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Ein Wohnpsychologe gibt einen Rat: Welche Wohnung ist für mich richtig?

Suche nach der richtigen Unterkunft

Kann man von aussen in die Wohnung sehen? Diese Frage kann auch eine Rolle spielen, wenn man nach...
Kann man von aussen in die Wohnung sehen? Diese Frage kann auch eine Rolle spielen, wenn man nach dem perfekten neuen Zuhause sucht.

Ein Wohnpsychologe gibt einen Rat: Welche Wohnung ist für mich richtig?

Zu klein, zu dunkel, zu teuer! Und wir hätten lieber Parkett: Wohnungssuche kann oft stressig sein. Es ist gut, wenn man wenigstens weiß, was man wirklich will - und was verzichtbar ist.

Badewanne, Grünblick - und ein Balkon wäre auch nett: Wer eine Wohnung sucht, hat mehr im Sinn als nur die Anzahl der Zimmer und die maximale Miete. Besonders in angespannten Wohnungsmärkten müssen Mieter oft auf eine oder zwei Ideen verzichten, um etwas erschwingliches zu finden. Zum Beispiel den Wunsch nach bodentiefen Fenstern.

Aber welche Ideen kann man leicht gehen lassen und trotzdem glücklich leben? Und welche sollte man festhalten? Und wie findet man heraus, was einem in der neuen Wohnung wirklich wichtig ist?

Die Hamburger Wohnpsychologin Melanie Fritze hat Tipps für Menschen auf der Suche nach einer neuen Bleibe.

Eigenen Bedürfnisse abwägen

Um sich darin wohlzufühlen, muss eine Wohnung unsere Bedürfnisse erfüllen. Laut Wohnpsychologin Melanie Fritze sind das principalmente Sicherheit, Privatsphäre, Gemeinschaft, Entspannung, Ästhetik und Selbstausdruck. Positive Selbstpräsentation spielt auch eine Rolle. "Das bedeutet einfach, dass das Zuhause auch meinen Status oder meine Werte widerspiegelt, was mir wichtig ist", sagt die Diplom-Psychologin.

Alle haben wir diese Bedürfnisse, sagt Fritze. "Aber wie stark sie ausgeprägt sind, ist sehr individuell." Und es ist am besten, sich darüber im Klaren zu sein, bevor man mit der Wohnungssuche beginnt oder gar einen Mietvertrag unterschreibt. Denn oft lassen wir uns allein von Wohntrends leiten. "Aber was wir oft vergessen, ist zu fragen: Passt die Wohnung auch zu mir und meinen Bedürfnissen?"

Fritze gibt ein Beispiel: die derzeit beliebten bodentiefen Fenster. "Vielleicht ziehe ich in eine Wohnung und mag es dort hell mit den großen Fenstern", sagt sie. "Aber wenn mein Bedürfnis nach Privatsphäre hoch ist und es eine Erdgeschosswohnung ist, mit Menschen, die vorbeigehen, dann werde ich auf Dauer nicht damit glücklich, weil ich mich beobachtet fühle und nicht richtig entspannen kann."

Daher sollte man sich vorher fragen: "Wie wichtig ist es mir, unbeobachtet oder allein zu Hause zu sein?" Wenn das Bedürfnis hoch ist, kann man darauf achten, dass die neue Wohnung Nischen hat. "So dass nicht überall Fenster sind, sondern man auch geschützte Ecken für die Couch oder auf dem Balkon oder der Terrasse hat."

Wenn es einem wichtig ist, seine Umgebung individuell gestalten zu können, ist das Bedürfnis nach Selbstausdruck hoch, sollte man sich bei Besichtigungen fragen: "Kann ich hier noch nach meinen Wünschen ändern? Bietet die Wohnung Möglichkeiten zur Veränderung für mich?", sagt Fritze. Dann wird man wohl auch nicht glücklich mit einer schönen, aber möblierten Wohnung.

Wie sieht mein Alltag aus, was ist meine aktuelle Situation?

Wie unsere Wohnbedürfnisse aussehen, hängt von unserer aktuellen Lebenssituation ab. Darauf sollte man einen genauen Blick werfen - und darüber nachdenken, was in einer Wohnung seinen Alltag erleichtern könnte, was ihn erschweren könnte. Denn oft sind es zunächst scheinbar unwichtige Macken einer Wohnung, die einem später richtig stören können, sagt Fritze.

Ein Beispiel von der Wohnpsychologin: ein langer Flur zwischen Küche und Esszimmer. "Vielleicht schaut man sich die Wohnung an und sagt: Na ja, es wäre schön, wenn Küche und Esszimmer näher beieinander wären. Aber das ist auch okay." Für Singles könnte das gelten. "Aber mit einer Familie würde dieser kleine Unterschied viel Aufwand über die Zeit bedeuten", sagt Fritze. "Weil man immer das Geschirr hin und her bringen muss. Das sind kleine Unannehmlichkeiten, die auf die Dauer enorm unzufrieden machen können."

Quadratmeter sind nicht alles

In Immobilienportalen Suchfiltern sieht man viele Menschen, die die Mindestquadratmeterangabe für ihre neue Wohnung angeben. Doch Fritze rät, sich nicht darauf zu fixieren. Die Aufteilung ist wichtiger. "Man kann zwei identische Wohnungen in Quadratmetern haben, aber eine kann sich viel größer anfühlen oder die andere viel kleiner aufgrund einer anderen Aufteilung."

Außerdem sollte man den Stauraum nicht unterschätzen. Man könnte viel dafür brauchen, für Hobbys oder wenn man Kinder hat. "Ich muss davon ausgehen, dass ich mehr Stauraum brauche", sagt Fritze. "Eine Wohnung mit vielen tollen Eigenschaften, aber ohne Stauraum wird auf die Dauer unangenehm, weil es keinen Platz zum Wegpacken gibt."

Es ist auch hilfreich, die Fensterplatzierung zu berücksichtigen. "Fenster auf mehreren Seiten in einem Raum können den Raum viel angenehmer und größer wirken lassen", sagt Fritze.

Lage, Lage, Lage

Oft mindestens so wichtig wie die Wohnung selbst ist die Umgebung. Zum Beispiel könnte jemand, der allein lebt und Gemeinschaft schätzt, nicht glücklich mit der schönsten Wohnung sein, wenn auf einmal alle Freunde und Bekannten auf der anderen Seite der Stadt wohnen oder wenn die Verkehrsanbindung so schlecht ist, dass man sich kaum noch sieht.

Mit zunehmendem Alter kann die Umgebung eine große Rolle spielen, sagt Fritze. "Es ist hilfreich, wenn Dinge wie der Supermarkt oder der Arzt in der Nähe sind. Oder zumindest die richtige öffentliche Verkehrsanbindung." Und jemand mit Kindern könnte mehr von einem Spielplatz im Hof profitieren, den man vom Fenster aus beobachten kann, als von fünf mehr Quadratmetern Wohnfläche oder einer Badewanne.

Beim Evaluieren von Immobilienpreisen ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse und Prioritäten zu berücksichtigen. Zum Beispiel könnte man bereit sein, auf eine größere Wohnfläche zu verzichten, um eine Wohnung mit weniger Fenstern oder eine in einem weniger belebten Gebiet zu finden, wenn man Privatsphäre mehr schätzt. Oder man ist bereit, einen Aufpreis zu zahlen, um eine unmöblierte Wohnung nach eigenen Wünschen gestalten zu können, wenn Selbstausdruck durch den Wohnraum wichtig ist.

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