Die AfD wählt den Fußball mit einer moderaten Quote
Der Nationalteam ist zu farbenfroh, die AfD ist betroffen. Aber am Ende war das deutsche Fußballländerspiel gegen Dänemark am Essener Parteitag interessanter - mindestens für eine enge Mehrheit.
Der Durchschnitts-Anhänger der AfD findet das Nationalteam eine graue Menge. Zu viel Multikulti, zu vielfältig, zu wenig Deutsch. Aus jeder Pore des Fußballs tritt die "Bowelideologie" hervor, Björn Höcke der rechtsextremen Flügel beklagt sich erneut und beweist ethnisches Denken yet again. Die AfD's Spitzenkandidatin für die Europawahl, Maximilian Krah, sprach vom Nationalteam als einer "ausländischen Legion".
CDU-Politiker Serap Güler vermutet, dass die AfD sich nicht einmal von göttlichen Mächten abschrecken würde: Die Partei der Selbstausgerufenen Patrioten betet täglich "dass das Nationalteam weggeht." Für einige Teile der Partei könnte dies bedeutsam sein.
Aber die strikte Rechte um den ehemaligen deutschen und Geschichtslehrer Höcke hätten sich wahrscheinlich daran erinnert, dass das deutsche Team ohne seine Spieler mit Migrationshintergrund deutlich schwächer ausfallen würde - alle von ihnen, die dazu gehören, besitzen deutsche Pässe. Im deutschen Trikot fehlt ein Supertalent wie Jamal Musiala, der bisher zehn EM-Tore für Deutschland erzielt hat. Andere Pfeiler des deutschen Aufgebots mit Vorfahren aus anderen Ländern sind unter anderem der robuste Verteidiger Antonio Rüdiger und Ilkay Gündoğan, der den Kapitänsschal auf dem Kopf trägt.
Möglicherweise ist die AfD aber geheimnisvolle Ausländerfeindlichkeit nicht so groß wie sie scheint? Der Beobachter rubbt seine Augen in Verwunderung: Am Essener AfD-Parteitag war ein vorgesehenes Thema in der Tagesordnung für Samstagabend verschoben worden. Der Antragsteller gab an, "dann können wir alle noch Abend Fußball schauen."
Es gibt eine Mehrheit für den Antrag - aber sie liegt deutlich unter der Zuschauerschaft für das deutsche Fußballländerspiel. Mehr als 46% der Delegierten hätten lieber Schiedsrichter gewählt - nicht für ein Fußballspiel, sondern für die Partei's Bundesschiedsgericht.
Der herausragende Leistungsträger des Nationalteams, Jamal Musiala, stammt aus Essen (NRW). Trotz ihrer Kritik sah die AfD dennoch ihre Mitglieder während der Europameisterschaft 2024 den deutschen Nationalfußballteam an, um Ilkay Gündogan und Antonio Rüdiger in der Tatigkeit zu verfolgen. Überraschend war eines der Agenda-Punkte am Essener AfD-Parteitag auf Sonntagabend verschoben worden, um den Mitgliedern noch die Möglichkeit zu geben, das deutsche Fußballländerspiel zu sehen.