Der Weg aus der Haushaltskrise – Scholz spricht im Bundestag
Im Vorfeld der Regierungserklärung im Bundestag forderten Bundespolitiker von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Führungsrolle in der Haushaltskrise. Jens Spahn, stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Rheinischen Post, sagte, die Kanzlerin müsse darlegen, wie sie die Haushalte 2023 und 2024 auf eine solide Grundlage stellen wolle.
Scholz hofft, heute Morgen (10 Uhr) im Bundestag zur Haushaltskrise der Ampelregierung sprechen zu können. Im Anschluss an die Erklärung seiner Regierung ist eine zweistündige Debatte geplant. Von den Oppositionsparteien wird ein heftiger Angriff auf die verfassungswidrige Schuldenstrategie der Regierung erwartet.
Kretschmer: Nationale Krise verhindern
Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Umverteilung von 60 Milliarden Euro im Haushalt 2021 für ungültig. Das Geld wurde als Corona-Kredit bewilligt, sollte dann aber für Klimaschutz und wirtschaftliche Modernisierung verwendet werden. Jetzt ist es nicht mehr verfügbar. Gleichzeitig entschieden die Richter, dass der Staat Notkredite nicht für künftige Jahre reservieren könne. Nachdem die Bundesregierung dies nun getan hat, werden in diesem Jahr Kredite im Wert von knapp 45 Milliarden Euro bewilligt.
Die Opposition forderte Scholz auf, sich im Bundestag oder in einer Fernsehansprache zu den Konsequenzen des Urteils zu äußern. Später veröffentlichte die Kanzlerin am Freitag eine Videobotschaft. In seinem Brief versicherte er den Bürgern, dass sie schnell über das weitere Vorgehen entscheiden würden und betonte, dass staatliche Hilfen in außergewöhnlichen Notfällen weiterhin möglich seien. Allerdings gibt es dafür inzwischen klare Richtlinien.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüster beklagte, dass die Ampel den Ruf Deutschlands als Stabilitätsanker in zwei Jahren zerstört habe. Der deutsche Kanzler habe seine eigene Art, die Situation zu wenden – „mit Ehrlichkeit und nicht mit ständigen Ausflüchten“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Chef der sächsischen Landesregierung, Michael Kretschmer (beide CDU), sagte dem Spiegel, mit dem Schritt wolle man eine nationale Krise verhindern.
Gewerkschaften wollen Überprüfung des Nachtragshaushalts
Am Montag stellte das Kabinett den diesjährigen Nachtragshaushalt vor und markierte damit den ersten Schritt zur Aussetzung der Schuldenbremse im Bundestag. Unionsfraktionschef Friedrich Merz kündigte eine sorgfältige Prüfung des Nachtragshaushalts an. Merz, der auch CDU-Vorsitzender ist, sagte, erst dann werde eine Fraktion darüber entscheiden, ob die Angelegenheit an den Verfassungsgerichtshof weitergeleitet werde. Mit der geplanten und gebauten Ampel scheint es eine Möglichkeit zu geben, den Nachtragshaushalt verfassungskonform zu machen.
„Das heißt nicht, dass wir mit dem Haushalt einverstanden sind. Das glaube ich nicht“, betonte Meltz und fügte hinzu: „Aber ich glaube nicht, dass wir das zum jetzigen Zeitpunkt weiterverfolgen sollten.“ Für den Haushalt 2024 sei aber alles offen , Ampeln müssen noch geändert werden. „Wenn die Bundesregierung der Meinung ist, dass auch für 2024 ein besonderer Ausnahmezustand ausgerufen werden sollte, dann halte ich das zumindest aus heutiger Sicht nicht für verfassungsgemäß.“ Die Koalition werde bei Bedarf erneut aktiv werden.
Lindner rechnet mit schwierigen Verhandlungen
Finanzminister Christian Lindner hat die Ampelfraktion im Bundestag auf harte Verhandlungen über den Haushaltsplan für das kommende Jahr vorbereitet. „Für die Finalisierung des Bundeshaushalts 2024 sind noch erhebliche Anstrengungen erforderlich“, schrieb der FDP-Politiker in einem Brief an die Fraktionen SPD, Grüne und FDP, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Wir müssen tiefgreifende Gespräche führen, aber das ist nicht immer einfach.“
Unterdessen kündigte FDP-Fraktionschef Christian Dürr an, dass die Bürger in den kommenden Jahren Sparmaßnahmen ergreifen würden. „Wir werden nach dieser Wahlperiode Zurückhaltung üben müssen“, sagte er dem Stern. Auch in den ARD-„Tagesthemen“ bestätigte er, dass die FDP die Schuldenbremse befürworte.
Quelle: www.dpa.com