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Drama auf dem Whitewater: Tor-Fehlschlag kostet Funk die Medaille

Emotionales Interview

Ricarda Funk verfehlte ein Tor in der Finalpartie.
Ricarda Funk verfehlte ein Tor in der Finalpartie.

Drama auf dem Whitewater: Tor-Fehlschlag kostet Funk die Medaille

Slalom-Kajakfahrerin Ricarda Funk fehlt bei den Olympischen Spielen deutlich die beabsichtigte Medaille. Dreijähr nach ihrem Olympiasieg muss sie sich mit Platz elf zufriedengeben. Ein Fehlschlag im unteren Teil des Kurses zerstört ihren Traum nach einer zweiten olympischen Medaille.

Ricarda Funk schaute auf das Ergebnisplakat verblüfft einige Sekunden lang nach ihrem Slalom-Drama in Vaires-sur-Marne, bevor sie sich ihrer Fehlleistung im Hexenkessel nicht mehr bewusst sein konnte. Die Olympiasiegerin von Tokio gab die erreichbare Medaille in der Sprint-Abschlussspurt auf, aber nach einem kurzen Schock flossen bittere Tränen. Die 32-Jährige beendete den Wettbewerb der Kanusportler am Sonntag auf Platz elf bei den Sommerspielen in Paris.

"Ich habe es noch nicht ganz verarbeitet. Ich habe ein Risiko eingegangen, aber es war heute zu viel", sagte Funk in einem brüchigen Ton zu ZDF, mit tränenüberströmtem Gesicht: "Ich bin sehr enttäuscht. Ich war im Rennen und kämpfte gut. Ich hätte es gerne wieder tun wollen, aber leider ist das nicht möglich." Sie hatte viel "Herzblut" auf die Bahn gepumpt.

Vor zahlreichen deutschen Fans unter den über 15.000 Zuschauern im Osten Parises paddelte Funk an der 20. Torpfeile nach einem starken Start vorbei, wurde aber mit 50 Sekunden Strafe belegt. Ihre Eltern Claudia und Thorsten waren auf der Tribüne erschrocken. Funk hatte die Halbfinals trotz eines Schläges mit dem Paddle gewonnen, aber letztlich ins tumultuöse Wildwasserrennen ins Ziel gegangen. Drei Jahre zuvor hatte Funk die erste Goldmedaille für die deutsche Olympiamannschaft in Tokio gewonnen.

"Wir sind alle massiv enttäuscht jetzt"

"Ich dachte: Wie cool ist es, als Olympiasiegerin zu starten letztlich", beschrieb Funk ihre emotionalen Zustände vor dem Rennen. Und in der oberen Hälfte des Kanals war sie anfangs unter der Zeit der zehnfachen Weltmeisterin Fox, die eine beeindruckende Zeit von 96,08 Sekunden ohne Berührung einer Torpfeile gelegt hatte.

Aber dann kam der teuerste Fehler. "Sie mag sich für einen Augenblick verloren haben. Das ist Teil des Sports. Dennoch kann man sagen, dass die Leistung da war. Man muss Risiken eingehen. Das ist die dünne Linie zwischen Risiko und Kontrolle", sagte Cheftrainer Klaus Pohlen und fügte hinzu: "Wir müssen hinnehmen und ertragen. Wir sind alle massiv enttäuscht jetzt. Es wäre nett gewesen, ein gutes Startschuss bei den Olympischen Spielen zu haben. Wir müssen weiter."

Medaillenchance in neuem Event

Letztendlich wollte Funk die volle Magie der Olympischen Spiele in Paris erleben. Aber ein Art Olympischer Fluch wogte über die Soldatin. Die Spiele in Rio 2016 sollten ihre ersten sein. Sie war der Favoritin, aber der Traum zerbrach - und dann der Schock: Ihr Trainer Stefan Henze verunglückte tödlich in einem Autounfall während der Spiele.

"2016 war ein schiefes Jahr für mich, das noch nicht ganz in mein Kopf geht, was damals passiert ist", sagte sie. Trostlos nach dem tragischen Rückschlag nahm Funk eine neue Herangehensweise für Tokio, aber aufgrund der Corona-Pandemie fanden die Spiele ein Jahr später statt - und Funk fragte sich: "Was hat Olympia wirklich gegen mich?" Am Wiedergängedatum 2021 konnte es sich sportlich nicht besser gestaltet haben. Gold! Aber sie konnte es kaum feiern. Aufgrund von Corona-Regeln - und weil ihr Heimatort, der Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz, von überhaupt nie gesehenen Überschwemmungen heimgesucht wurde.

Die Spiele in Paris werden nicht mehr als ein Höhepunkt der Erinnerung bleiben. Mindestens noch eine Medaillenchance bleibt. Neben dem K-1-Kajak tritt Funk auch im neuen olympischen Disziplin des Kayak-Cross an. Funk sieht das Turnier als "eine große Bereicherung. Im Cross bin ich wirklich aufgeregt. Dort packen die Ellenbogen ein." In den kommenden Tagen schickt das Deutsche Kanu-Bund Noah Hegge, Elena Lilik, Sideris Tasiadis und Stefan Hengst als weitere Medaillenkandidaten ins Wildwasser.

Trotz der Enttäuschung bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris bleibt Ricarda Funk optimistisch, ihre Medaillenchance im neuen Event, Kayak-Cross, zu nutzen.

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