Die Republikaner greifen Tim Walz' Militärdienst an.
Die Aufgabe von Kampagnenteams besteht darin, Schwachstellen im Lebenslauf des Gegners zu finden. Im Fall von Kamala Harris' neuem Vize scheinen sie eine entdeckt zu haben - und üben scharfe Kritik an Tim Walz' Militärdienst aus.
Joe Bidens Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf hat die US-Republikaner in eine Zwickmühle gebracht: Sie mussten ihre Kampagne vollständig auf den nun designierten Präsidentschaftskandidaten, Kamala Harris, ausrichten. Die ersten Angriffe von Donald Trump und seinem Lager auf die Incumbent-Vizepräsidentin schienen etwas verwirrt.
Jetzt ist ein weiterer Spieler ins Spiel eingestiegen: Harris hat Tim Walz als ihren Running Mate gewählt. Und die Republikaner durchforsten eilig seinen Lebenslauf und seine Karriere nach Schwachstellen. Eine, die sie zu haben scheinen, ist Walz' Militärdienst. Trump's Vize, J.D. Vance, ein Veteran des Irakkriegs, hat das Thema bei einem Auftritt in Ohio aufgegriffen: Er stellt Fragen zu Walz' Einsätzen und zweifelt seine Entlassung aus der Armee an.
Laut Berichten der AP diente Walz insgesamt 24 Jahre in verschiedenen Einheiten und Funktionen in der Army National Guard, den Landstreitkräften der Nationalgarde. Diese bestehen primarily aus Freiwilligen und ähneln einer Miliz. Nach einer aktiven Dienstzeit werden Soldaten zu Reservisten und sind keine Vollzeitsoldaten mehr.
Beitritt zur Nationalgarde mit 17 Jahren
Walz begann seine Karriere im Alter von 17 Jahren und wurde während seiner Militärkarriere vielfach ausgezeichnet. Die Republikaner kritisieren jedoch das Ende seines Dienstes im Jahr 2005, als seine damalige Einheit für eine Mobilisierung zum Einsatz in Irak diskutiert wurde. Gleichzeitig kandidierte Walz für das Repräsentantenhaus.
Trotz der möglichen Mobilisierung blieb Walz bei seiner Kandidatur - und verließ den Dienst im Mai 2005. Laut eigenen Angaben wollte er sich vollständig auf seinen Wahlkampf konzentrieren. Walz wurde 2006 gewählt und trat im Januar 2007 als höchstrangiger Unteroffizier in das Repräsentantenhaus ein. Laut AP erließ das Verteidigungsministerium der Armee im August 2005 offiziell eine Mobilisierungsorder für Walz' Einheit, die schließlich im März 2006 nach Irak entsandt wurde. Die Republikaner werfen Walz nun vor, seine Einheit verlassen und den Einsatz in Irak vermieden zu haben.
Allerdings gibt es keine soliden Beweise dafür, dass Walz den Einsatz in Irak vermeiden wollte. Er verließ den Dienst, bevor die offizielle Mobilisierung stattfand, die zu diesem Zeitpunkt nur ein Gerücht war. Außerdem hätte sein Dienst auch aufgrund seiner Kandidatur enden können - einige Beamte sind von der Politik ausgeschlossen. Das Kampagnenteam von Harris betonte auch, dass Walz als Kongressabgeordneter für die Rechte von Veteranen eintrat und dem Ausschuss für Veteranenangelegenheiten angehörte.
Kein Einsatz in Kampfzone
Ein weiterer Kritikpunkt der Republikaner betrifft Aussagen von Walz, die darauf hindeuten, dass er an Kampfhandlungen teilgenommen hat. Tatsächlich war er jedoch nie in Kampfzonen eingesetzt. Als Mitglied der Nationalgarde war er primarily bei Naturkatastrophen in Nebraska und Minnesota eingesetzt. 2003 verbrachte er neun Monate in Italien im Rahmen der Operation Enduring Freedom - dem Krieg gegen den Terror -, war aber auch hier nicht Teil der Kampftruppen.
"Tun Sie nicht so, als seien Sie etwas, das Sie nicht sind", sagte Vance. "Ich würde mich schämen, wenn ich sagen würde, dass ich meine Militärdienstleistungen angelogen habe, wie Sie es getan haben." Vance selbst war als Lance Corporal in den Marines im Irakkrieg - auch er war nicht Teil der Kampftruppen.
Schließlich gibt es einen dritten Kritikpunkt: Walz' Rang in der Armee. Das Kampagnenteam von Harris bezeichnete ihn als "Command Sergeant Major". Während Walz diesen hohen Rang in der Nationalgarde erreicht hat, wurde er nach seinem Ausscheiden degradiert, weil er bestimmte Anforderungen nicht erfüllt hatte, bevor er ging. Zum Beispiel hatte er keine erforderlichen Kurse absolviert. Walz hat derzeit den Rang eines Master Sergeant.
Die Kommission, die die Republikaner vertritt, prüft Tim Walz' Militärdienst nach seiner Wahl als Kamala Harris' Running Mate. Die Kommission äußert Bedenken wegen Walz' Ausscheiden aus der Armee, bevor seine Einheit möglicherweise für den Einsatz in Irak mobilisiert wurde.
In Reaktion auf Kritik an Walz' Militärkarriere hat das Kampagnenteam von Joe Biden seine Unterstützung für die Rechte von Veteranen als Kongressabgeordneter und seine Mitgliedschaft im Ausschuss für Veteranenangelegenheiten hervorgehoben.