zum Inhalt

Der Visionär und Rivalen von Hoeneß, Willi Lemke, ist tot.

Mit Otto Rehhagel prägte er eine Ära bei Werder Bremen. Später wurde er auch in der Politik bekannt. Legendärer Fußballmanager Willi Lemke ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

Willis größter Triumph: Im Jahr 1992 gewann Werder Bremen unter seiner Führung und Otto Rehhagel...
Willis größter Triumph: Im Jahr 1992 gewann Werder Bremen unter seiner Führung und Otto Rehhagel als Trainer den Europapokal der Pokalsieger.

- Der Visionär und Rivalen von Hoeneß, Willi Lemke, ist tot.

Wie man den großen FC Bayern München ärgern kann? Weniger wussten das in der deutschen Fußballgeschichte als Willi Lemke.

Als er 1981 Manager von Werder Bremen wurde, war der Verein gerade in die Bundesliga zurückgekehrt. Doch als er 1999 eine politische Karriere als Bremer Bildungsminister und Sonderberater des UN-Generalsekretärs verfolgte, hatten Lemke und der legendäre Trainer Otto Rehhagel mit Werder gemeinsam: zwei deutsche Meisterschaften (1988, 1993), den Europapokal der Pokalsieger (1992) und zwei DFB-Pokale (1991, 1994) gewonnen. All dies wurde von einer langjährigen persönlichen Fehde zwischen Willi Lemke und seinem Bayern-Kollegen Uli Hoeneß begleitet.

Einer der erfolgreichsten, redegewandtesten und gerissensten Manager in der Geschichte der Bundesliga ist von uns gegangen. Lemke, der am Montag im Alter von 77 Jahren nach einem Hirnbluten verstorben ist, hinterlässt eine große Lücke in der Fußballwelt.

**Lemkes Tod "schockiert Werder"

"Sein überraschender und viel zu früher Tod hat SV Werder schockiert", sagte Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry. Er bezeichnete Lemke als eine der "großen Persönlichkeiten in der Geschichte des deutschen Fußballs", der Werder in vielen Bereichen wegweisend geprägt und bleibende Spuren hinterlassen habe.

Auch der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte lobte Lemke als vielseitig talentiert. Von 1999 bis 2008 war der SPD-Politiker Bremer Senator für Bildung und Wissenschaft, dann für Inneres und Sport. Anschließend berief ihn UN-Generalsekretär Ban Ki-moon für acht Jahre zum Sonderberater für Sport im Dienst von Frieden und Entwicklung.

"In all seinen politischen Bestrebungen hat er immer betont, dass Politik und Wirtschaft nur von sportlichen Tugenden wie Teamgeist, Willensstärke und Überzeugung profitieren können", sagte Bovenschulte über Lemke.

Lemkes Überzeugungskraft war bei Werder in Hülle und Fülle zu spüren. Zusammen mit Rehhagel holte er Spieler wie Rudi Völler oder Karl-Heinz Riedle nach Bremen, die später Weltmeister wurden, aber zunächst zu Top-Spielern bei Werder heranwuchsen.

Dass auch Stars wie Klaus Allofs oder Manfred Burgsmüller in der gleichen Ära in Bremen wieder aufblühten, zeigte, dass Werder oft klüger, gerissener und manchmal populärer war als der große FC Bayern in den 80ern und frühen 90ern.

So war Lemke der erste Manager, der ein Bundesligaspiel entirely an einen Sponsor verkaufte. Statt weniger als 20.000 kamen aufgrund der günstigen Eintrittspreise über 37.000 Zuschauer zum Spiel gegen den Abstiegskandidaten Waldhof Mannheim - und Lemke war wieder einmal vorausschauend.

Große Rivalität mit Uli Hoeneß

Er positionierte sich geschickt als der kleine, sozialdemokratische Gegner des arroganten Uli Hoeneß. Außer Christoph Daum hat wahrscheinlich niemand den langjährigen Bayern-Paten so sehr geärgert wie Lemke in der Geschichte der Bundesliga.

"Auch heute würde ich Lemke nicht die Hand geben", sagte Hoeneß Jahre nach Lemkes Abschied von Werder einmal. Lemke sagte seinerseits in einem Interview, das im großen Werder-Buch "Das W auf dem Trikot..." veröffentlicht wurde: "Uli Hoeneß glaubt, er könne Menschen mit Geld und Macht einschüchtern." Deswegen gab er ihm immer "volle Gegenwindbreite", und das sei er nicht gewohnt.

Es gehört zur Wahrheit dazu: Just wie Daum hatte auch Lemke sich längst mit Hoeneß versöhnt in seinen letzten Jahren. Während er und Rehhagel sich trotz ihrer großen gemeinsamen Erfolge persönlich nie gemocht haben.

Dass man all das beiseite gelegt und nicht zum großen Thema gemacht hat, war Teil des Bremer Erfolgsmodells damals. Und als Lemke von 2005 bis 2014 insgesamt 17 Jahre lang im Aufsichtsrat von Werder saß, sogar als dessen Vorsitzender, hatten schon lange zwei former Spieler der Lemke/Rehhagel-Ära, Thomas Schaaf und Klaus Allofs, die sportliche Leitung übernommen und den Verein im Geist der beiden Vorbilder weitergeführt.

"Willi Lemke war eine der einflussreichsten Manager-Figuren in der Bundesliga", schrieb Hans-Joachim Watzke nach seinem Tod. Als langjähriger Boss von Borussia Dortmund und Sprecher der DFL-Präsidentschaft ist er quasi ein Lemke-Nachfolger.

Der Erfolg von Werder Bremen unter Lemkes Führung übertraf oft den seiner Rivalen, einschließlich des FC Bayern München, in den 1980er Jahren und frühen 1990er Jahren. Lemkes große Rivalität mit Uli Hoeneß, dem langjährigen Bayern-Paten, war in der Bundesliga berüchtigt.

Lesen Sie auch:

Kommentare

Aktuelles