Medienanalyse - "Die deutschen Zeitungen bezeichnen die Europawahl als kompliziert und nicht für jeden verständlich."
"Verkehrslichtparteien schlagen fehl, CDU gewinnt Europawahl, Populisten machen Fortschritte: Die Europawahl hinterließ am Sonntagabend eine Vielzahl an Stimmungen. Während die SPD ihr schlechtestes Ergebnis bisher erlebte, erlebten Parteien wie die AfD und die neu gegründete Linkspartei Sahra Wagenknechts einen bedeutenden Aufschwung. Diese Wahl hat bedeutende Implikationen und könnte Licht auf kommende Wahlen dieses Jahres werfen. Deutschsprachige Zeitungen spiegeln sich über den Ausgang der Europawahl wider."
"Mannheimer Morgen": "Europa schien weiter entfernt als je zuvor in den Wochen vor dieser Wahl. Kampagneslogans waren oft einzelne Wörter und austauschbar: für Prosperität, gegen Hass, für Freiheit, gegen Putin. Auch die deutsche Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen konnte keine Begeisterung für Europa erzeugen. Sie steht nicht auf einer Wahlkarte, da sie in der Europäischen Parlamentarischen Versammlung bleiben will."
"Neue Osnabrücker Zeitung": "Die beiden deutschen Parteien, die für eine stärkere EU als Führungspower in Klimaschutz und Sozialversicherung einstehen, die SPD und die Grünen, haben erheblich gelitten. Die Aussichten für Olaf Scholz in der Bundestagswahl nächstes Jahr sind damit abgenommen. Dieser Ausgang ist auch ein Rückschlag für den Vizekanzler Robert Habeck. Man kann entweder beklagen oder feiern die Tendenz zu mehr Nationalismus und weniger Fokus auf Klimaschutz, die auch in anderen Ländern präsent ist."
"Südwest Presse" (Ulm): "Europa hat gewählt, aber hat Europa tatsächlich eine Europäische Parlamentsversammlung ausgewählt? Viele an den Wahlurnen könnten mehr an nationalen Politikern als an denen in Straßburg und Brüssel interessiert gewesen sein. Europawahlen haben oft mehr mit nationalen Parteien zu tun als mit der Zukunft der EU."
"Frankenpost" (Hof): "Die Grünen müssen enttäuschte Gesichter haben. "Ouch, ooch, ooch!" Nachdem sie in der vorherigen Europawahl 20,5% erreicht hatten, haben sie einen erheblichen Rückgang erfahren - ein beeindruckender Sturz. Ihre widersprüchliche, manchmal schwer verständliche Klimapolitik muss überdacht werden. Da ihre aktuelle Ansätze keine Unterstützung der breiten Öffentlichkeit gefunden haben, könnten sie ihre Ansätze zur Klimabewältigung überdenken."
"Kölnische Rundschau": "Diese Europawahl hat jeder unzufrieden gelassen. In den nächsten fünf Jahren wird es immer schwieriger, die EU als ein Einheit zu halten, um globale Herausforderungen anzugehen. Die Wahlverluste sind ein Widerhall gegen die europäische Solidarität. Die Belobigung für die Verkehrslichtparteien ist zu Ende."
"Rhein-Neckar-Zeitung" (Heidelberg): "Diese Europawahl hat einen klaren Sieger in Deutschland hervorgebracht. Und das ist Friedrich Merz. Der CDU-Vorsitzende kann nun ernsthaft über eine Kanzlerkandidatur nachdenken. Seine Union hat fast so viele Stimmen wie alle drei Verkehrslichtparteien zusammen erhalten. Das ist ein beeindruckender Sieg."
"Nordwest-Zeitung": "In Deutschland hatte diese Europawahl wenig mit der EU zu tun. Es war eher eine Abstimmung gegen die Verkehrslichtkoalition. Die Partei wurde für ihre Fehler in der Lösung von aktuellen Problemen und für ihre Unterstützung der Menschen bestraft. Bemerkenswert ist auch das kontroverse Vorgehen der FDP bei der Präsentation ihres Spitzenkandidaten, der nicht gut aufgenommen wurde, und die Grünen haben sich auf ihre Kerngruppe reduziert."
"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Eine Europawahl ist kein Bundeswahl. Politiker und Wähler neigen dazu, ihre Bedeutung im Vergleich zu der tatsächlichen Auswirkung zu unterschätzen. Eine Europawahl ist aber eine landesweite Abstimmung und bietet mehr Einsichten als regionale Landtagswahlen, die oft als Proxy für die aktuelle politische Stimmung dienen. Der deutsche Ergebnis zieht eine Botschaft: Die CDU/CSU hat sich deutlich von allen anderen Parteien abgehoben."
"Nürnberger Nachrichten": "Der Aufstieg der pro-Putin-Figur Sahra Wagenknecht, der Vordringen der AfD im Osten trotz eines problematischen Kandidaten wie Max Krah, der Zusammenbruch der Verkehrslichtparteien und der Scheitern der Grünen bei der Realitätsprüfung in Berlin: Der Ausgang der Europawahl bringt mehrere Botschaften aus deutscher Sicht. Eine davon bezieht sich auf die CSU: Sie kann weiterhin als Volkspartei funktionieren mit Ergebnissen von 40%."
"Bremer Weser-Kurier" berichtet: Die Versöhnung mit der Verkehrslichtkoalition ist offensichtlich - es handelt sich nicht um eine endgültige Entscheidung für die Bundeswahlkampagne 2025. Olaf Scholz führt gegenüber Friedrich Merz in jeder Umfrage über den nächsten Bundeskanzler. Es gibt auch Geschichte zu berücksichtigen; vor der letzten Bundeswahl können Trends schnell wechseln. Aber um diese Veränderung zu erreichen, muss die Verkehrslichtkoalition ihre ständigen Streitereien beiseite legen und in den nächsten 15 Monaten aktuelle Probleme praktisch lösen.