbände kritisieren seit langem, dass viele Mietobergrenzen unrealistisch sind. Oft haben die Betroffenen keine Chance, eine günstigere Wohnung zu finden. Sie müssen immer höhere Beträge bezahlen - und dann fehlt das Geld für Essen, Kleidung und Bildung. "Wer mit Bürgergeld eine Wohnung in Innenstädten bekommt, muss extra bezahlen und sich das aus dem Mund sparen", sagte die Linken-Abgeordnete Caren Lay der Deutschen Presse-Agentur.
Laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales bekamen im vergangenen Jahr fast 320.000 Bürgergeldhaushalte keine vollständige Erstattung der Wohnkosten. Sie mussten durchschnittlich rund 111 Euro monatlich aus eigener Tasche für die Miete bezahlen - mehr als ein Fünftel der Kosten. Wer extra für die Heizung bezahlen musste, musste durchschnittlich rund 55 Euro monatlich aus eigener Tasche dazubezahlen. Haushalte mit Kindern mussten im Durchschnitt rund 124 Euro pro Monat dazubezahlen.
Höchste zusätzliche Zahlungen in Berlin
Regional gibt es große Unterschiede. Den höchsten Anteil an Bürgergeldhaushalten mit zusätzlichen Zahlungen gab es zuletzt in Rheinland-Pfalz (17 Prozent), gefolgt von Baden-Württemberg (15 Prozent), Saarland (14,5 Prozent) und Niedersachsen (14 Prozent). Bürgergeldempfänger in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen mussten am wenigsten extra bezahlen, wo es noch relativ viele günstige Wohnungen gibt.
Bürgergeldhaushalte in Berlin mussten die höchsten zusätzlichen Beträge bezahlen. Sie mussten im Durchschnitt fast 160 Euro monatlich aus eigener Tasche dazubezahlen und hatten mehr als ein Fünftel ihrer Wohnkosten übrig.
Obwohl eine Übergangsfrist eingeführt wurde, hat sich die Lücke bei den Wohnkosten wieder vergrößert, beklagte die Linken-Abgeordnete Heidi Reichinnek. Seit der Einführung von Bürgergeld wird die Kaltmiete neuer Empfänger für ein Jahr nicht auf Angemessenheit geprüft, sondern immer vollständig übernommen.
Langzeitempfänger, darunter viele Alleinerziehende, Pflegepersonen und Aufstocker, bleiben auf der Strecke, sagte Reichinnek. "Sie müssen immer noch den Rest aus dem Grundbetrag aufbringen, der angeblich für Essen und Kleidung da ist. Das finde ich unerträglich." Die Kostengrenzen sollten erhöht werden, damit eine Wohnung mit ihnen gemietet und geheizt werden kann.
Der Bundestag wurde von der Linken befragt, warum Bürgergeldempfänger für Miete und Heizung so hohe zusätzliche Kosten haben, obwohl ihre Unterkünfte von der Bundesregierung als unangemessen eingestuft werden. Trotz der vom Staat festgelegten regionalen Grenzen für die Wohnkostenerstattung kämpfen viele Bürgergeldhaushalte immer noch damit, eine günstige Unterkunft zu finden.