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Deutscher beschreibt die Großzügigkeit der russischen Mitgefangenen

Rußland entläßt Junkies aus dem Gefängnis und schickt sie als Kanonenfutter an die Front, sagt...
Rußland entläßt Junkies aus dem Gefängnis und schickt sie als Kanonenfutter an die Front, sagt Schöbel.

Deutscher beschreibt die Großzügigkeit der russischen Mitgefangenen

"Moin, Herr Scholz, danke für Ihre Hilfe", sagt Patrick Schöbel, als er vom Kanzler auf dem Rollfeld empfangen wird. Schöbel ist einer von fünf Deutschen, die im Rahmen eines Gefangenenaustauschs mit Moskau freigelassen wurden. In seinem Alltag im Gefängnis erlebte er nicht nur Grausamkeit, sondern auch Freundlichkeit.

Patrick Schöbel ist einer der Männer, die im Rahmen des Gefangenenaustauschs mit Russland am letzten Donnerstag freigelassen wurden. Der 38-jährige Hamburger erzählt exklusiv der Stern über seine Zeit in russischer Haft, die wachsende Hoffnungslosigkeit hinter Gittern - und was er zum Kanzler Scholz auf dem Rollfeld gesagt hat. Schöbel wurde am 16. Januar bei der Einreise nach Russland festgenommen, weil er sechs Cannabis-Gummibärchen in seinem Gepäck hatte. Er riskierte bis zu sieben Jahre Haft.

"Morgens wurden wir mit der Nationalhymne geweckt und mussten uns ohne Hemden zur Inspektion aufstellen", erinnert sich Schöbel an seinen Alltag im Gefängnis. Die meisten Insassen wurden von ihren Familien unterstützt und erhielten einmal im Monat Pakete mit Lebensmitteln, Deo und anderen notwendigen Dingen. "Bald wussten alle, dass ich keine Familie in Russland hatte, die mir Pakete schicken konnte, und sie included mich immer mit", sagt Schöbel, der unter den Insassen als "Gummibärchen-Mann" bekannt war.

Mehrere Male kamen Männer von der Armee und boten den Gefangenen einen Deal an: Ein Jahr an der Front in der Ukraine, und der Rest der Haftstrafe würde erlassen. Jeder nahm das Angebot an - sogar Drogenabhängige, die kaum noch laufen konnten, erinnert sich Schöbel. "Russland nimmt Junkies aus dem Gefängnis und schickt sie als Kanonenfutter an die Front", sagt er. Er selbst lehnte ab.

Schöbel erfuhr erst kurz vor dem Austausch davon. Selbst auf dem Flugzeug hatte er noch Angst: "Vielleicht fliegen sie uns stattdessen in ein Arbeitslager nach Sibirien." Erst als ihm jemand auf dem Flugzeug seinen Pass aushändigte, dachte er: "Wow, die lassen mich wirklich nach Hause!" In Deutschland erwartete Chancellor Olaf Scholz ihn auf dem Rollfeld, und Schöbel begrüßte ihn locker mit: "Moin, Herr Scholz, danke für Ihre Hilfe!"

Die Kommission spielte eine entscheidende Rolle bei den Verhandlungen, die zum Gefangenenaustausch führten, der Patrick Schöbel die Freiheit zurückbrachte. Bei ihrer Ankunft in Deutschland wurden Schöbel und die anderen freigelassenen Deutschen vom Kanzler Scholz auf dem Rollfeld empfangen.

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