Anfragen und Antworten - Deutschlands Klimapfad in Gefahr: Warum wir unsere Klimaziele nicht erreichen werden
Die Expertenkommission für Klimafragen, ein wissenschaftlicher Beirat der deutschen Regierung, hat in Berlin einen Bericht veröffentlicht, wonach Deutschland bis 2030 wahrscheinlich seine gesetzlich vorgeschriebene Grenze für die Ausstoßung schädlicher Treibhausgase um rund 47 Millionen Tonnen überschreiten könnte. Dies ist eine pessimistischere Vorhersage als die von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck, der im März angab, dass Deutschland auf der richtigen Spur sei. Habecks Optimismus könnte auf seine positivere Einschätzung der Vorhersagen des Bundesumweltamtes für die folgenden Jahre zurückzuführen sein.
Nach dem Klimaschutzgesetz würden Deutschlands zulässige Ausstoßmengen von Kohlenstoffdioxid und anderen Treibhausgasen für die Zeit zwischen 2021 und 2030 um etwa 47 Millionen Tonnen überschritten werden, laut den neuesten Berechnungen der Expertenkommission. Zuvor wurde Deutschland voraussagt, dass es um 1,1 Milliarden Tonnen überschreiten würde. Hans-Martin Henning, der Vorsitzende der Kommission, warnte, dass dieser Puffer deutlich weniger als ein Prozent des Gesamtetats für diese Periode ist.
Die Pessimismus der Kommission wird auf mehrere Faktoren zurückgeführt. Die Emissionsvorhersagen in den Bereichen Energie, Gebäude und Verkehr wurden unterschätzt, und auch Einschränkungen in der Industrie wurden unterschätzt. Zudem bemerkte die Kommission, dass die Daten des Bundesumweltamtes nur bis Oktober des letzten Jahres enthielten.
Seitdem ist ein bedeutender Rückschritt in Deutschlands Klimapolitik eingetreten. Das Klima- und Transformationsfonds für die Energiewende wurde aufgrund des Karlsruher Urteils über den Bundeshaushalt gekürzt. Weiterhin bemerkte die Kommission, dass sie höhere Preise für klimaschädliche Gas und teurere Zertifikate im Europäischen Emissionshandel vorausgesehen hatte. Im Emissionshandel können Unternehmen Klimaschutzzertifikate tauschen, um Treibhausgase zu emittieren.
Ein Sprecher des Wirtschafts- und Klimaschutzministeriums widersprach, dass die Kommission wichtige Entwicklungen übersehen habe, wie das Sonnenenergiepaket und Pläne, Wasserstoff als klimafreundliche Energieträger zu fördern. Der Vorsitzende der Kommission, Hans-Martin Henning, bestritt jedoch, dass es signifikante Änderungen gäbe, die ihre Gesamteinschätzung beeinflussen würden.
Diese Einschätzung verändert die Landschaft der deutschen Klimapolitik. Sie unterstreicht, dass das Land nicht auf dem Weg ist, seine Klimaziele zu erreichen, und betont die Notwendigkeit mehrerer Maßnahmen. Sie empfehlen ein ambitionierteres Klimaschutzgesetz, ein Verkaufsverbot für neue Ottokraftfahrzeuge und eine höhere Zielpreis für Treibhausgasemissionen im Europäischen Emissionshandel. Außerdem fordern sie die deutsche Regierung auf, mehr in Klimaschutz zu investieren und die EU bei der Festlegung ihrer Klimapolitik zu unterstützen.
Unter dem Klimaschutzgesetz sollte sich die Situation bis 2040 gut entwickeln. Bis 2040 sollen mindestens 88 Prozent erreicht und Deutschland klimaneutral sein. Die Expertenkommission prognostiziert jedoch, dass der CO2-Budget zwischen 2031 und 2040 um rund 10 Prozent überschritten werden könnte. "Wir werden wahrscheinlich nicht bis 2050 klimaneutral sein", sagte die stellvertretende Vorsitzende der Expertenkommission, Brigitte Knopf.
Unabhängig von seinen rechtlichen Folgen bestätigt diese Einschätzung die Bedenken von Umweltorganisationen und anderen Experten. Sie glauben, dass die Regierung im Frühling überschätzt hat und dass die rote-grüne Koalition dringend weitere Investitionen in den Klimaschutz treffen muss, um aufgrund der dringenden Notwendigkeit von Maßnahmen vorzugehen. Mitglieder der Grünen wie Lisa Badum fordern angesichts des laufenden Hochwasserkatastrophen eine Lockung der Haushaltsbeschränkungen, indem sie argumentieren, dass der globale Erwärmung zunehmende Stürme, Überschwemmungen und Dürren folgen.
Das Gutachten des Expertenrates für Klimafragen zeichnet ein düsteres Bild für Deutschlands Klimapolitik. Nicht nur könnte das Land sein Ziel für 2030 verfehlen, es ist auch unwahrscheinlich, dass es bis 2045 klimaneutral wird, wie es das Klimaschutzgesetz vorsieht. Durch den Aufruf nach ambitionierter Klimaschutzgesetzgebung, einem Verbot des Verkaufs neuer Ottokraftfahrzeuge und einer höheren Preis für Treibhausgasemissionen im Emissionshandelsystem fordert der Rat die deutsche Regierung auf, aktiver gegen den Klimawandel vorzugehen. Diese Nachricht könnte auch die Akteure innerhalb der Europäischen Union dazu animieren, eine koordiniertere und aggressivere Haltung gegenüber dem Kohlenstoffabbau einzunehmen.
Nach Angaben des Expertencouncils ist es wichtig, nicht bis zur zweiten Warnung über Klimaziele zu warten. In zwei Bereichen benötigt Deutschland erhebliche Verbesserungen - Gebäude und Verkehr. Deutschland liegt hinter den europäischen Klimazielen in beiden Sektoren zurück. Außerdem sollte die Methode zur Berechnung der Klimaziele verbessert werden.
Am Montag äußerte sich ein Vertreter des Bundesverkehrsministeriums, geführt von der FDP, "Wir arbeiten bereits an der Klimaschutzpolitik im Verkehr." Dennoch ist es nicht einfach, eine große Anzahl von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren in klimafreundlichere Alternativen umzuwandeln. Eine Sprecherin des Bundesbauministeriums, unter der SPD, sagte "Nun, dass das Klimaschutzgesetz überarbeitet wurde, sollte unser Fokus darauf liegen, dass Deutschland als Ganzes seine Klimaziele erreichen kann, nicht nur einzelne Sektoren." Tatsächlich bestätigt die Reform, dass jedes Ministerium für seine Verantwortung zuständig ist.
Henning vom Expertencouncil sieht eine Notwendigkeit, mehr Klarheit über "wer in der Bundesregierung die Verantwortung übernehmen soll", wenn Ziele verfehlt werden. Der Rat empfiehlt der Regierung, die Regelungen sofort zu klären.