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Die Anwälte der Verteidigung bestreiten die Verbindung von Prinz Reuß mit der Gruppe "Reichsbürger".

"Nicht derjenige, der führt" oder "Nicht der Hauptorganisator"

Der Hauptangeklagte im zweiten "Reichsbürger"-Prozess, Heinrich XIII. Fürst Reuß (M), steht...
Der Hauptangeklagte im zweiten "Reichsbürger"-Prozess, Heinrich XIII. Fürst Reuß (M), steht zwischen seinen Anwälten.

Die Anwälte der Verteidigung bestreiten die Verbindung von Prinz Reuß mit der Gruppe "Reichsbürger".

Einige Personen sollen den gewaltsamen Umsturz in Deutschland geplant haben: Im zweiten Prozess gegen eine als "Reichsbürger" bekannte Gruppe verfolgen die Behörden die mutmaßlichen Rädelsführer, darunter Heinrich XIII. Prinz Reuß. In einer Verhandlungspause vor dem Frankfurter Oberlandesgericht wiesen die Verteidiger von Reuß die Vorwürfe gegen ihren Mandanten zurück. "Er ist kein Anführer, kein Rädelsführer und er ist kein Mitglied einer terroristischen Vereinigung", sagte Rechtsanwalt Roman von Alvensleben.

Der Prozess, in dem es um die Planung einer gewaltsamen Machtübernahme geht, begann mit der Klärung formaler Fragen, bevor am Nachmittag die Anklage erhoben wurde. Die Bundesanwaltschaft sieht den 72-jährigen Heinrich XIII. Fürst Reuß als führende Figur einer Gruppe, die einen Putsch in Deutschland geplant haben soll. Die neun Angeklagten, darunter ehemalige Militärangehörige und ein ehemaliger AfD-Bundestagsabgeordneter, werden beschuldigt, Mitglieder oder Unterstützer einer terroristischen Vereinigung zu sein. Bis zur Urteilsverkündung gelten sie als unschuldig.

Der Prozess in Frankfurt verzögerte sich, da die Verteidigung mehrere Anträge stellte. Die Verhandlung begann mit eineinviertel Stunden Verspätung.

Die angeklagte Gruppe plante angeblich einen bewaffneten Staatsstreich am "Tag X", der für August 2021 vorgesehen war. Der Plan sah vor, das Reichstagsgebäude in Berlin zu stürmen, die Abgeordneten des Deutschen Bundestages zu verhaften und so das bestehende System zu stürzen. Die Pläne sollen zu Todesopfern geführt haben. Für die Pläne sollen über eine halbe Million Euro und ein großes Waffenarsenal zur Verfügung gestanden haben. Die "Reichsbürger" in Deutschland glauben, dass das Deutsche Reich (1871-1945) noch existiert und erkennen die Bundesrepublik Deutschland und ihre Gesetze nicht an.

Die mutmaßlichen Anführer Reuß und Rüdiger von Pescatore, der den militärischen Arm der Gruppe angeführt haben soll, stehen in Frankfurt vor Gericht. Die Gruppe soll Strukturen für eine eigene Staatsordnung entworfen haben, wobei Reuß die Exekutivgewalt innehatte. Die ebenfalls angeklagte ehemalige Berliner Richterin und frühere AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann sollte das Justizministerium leiten.

Die Anklage lautet auf Vorbereitung einer hochverräterischen Tat, etwa der Anwerbung von Militärangehörigen. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft teilten die Angeklagten eine tiefe Ablehnung staatlicher Institutionen und der freiheitlich-demokratischen Ordnung. "Sie folgten einem Konglomerat von Verschwörungsmythen."

Statt der ursprünglich zehn Angeklagten werden sich nun neun mutmaßliche "Reichsbürger" in Frankfurt den Richtern stellen. Norbert G. war im März in einer Klinik verstorben, wie ein Gerichtssprecher bestätigte. Den Angeklagten drohen bei einer Anklage bis zu zehn Jahre Haft. Bei mehrfacher Verurteilung drohen ihnen bis zu 15 Jahre Haft.

Der Prozess ist der zweite von drei Großprozessen gegen die "Reichsbürger"-Gruppe, der erste Prozess in Stuttgart beginnt Ende April. Die übrigen Mitglieder der Gruppe werden ab dem 18. Juni in München vor Gericht stehen. Die mutmaßlichen Verschwörer waren bei einer groß angelegten Anti-Terror-Operation im Dezember 2022 entdeckt worden. Verteidiger Roman von Alvensleben kritisierte vor Prozessbeginn in Frankfurt die Aufteilung der Verfahren: "Ich halte es für nicht rechtsstaatlich, drei Verfahren in verschiedenen Bundesländern an verschiedenen Gerichten mit demselben Vorwurf zu bestreiten und zu verhandeln. Was soll das für Ergebnisse bringen?"

Für den Prozess in Frankfurt wurden außerordentlich hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Am Rande der Stadt wurde eine 1.300 Quadratmeter große Leichtmetallhalle errichtet. Neben den neun Angeklagten werden fünf Richter, zwei Ergänzungsrichter und 25 Verteidiger an dem Prozess teilnehmen. Es wird erwartet, dass etwa 260 Zeugen aufgerufen werden. Das Gericht gibt an, dass die mit dem Prozess verbundenen Dokumente 801 Aktenordner füllen. Die ersten Angeklagten wurden am Dienstag gegen 7.30 Uhr unter starken Sicherheitsvorkehrungen in den Gerichtssaal in Sossenheim gebracht.

Innenministerin Nancy Faeser sagte zum Prozessauftakt: "Es ist großartig, dass die mutmaßlichen Anführer der bislang größten Terrorgruppe 'Reichsbürger' ab heute vor Gericht stehen werden. Mit den zeitgleich an drei Oberlandesgerichten stattfindenden Strafprozessen bekommt dieser Fall eine neue Qualität." Sie betonte, dass es sich bei diesen Personen nicht um harmlose Kauze, sondern um gefährliche Terrorverdächtige handelt. "Wir werden so lange an unserer strikten Strategie festhalten, bis wir die militanten 'Reichsbürger'-Organisationen lückenlos aufgedeckt und zerschlagen haben. Niemand darf sich in dieser extremen Szene sicher fühlen."

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Quelle: www.ntv.de

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