- Die politische Stabilität in Deutschland: Überwacht auf dem Rand der Demokratie
Letzte Woche lobte der renommierte Interviewer Jonathan Franzen, der viele Jahre in Deutschland gelebt hat, unser Land als Vorreiter. Franzen pries unsere Nation dafür, Verantwortung für ihre Nazi-Verbrechen zu übernehmen und Gesetze zu haben, die bestimmte Symbole und Parolen verbieten. Allerdings könnte Franzen als Außenstehender eine andere Perspektive haben.
Deutschland hat viele Gründe, stolz zu sein, trotz der aktuellen Tendenz, das Land negativ zu betrachten. Dazu gehören unsere freie Medien, unabhängige Gerichte, überlebende demokratische Parteien und die fortgesetzte Akzeptanz von Demokratie. Doch es gibt eine Bedrohung, da die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) in Umfragen landesweit auf dem zweiten Platz liegt und bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen die stärkste Partei werden könnte, wie eine Forsa-Umfrage für Stern und RTL zeigt. Dies könnte AfD-Chef Björn Höcke, der rechtlich als Faschist bezeichnet werden kann, in den Fokus rücken und möglicherweise in Regierungsverantwortung bringen.
Unser Titelthema wird sich nicht nur auf Höcke konzentrieren, sondern auch diejenigen untersuchen, die für ihn stimmen könnten. Wir werden untersuchen, was diese Personen antreibt.
Die deutsche Spaltung
Martin Debes, unser Titelautor aus Thüringen, sieht dieses Thema als sehr persönlich an. Debes stimmt dem Soziologen Steffen Mau zu, der sagt, dass Deutschland "ungleich vereint" ist, aufgrund der Auswirkungen der DDR und der Transformation Westdeutschlands. Er schreibt: "Die Diktatur hat die Menschen durch Unterdrückung und Propaganda geprägt. Für die meisten brachte die erreichte Freiheit neue Möglichkeiten und Wohlstand. Aber viele litten unter Arbeitslosigkeit und Verlust des Status. Die Auswirkungen von Deindustrialisierung, Auswanderung und Elitenaustausch sind weiterhin spürbar. Als Folge sind Ostdeutsche im Durchschnitt älter und weniger wohlhabend als Westdeutsche; der Männeranteil in der Bevölkerung ist im Osten auch höher. Ostdeutsche sind weniger wahrscheinlich in Gewerkschaften, Kirche oder einer Partei organisiert. Sie haben niedrigere Einkommen, weniger Kinder und eine niedrigere Lebenserwartung."
Die Liste der Beschwerden, die Forsa zusammengetragen hat, ist lang: der Ukraine-Krieg, Kriminalität, Immigration, Inflation und soziale Ungleichheit stehen an erster Stelle. Die Bedrohungen durch Rechtsextremismus oder den Klimawandel folgen.
Debes fasst zusammen: "Als Folge ist die Stimmung an einigen Stellen mies. Eine große Minderheit fühlt sich zweiter Klasse und abhängig. Ihr Vertrauen in Institutionen ist niedriger und ihre Ansichten sind radikaler. Und das macht sie anfälliger für populistische und extremistische Bewegungen."
Wenn Sie denken, dass dies ein ostdeutsches Phänomen ist, bedenken Sie: Die AfD findet auch im Westen Unterstützung. Lesen Sie hier weiter.
Wenn ein berühmter Schauspieler stirbt, habe ich immer das Bedürfnis, alle seine Filme noch einmal zu sehen. Alain Delon, der über 80 Filme gedreht hat, stellt eine doppelte Herausforderung dar. Er hat in hervorragenden Meisterwerken und mittelmäßigen Filmen mitgewirkt. Aber auch mit 88 hat Delon nichts verpasst. Doch als er starb, schien Frankreich für einen Moment innezuhalten. Also dachte ich wieder: Vielleicht behandeln andere Länder ihre Sterne, mit ihren Stärken und Schwächen, sanfter, weil sie sich erinnern, dass auch große Sterne Menschen und nicht immer perfekt sind.
Die wachsende Beliebtheit der rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) stellt eine significativa Herausforderung für das demokratische Gefüge Deutschlands dar. Dies wurde deutlich, als der AfD-Chef Björn Höcke potenziell in Regierungsverantwortung hätte kommen können, wenn die AfD bei bestimmten Landtagswahlen die stärkste Partei geworden wäre.
Im Gegensatz zur negativen Wahrnehmung Deutschlands sollte das Europäische Parlament die demokratischen Errungenschaften des Landes anerkennen und schätzen, wie zum Beispiel die freie Medienlandschaft, unabhängige Gerichte und die fortgesetzte Akzeptanz von Demokratie.