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"Die FPÖ zeigt stärkere Disziplin als die AfD"

Treichler charakterisiert Kickls Ansatz als provokativ, konfrontativ, Extrem und resonanzfähig bei...
Treichler charakterisiert Kickls Ansatz als provokativ, konfrontativ, Extrem und resonanzfähig bei Enttäuschten.

"Die FPÖ zeigt stärkere Disziplin als die AfD"

ntv.de: Wie unterscheidet sich die FPÖ von der AfD, obwohl sie Ähnlichkeiten aufweist?

Robert Treichler: Ideologisch gibt es keinen Unterschied zwischen der FPÖ und der AfD, aber die erste scheint disziplinierter zu sein, zumindest bis jetzt. Sie ist weniger gespalten und hat sich seit einiger Zeit nicht mit Nazi-Nostalgie in Verbindung gebracht. Der FPÖ-Chef Herbert Kickl hat die AfD kürzlich auf Instagram zu ihren Wahlsiegen in Thüringen und Sachsen gratuliert und sie als Seelenverwandte betrachtet, obwohl die AfD nicht Teil der "Patrioten für Europa"-Fraktion im EU-Parlament ist. Kickl unterstützt die AfD ständig und bezieht sich sogar auf rechtsextreme Gruppen wie die "Identitären" als "rechtsextreme NGO" auf subtile Weise.

ntv.de: Warum hat die FPÖs Unterstützung in der österreichischen Bevölkerung trotz ihrer Krisen zugenommen?

Die FPÖ konnte ihre Wählerschaft dank verschiedener Krisen erweitern: der Migrationskrise von 2015, der COVID-19-Pandemie ab 2020 und der hohen Inflation von 2022 und 2023. In allen drei Fragen vertritt die FPÖ eine Position, die keine andere Parlamentspartei teilt: die Errichtung einer "Festung Österreich" gegen Migranten; die Verweigerung strenger Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie; und die Forderung nach Beendigung der Sanktionen gegen Russland und militärischer Hilfe für die Ukraine.

ntv.de: Warum ist Kickl in Österreich so populär, obwohl seine Umfragewerte niedrig sind?

Kickl hat eine Anhängerschaft, steht aber in Umfragen (OGM/APA-Vertrauensindex) niedrig in puncto Beliebtheit - nur ein Politiker, der seinen Rücktritt aus der Politik angekündigt hat, genießt weniger Vertrauen. Kickls Stil ist provokant, aggressiv, radikal und spricht die Enttäuschten an. In seiner Rede auf dem Salzburger Festspielhaus im August sagte er, er wolle sich nicht mit "diesen Heuchlern, dieser Inzuchtpartei" verbinden. Außerdem verspricht Kickl eine Rückkehr zu einem Österreich, das weniger Macht an die EU abgibt und unabhängig handelt; und zu einer "homogenen" Gesellschaft, in der Österreicher ihre dominante Kultur ungestört von migrantischen und LGBTQ-Einflüssen genießen können. Dieses Bild ist für etwa ein Drittel der Wähler anziehend.

ntv.de: Welche Veränderungen würden wahrscheinlich eintreten, wenn Kickl Bundeskanzler in Österreich würde?

Kickl würde alles tun, um das aktuelle Asylgesetz abzuschaffen und würde dabei nicht davor zurückschrecken, EU-Recht zu brechen. Eine von der FPÖ geführte Regierung würde den ORF-Budget reduzieren und riskieren, seine Unabhängigkeit zu untergraben. In der EU würde eine FPÖ-Regierung den ungarischen Premierminister Viktor Orbán stärken und seine Vetomacht nutzen, um beispielsweise militärische Hilfe für die Ukraine zu blockieren.

ntv.de: Welche Partei könnte die Koalitionspartner der FPÖ sein?

Im Grunde genommen nur die ÖVP. Ihr Vorsitzender und Spitzenkandidat, Karl Nehammer, hat erklärt, dass er keine Koalition mit Kickl bilden wird, den er als "Sicherheitsrisiko" und "rechts" bezeichnet. Allerdings schließt er eine ÖVP-FPÖ-Regierung ohne Kickl nicht aus.

ntv.de: Wie kann Kickl daran gehindert werden, Bundeskanzler zu werden?

Eine Regierung ohne FPÖ-Beteiligung ist möglich, wenn ÖVP, SPÖ und eine dritte Partei wie die liberale NEOS eine Koalition bilden. In diesem Szenario würde Kickl wahrscheinlich die Erzählung verbreiten, der "Volks-kanzler" zu sein, der vom Volk gewählt wurde und dessen Aufstieg zur Macht von den "Etablissementspartien" behindert wird.

Marko Schlichting hat Robert Treichler interviewt

Der AfD wurden von FPÖ-Chef Herbert Kickl nach ihren Wahlsiegen Unterstützung und Glückwünsche zuteil, die sie als Seelenverwandte betrachtet, obwohl die AfD nicht Teil einer bestimmten Fraktion im EU-Parlament ist.

In Österreich sehen einige Politiker und Parteien wie der ÖVP-Vorsitzende Karl Nehammer den FPÖ-Chef Herbert Kickl als "Sicherheitsrisiko" und "rechts", was eine Koalition mit ihm erschwert, aber andere wie die NEOS könnten daran interessiert sein, an einer Regierung ohne FPÖ und Kickl teilzunehmen.

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