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Deutschland hat diese Strategien bisher genutzt, um sich vor Überschwemmungen und Hitze zu schützen

Am 1. Juli tritt das Klimaanpassungsgesetz der Ampelregierung in Kraft. In den Bundesländern und Kommunen gibt es aber schon seit langem Strategien. Was haben sie erreicht? Eine Bestandsaufnahme.

Feuerwehrleute versuchen, die Fluten mit Sandsäcken zurückzuhalten
Feuerwehrleute versuchen, die Fluten mit Sandsäcken zurückzuhalten

Klimaanpassungsgesetz auf den Weg gebracht - Deutschland hat diese Strategien bisher genutzt, um sich vor Überschwemmungen und Hitze zu schützen

Die ostliche Teil Deutschlands trocknet aus, während der Süden unter massiven Wasserkörpern steht: Die Folgen des Klimawandels sind in Deutschland für alle spürbar. Extreme Wetterereignisse werden häufiger. Deutschland muss anpassen. Allerdings haben die Bundesländer und die Bundesregierung bisher sehr wenig aus den Katastrophen wie jener im Ahrtal gelernt. In Rheinland-Pfalz existiert ein Konzept, um künftige Überschwemmungen zu verhindern, aber es ist noch nicht im Einsatz. Dagegen fehlen solche Maßnahmen und Pläne im Süden Deutschlands. Es circulieren Gerüchte im Internet, wonach der Ministerpräsident von Bayern, Markus Söder (CSU), Geld auf Klimaschutz ausgab, um seinen Koalitionspartner, die Freien Wähler, zu befrieden.

Am Anfang des Jahres hat die Verkehrswegekoalition, unter dem Selbstbezeichnung des Klimakanzlers Olaf Scholz, angekündigt, das Klimaschutzgesetz zu mindern.

Wie reagieren die Bundesländer auf den Klimawandel?

Die Liste der Aussetzungen ist lang. Aber Berlin weiß: Ohne langfristige Maßnahmen funktioniert es in Deutschland auch nicht. Deshalb hat die Verkehrswegekoalition das Klimanpassungsgesetz verabschiedet, das am 1. Juli 2022 in Kraft getreten ist. Mit diesem verpflichten sie sich, messbare Ziele und eine Umsetzungsstrategie zu setzen. Es bleibt den Bundesländern überlassen, wie dies aussehen wird. Es gibt viele Möglichkeiten für die Vorbereitung. Es ist jedoch die Umsetzung, die den Fortschritt bisher zurückgehalten hat.

Dies ist deutlich an der Suche nach Strategiepapieren der Bundesländer zur Anpassung an den Klimawandel erkennbar. Ausser Saarland hat jedes Bundesland seit mindestens 2009 solch ein Katalog, der immer wieder aktualisiert wurde. Brandenburg, das trockenste der Bundesländer, hat seine Ideen im Jahr 2021 abgeschlossen – und ist damit der letzte Bundesstaat, der ein Papier zur Anpassung an den Klimawandel erstellt hat. In Schleswig-Holstein und Hamburg ist die Arbeit an einer neuen Ausgabe seit mehreren Jahren in Gang. In Saarland arbeitet die Regierung, laut einem Sprecher, noch an Strategien und Umsetzungsmaßnahmen. Eine erste Klimaschutzkonzept soll im Sommer 2024 vorgestellt werden.

Vielleicht bedarf es dieses nicht, denn die Konzepte konnten bisher die versprochenen Erfolge nicht beweisen. Mindestens die Überschwemmung im Ahrtal oder die Überschwemmungen im Süden Deutschlands konnten die Katastrophen nicht verhindern oder mindern. Viele Papier sind jetzt veraltet. Das Konzept für Sachsen-Anhalt wurde zuletzt 2019 aktualisiert. Bremen hat seine Ideen in einem Dokument aus dem Jahr 2018 gesammelt, Bayerns Strategiepapier stammt aus dem Jahr 2016, und Baden-Württemberg arbeitet an der Überarbeitung seines Dokuments von 2015.

Inwieweit sind die Bundesländer vom Klimawandel betroffen?

Die meisten der hundertseitigen Dossiers bestehen aus Vorschlägen und Ideen ohne rechtliche Verpflichtungen. Das ist besonders problematisch, weil die Bundesländer genau wissen, wie der Klimawandel ihre jeweiligen Gebiete betrifft. Mindestens die Klimawandelauswirkungen sind in den Strategiepapieren klar ausgewiesen. Ob eine Region mehr mit Trockenheit oder Überschwemmungen rechnen muss, ist klar angezeigt. Die Einsichten basieren auf Ergebnissen und Bewertungen von Klima- und Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) oder Beobachtungsprogrammen der Bundesländer.

Insgesamt müssen alle Regionen in Deutschland auf fortdauernde Temperatursteigerungen und schwere Niederschlagsereignisse vorbereiten, sagen meteorologen und Klimawissenschaftler. "Der Durchschnittstemperatur wird in Deutschland weiter steigen – je nach globaler Klimaschutzmaßnahmen," sagt Klimawissenschaftlerin Diana Rechid vom Climate Service Center Germany (Gerics). Allerdings überschreiten die Temperaturgrenzen von 25 Grad Celsius für Sommertemperaturen und 30 Grad Celsius für Hitztage im südlichen Teil des Landes bereits häufiger als im nördlichen Teil. Das ist teilweise auf die Verteilung von Land und Wassermassen zurückzuführen. Über Wasser erwärmt sich das Lufttempo langsamer, so haben die Anfangstemperaturen in Norddeutschland in der Regel niedriger aus. Die Anzahl an extrem heißen Tagen ist deshalb erwartet, langsamer zu steigen.

Allerdings ist die Situation bei Niederschlägen weniger klar. Die DWD-Messdaten und deutsche Klimamodelle zeigen, dass extreme Niederschlagsereignisse häufiger werden. "Allerdings ist dies ein Trend, der in vielen Fällen noch nicht signifikant ist," betont DWD-Wissenschaftler Frank Kaspar. Die Niederschlagsbewertungen aus dem Radarnetz sind seit 2001 für das gesamte Bundesgebiet verfügbar – der Zeitraum ist jedoch für klare Schlüsse zu kurz. Zuverlässige Einschätzungen werden erst mit diesen Daten in einigen Jahren möglich sein. Klimamodelle zeigen jedoch, dass extreme Wetterereignisse zunehmen.

Es gibt jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den Regionen hinsichtlich der Ausmaße der Schäden durch Überschwemmungen. Die Ausmaße der Schäden durch Überschwemmungen hängen von den Bedingungen im Gelände ab. Wissenschaftler sprechen auch von "topographischer Gliederung". Beispielsweise sank der Ahrtal im Jahr 2021 in Überschwemmungen, während ähnliche schwere Niederschläge in Ostdeutschland in der Uckermark stattfanden. Während das Wasser in Rheinland-Pfalz in die Täler floss und durch die verschlossenen Böden gestaut wurde, filtrierten sich die Sandböden in Ostdeutschland. Im norddeutschen Tiefland verteilen sich die Wassermassen weit und überwiegend, wenn das Bodenwasser bereits gesättigt ist.

Die Ausmaß, in dem ein Land den Folgen des Klimawandels ausgesetzt ist, hängt auch davon ab, ob das Land politisch und finanziell bereit ist. In politisch instabilen Staaten und armen Ländern leiden Menschen mehr an der Globalen Erwärmung, beispielsweise als in wohlhabenden industriellen Nationen, weil es an Geld für Anpassungsmaßnahmen fehlt.

In Ländern wie Deutschland fehlt jedoch die politische Bereitschaft, die notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Der Klimawissenschaftler Rechid fordert deshalb mehr rechtliche Regelungen. Trotzdem gibt es einen Vorreiter: Nordrhein-Westfalen war der erste und bisher einzige Bundesstaat, der seit 2021 ein Klimanpassungsgesetz verabschiedet hat, das allen öffentlichen Entscheidungsträgern verpflichtet, die Folgen der Globalen Erwärmung in ihren Planungen zu berücksichtigen.

  1. Trotz der verheerenden Überflutungen im Ahrtal und im Süden Deutschlands hat bisher die bundesdeutsche Regierung und die Länder nicht ausreichend daraus gelernt, mit unzureichenden Maßnahmen und Plänen, um künftige Überflutungen zu verhindern.
  2. Der Klimawandel hat Deutschland erheblich beeinflusst, was zu Trockenperioden im Osten und massiven Überflutungen im Süden führt, was zu häufigeren Extremwetterereignissen. Diese Folgen erfordern Klimanpassung, aber viele Länder fehlen langfristige Maßnahmen, um effektiv auf dies zu antworten.
  3. Die Klimanpassungsanstrengungen in Deutschland sind ungleich verteilt, wobei einige Länder wie Saarland noch an Strategien und Umsetzungsmaßnahmen arbeiten, während andere wie Brandenburg, Schleswig-Holstein und Hamburg ihre Klimawandelanpassungsstrategien überarbeiten oder aktualisieren.
  4. Trotz der Verfügbarkeit genauer Klimawandelauswirkungsdaten und klarer Hinweise auf zukünftige Risiken in Strategiedokumenten sind viele Klimawandelanpassungsstrategien in Deutschland weitgehend unbindend, einschließlich jener in Bremen, Bayern und Sachsen-Anhalt, die in den letzten Jahren nicht bedeutend revidiert wurden.
Seit Anfang der 1990er Jahre hat die Zahl der heißen Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad zugenommen. Diese Werte werden nun besonders häufig in Ostdeutschland und im Südwesten erreicht Legende: blau: 0 heiße Tage, grün bis gelb: zwei bis zwölf heiße Tage, rosa bis rot: 14 bis 26 heiße Tage

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