- Die Evakuierungsinstrumente sind in Alarmbereitschaft.
Wenn die Situation im Nahen Osten eskaliert, könnte die Lage für Tausende Deutsche schnell von einer angespannten Situation in unmittelbare Gefahr umschlagen. Die Bundeswehr hält Soldaten, Flugzeuge und Material bereit, um ihre eigenen Bürger sowie Bürger freundlicher Staaten in früheren Fällen zu retten. Diese Aufgabe ist Teil der Nationalen Krisenmanagement (NatKV) der Bundeswehr. Allerdings können Soldaten nicht zwangsläufig eingesetzt werden.
Was ist die aktuelle Situation?
Deutsche im Ausland werden aufgefordert, sich in die Krisenvorbereitungsliste des Auswärtigen Amts (AA) einzutragen. Sie werden per E-Mail oder SMS über die Krisensituation, Abreiseoptionen und später auch Evakuierungsmaßnahmen und Sammelpunkte informiert. Erfahrungen zeigen, dass anfängliche Aufrufe zur Abreise selten vollständig befolgt werden. Dies kann aus beruflichen oder familiären Verpflichtungen oder einer anderen Einschätzung der Situation bis hin zu Leichtsinnigkeit resultieren. Es gibt auch mehr Menschen mit Mehrfachstaatsbürgerschaften. Wenn die Bedingungen es zulassen, kann das Auswärtige Amt auch noch nach Einstellung des Flugbetriebs durch zivile Charterflugzeuge schicken.
Wann kommt die Bundeswehr ins Spiel?
Die Bundeswehr wird auf Grundlage einer Entscheidung der Bundesregierung eingesetzt, wenn andere Optionen zu gefährlich sind. Die Bundeswehr states: "Je nach Sicherheitslage vor Ort gibt es drei Eskalationsstufen. Die schnelle Luftrettung ist die einfachste Variante. Dann schickt die Luftwaffe Flugzeuge und bringt die Landsleute nach Hause. Bei einer schnellen Luft evakuierung werden die Berechtigten registriert und an einem Sammelpunkt ausgeflogen. Die robuste Luft evakuierung bedeutet, dass Menschen notfalls gewaltsam befreit werden müssen." Für dies ist ein genaues Lagebild notwendig, und - soweit möglich - eine genaue Abstimmung mit den Konfliktparteien, um gefährliche Missverständnisse zu vermeiden.
Welche Kräfte stehen dafür zur Verfügung?
Es könnte Glück sein, dass das deutsche Fregat "Hamburg" derzeit im Rahmen der Militärmission Aspides im Roten Meer unterwegs ist. Das Kriegsschiff kreuzt derzeit zwischen den griechischen Inseln und ist für den Luftzielkampf und den Schutz von Land- und Seeallianzen ausgestattet. Es verfügt auch über ferngesteuerte Raketen. Das Fregat kann als schwimmende Operationsbasis dienen oder Menschen von Küsten aufnehmen. Außerdem stehen Transportflugzeuge A400M der Luftwaffe und des Heeres auf dem Luftwaffenflugplatz Wunstorf bereit. Die schnelle Eingreiftruppe (DSK) stellt dann Soldaten für solche Einsätze bereit. Es werden detaillierte Pläne gemacht - beispielsweise, ob ein Rettungsflugzeug (Medevac) geplant werden muss - ohne dass bisher ein Einsatzbefehl ergangen ist.
Was sind die Erfahrungen?
Im April letzten Jahres schützte und evakuierte die Bundeswehr militärisch mehr als 700 Deutsche und Bürger von rund 40 anderen Nationen aus dem conflict-gebeutelten Sudan. Fallschirmjäger, das Kommando Spezialkräfte (KSK) und die GSG9 der Bundespolizei waren beteiligt. Fast zwei Jahre zuvor evakuierte die Bundeswehr unter manchmal dramatischen Umständen mehr als 4.500 Menschen aus Kabul nach dem Sieg der islamischen Taliban. Seit Oktober letzten Jahres waren Kapazitäten für eine Evakuierung im Nahen Osten auf Zypern verfügbar, aber sie wurden seither stark reduziert.
Wie viele Menschen könnten potenziell betroffen sein?
Zu Beginn der Woche waren 2.100 deutsche Bürger auf der Krisenvorbereitungsliste für den Libanon registriert. Besonders auf dieses Land wird fokussiert, da der südliche Libanon mit seinen militärischen Anlagen von Hezbollah wahrscheinlich das Hauptschauplatz eines Angriffs durch die von Iran unterstützte Miliz auf Israel wäre. Zuvor waren nur 1.300 Deutsche im Libanon registriert. Die Lufthansa-Gruppe sowie andere Airlines haben vorübergehend Flüge nach Beirut und von dort aus eingestellt. Es bleibt unklar, wie viele Deutsche noch im Land sind.
Wer trägt die Kosten für eine solche Evakuierung? Was kostet es?
Ein jüngstes Beispiel ist der Luftbrückenflug aus dem Sudan im Jahr 2023, der nachträglich mit einem Mandat des Bundestages ausgestattet wurde. Er zeigte Kosten von rund 22,4 Millionen Euro, die "aus dem Einzelnachweis 14 Kapitel 1401 Titelgruppe 08" gedeckt wurden. Das Geld stammte also aus dem Verteidigungshaushalt.
Die Bereitschaft der Bundeswehr, im Nahen Osten einzugreifen, geht über ihre eigenen Bürger hinaus, da sie in früheren Krisen auch Bürger freundlicher Staaten unterstützt hat. Die aktuelle Situation im Libanon, mit über 2.100 deutschen Bürgern auf der Krisenvorbereitungsliste, könnte potenziell die Beteiligung der Bundeswehr erfordern, wenn die Situation eskaliert.