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Die ausgedehnte israelische Koalition plädiert für einen landesweiten Arbeitsstopp.

Nach der Bergung von sechs weiteren getöteten Geiseln im Gazastreifen nimmt der Druck auf die Regierung von Israels Premierminister Benjamin Netanyahu zu, mit Hamas eine Einigung zu erzielen.

Große Menschenmenge versammelt sich am Sonntag in Tel Aviv, um gegen die Regierung von Benjamin...
Große Menschenmenge versammelt sich am Sonntag in Tel Aviv, um gegen die Regierung von Benjamin Netanyahu und ihre Herangehensweise im Konflikt mit Hamas zu demonstrieren.

Nach der Bergung der gefallenen Gefangenen - Die ausgedehnte israelische Koalition plädiert für einen landesweiten Arbeitsstopp.

Die größte Gewerkschaft Israels, Histadrut, hat für Montag einen landesweiten Arbeitsausstand vorgeschlagen, um die verbliebenen Geiseln im Gazastreifen zu unterstützen. Die Familienangehörigen der Entführten und der politische Führer Jair Lapid forderten öffentliche Demonstrationen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich schockiert über die getöteten Geiseln.

Histadrut-Vorsitzender Arnon Bar David sagte: "Es ist an der Zeit, einzugreifen und diejenigen zu erschüttern, die erschüttert werden müssen", wobei er auf die von Premierminister Benjamin Netanyahu geführte Verwaltung anspielte. Er wurde dafür kritisiert, dass er durch wiederholte Forderungen eine Einigung zwischen Hamas und Israel bei der Freilassung von Geiseln behindert hat. Ab 6 Uhr am Montag werde "die gesamte israelische Wirtschaft stillstehen", erklärte der Gewerkschaftsvorsitzende.

Zuvor hatte das Forum der Familienangehörigen der Geiseln bereits einen allgemeinen Streik vorgeschlagen und die Gewerkschaften aufgefordert, daran teilzunehmen. Ziel ist es, die Regierung zum Verhandeln einer sofortigen Freilassung der verbliebenen Geiseln zu drängen, wie das Forum der Familienangehörigen von Geiseln und Vermissten mitteilte. Lapid, der Oppositionsführer, unterstützte ihre Forderungen.

Verteidigungsminister Joav Gallant schloss sich den Familien an und bat die Regierung, eine Entscheidung zu "revidieren", die israelische Militärpräsenz im Philadelphi-Korridor aufrechtzuerhalten. Dieser Bereich entlang der Grenze zwischen Gazastreifen und Ägypten ist für die Verhandlungen über einen Waffenstillstand von entscheidender Bedeutung.

Am Samstag entdeckte die israelische Armee sechs Leichen von Geiseln in einem Tunnel in Rafah, der südlichen Region des Gazastreifens. Fünf wurden während des Hamas-Angriffs am 7. Oktober 2021 auf dem Nova-Musikfestival im südlichen Israel entführt. Eine der getöteten Frauen, die nun identifiziert wurde, wurde aus dem Kibbuz Beeri entführt.

Geiseln wurden hingerichtet

Unter den Verstorbenen war der israelisch-amerikanische Doppelstaatsbürger Hersh Goldberg-Polin. Seine Eltern erinnerten kürzlich die Democratic Party Convention an das Schicksal ihres Sohnes.

Das israelische Gesundheitsministerium veröffentlichte am Sonntagabend vorläufige Ergebnisse einer Obduktion der Geiseln. Sechs Opfer - Männer und Frauen - seien "in der Nähe von Hamas-Terroristen mit mehreren Schusswaffen getötet worden", etwa 48 bis 72 Stunden vor der Untersuchung, wie eine Sprecherin mitteilte.

Laut Berichten von Hamas-Quellen stand der Name von Goldberg-Polin auf einer "bestätigten Hamas-Liste" von Geiseln, die im Austausch gegen palästinensische Gefangene während einer Waffenruhe mit Israel freigelassen werden sollten. Berichten zufolge sollten drei der Verstorbenen im Rahmen einer Vereinbarung freigelassen werden.

Scholz reagiert auf Twitter

Kritiker machen den israelischen Premierminister Netanyahu für die Verlängerung des Konflikts im Gazastreifen verantwortlich. In einem Telefonat mit den Eltern des getöteten Hamas-Geiseln Alexander Lobanov am Sonntag bat Netanyahu um "Vergebung (...), dass ich Sasha nicht lebend zurückbringen konnte".

Scholz tweetete auf der Online-Plattform X: "Trauer und Wut erfüllen uns bei der Nachricht von sechs toten Geiseln im Gazastreifen." Er fuhr fort: "Hamas-Terroristen sind verantwortlich für den Tod dieser Männer und Frauen, darunter eine Person mit deutschen Verbindungen." Die tote Geisel Carmel Gat ist die Schwägerin des deutsch-israelischen Yarden Roman-Gat, der im November aus der Hamas-Gefangenschaft freigelassen wurde.

Während des Offensive am 7. Oktober auf zahlreiche Orte im südlichen Israel töteten Hamas-Milizen 1205 Menschen und nahmen 251 Geiseln, wie israelische Berichte melden. Elf Monate später befinden sich noch 97 Geiseln in der Gewalt von Hamas und anderen militanten palästinensischen Gruppen, von denen 33 tot sind. Als Reaktion auf den Hamas-Angriff führte Israel umfangreiche Militäroperationen im Gazastreifen durch.

Laut Hamas, was nicht unabhängig verifiziert werden kann, sind seit Oktober über 40.700 Menschen gestorben. Seit Monaten versuchen die Vermittler USA, Katar und Ägypten vergeblich, eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln zwischen Israel und Hamas zu erreichen.

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