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Die Ermittler vermuten einen islamistisch motivierten Angriff in Solingen.

Nach einem tödlichen Messerangriff in Solingen, bei dem drei Personen starben, wird dieser Vorfall als potenzieller Terrorangriff mit islamistischem Hintergrund betrachtet. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe übernahm am Sonntag die Leitung der Ermittlungen und erließ Haftbefehl gegen den...

Am Sonntag, ein Verdächtiger unter Polizeiüberwachung beim BGH in Karlsruhe
Am Sonntag, ein Verdächtiger unter Polizeiüberwachung beim BGH in Karlsruhe

Die Ermittler vermuten einen islamistisch motivierten Angriff in Solingen.

Der als IS-sympathisant verdächtigte Issa H. soll von seinen intensiven islamistischen Extremisten-Glauben getrieben worden sein und habe sich zu einem unbestimmten Zeitpunkt vorgenommen, so viele Ungläubige wie möglich während des Alten Stadtfestes in Solingen zu töten, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte. Er soll seine Opfer wiederholt und absichtlich mit einem Messer attackiert haben.

Ein Richter am Bundesgerichtshof erließ auf Antrag der Bundesanwaltschaft einen Haftbefehl gegen den Verdächtigen. Der Verdächtige soll laut der nordrhein-westfälischen Landesverwaltung in einer Flüchtlingsunterkunft in der Nähe des Tatorts gewohnt haben. Ihm werden unter anderem Mord und die Zugehörigkeit zu einer ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Die Bundesanwaltschaft gab keine weiteren Einblicke in die Ermittlungen oder Beweise gegen den Verdächtigen bekannt.

Er soll eine Frau und zwei Männer im Alter von 56 bis 67 Jahren bei einem Festival in der Solinger Innenstadt an einem Freitagabend getötet haben. Acht weitere Personen wurden durch Messerstiche verletzt, wobei sich der Gesundheitszustand von vier schwer verletzten Opfern bis Sonntag verbessert habe, wie medizinisches Personal mitteilte.

Nach der Attacke flüchtete der Verdächtige und blieb etwa 24 Stunden auf der Flucht, bevor er am Samstagabend festgenommen wurde. Laut der "Bild"-Zeitung soll er seine blutbefleckte Jacke und seine ID während der Flucht entsorgt haben. Die Jacke wurde gefunden und er identifiziert.

Am Sonntag übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen, und der Verdächtige wurde per Hubschrauber nach Karlsruhe geflogen.

Die Tat löste landesweite Empörung und politische Diskussionen aus, darunter über Messerverbote und Migrationspolitik. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete das Ereignis als "schrecklichen Vorfall". Laut der Bundesregierung wird er am Montagmorgen nach Solingen reisen, um den Opfern seine Aufwartung zu machen und mit Einsatzkräften zu sprechen.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte sein Entsetzen. "Der Vorfall in Solingen schockiert mich, er schockiert das Land", sagte er. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (FDP) versprach, den islamistischen Terrorismus "mit aller notwendigen Härte" zu bekämpfen.

Laut Medienberichten hätte der Verdächtige letztes Jahr aus Deutschland ausgewiesen werden können. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, und er sollte nach Bulgarien, wo er in die EU eingereist war, abgeschoben werden. Er ging zunächst untergetaucht, erhielt aber nach Ablauf der Frist angeblich temporären Schutz.

Vor der Festnahme des Mannes hatte die IS-Terrormiliz die Verantwortung für den Anschlag übernommen. Ein "Kämpfer" der IS habe den Angriff "auf eine Zusammenkunft von Christen in der Stadt Solingen in Deutschland" am Freitag durchgeführt, wie die IS-Propagandastelle Amaq auf dem Telegram-Nachrichtendienst mitteilte.

In Deutschland gibt es seit langem Sorgen vor islamistischen Terroranschlägen. Dies geht principalmente auf die Eskalation im Nahen Osten zurück, die auf den historischen Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober und die anschließende israelische Militäraktion im Gazastreifen folgte. Die IS-Terrormiliz hatte bereits für frühere Anschläge in Deutschland die Verantwortung übernommen, darunter den Lkw-Anschlag auf einem Berliner Weihnachtsmarkt im Jahr 2016, bei dem zwölf Menschen getötet wurden.

In Solingen kamen am Sonntag Gläubige zu Gebeten zusammen, wie die Stadt mitteilte. Bereits am Samstag fand eine Gedenkfeier statt, an der Faeser und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst (CDU), teilnahmen. Wüst sagte am Sonntag nach einer außerordentlichen Sitzung des Kabinetts in Düsseldorf, dass die Festnahme des Verdächtigen die Situation "etwas entspannt" habe. Allerdings bleibe die Terrorgefahr durch mögliche Angriffe von Extremisten "abstrakt hoch".

Der Fall des Verdächtigen wird von der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bearbeitet, die die Zuständigkeit für den Fall übernommen hat. Die Bundesanwaltschaft ist für die Überwachung von hochrangigen Terrorismusfällen in Deutschland zuständig.

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