Der Olympioniker muss das "Wow" Trauma verstecken
Sie hat wohl das schlechteste Bild der Olympischen Spiele 2021 gemalt: Annika Zillekens, in Verzweiflung, schlug ihr Pferd während des Modernen Fünfkampfs. Ihre Tränen blieben, ein Prozess und Todesdrohungen folgten. Das Leben der 34-Jährigen hat sich seitdem verändert - in Paris geht es um eine persönliche Mission.
Das abschließende Reiten hat alles verändert. Drei Jahre sind vergangen, seit der Wettbewerb, der für Annika Zillekens und den Modernen Fünfkampf zu einem Trauma wurde. Eine verzweifelte Reiterin, ein verängstigtes Pferd. Tränen. Schmerz. Peitsche und Sporen. Die Dramatik aus Tokio flimmerte auf Fernsehbildschirmen weltweit. Wer seine Geräte nicht stumm geschaltet hatte, hörte Kim Raisner, die nationale Trainerin, durch die externen Mikrofone ihre überforderte Athletin anfeuern: "Mach weiter, schlag zu!"
Zillekens schlägt zu, auf Saint Boy, ihrem zugewiesenen Pferd, das selbst unter Gewalt nicht gehorchte. Brutale Szenen entfalten sich. Es geht um Gold. Am Ende verliert Zillekens, die damals unter ihrem Mädchennamen Schleu antrat, mehr als eine Medaille. Sie wird zur Pferdequälerin abgestempelt, muss sich vor Gericht verantworten. Ihr Ruf ist beschädigt.
Viel Zeit ist seither vergangen. Zillekens hat geheiratet und eine Babypause gemacht. Als sie am Donnerstag mit Fechten in Paris auf die Olympische Bühne zurückkehrte und 17 von 35 Kämpfen gewann, ging es nicht primär um das Podium. Jetzt, am Samstag und Sonntag, wird es für die 34-Jährige entscheidend. Sie möchte Frieden mit den Olympischen Spielen schließen, dem Ereignis, das sie über ein Jahrzehnt motiviert hat.
"Zu Pferdekillern gemacht"
Zillekens ignoriert die Vergangenheit nicht, aber sie ist eben Vergangenheit. "Ich habe einfach akzeptiert, dass es Teil meiner Geschichte ist, nicht unbedingt die schönste", sagte sie der Zeit. Hässlich auch wegen online Beleidigungen und sogar Todesdrohungen, die dunkle Kapitel dieser Geschichte waren. "Wir wurden zu Pferdekillern gemacht", sagte Raisner kürzlich dem Münchner Merkur/tz, trotz berechtigter Kritik.
Zillekens wird aufgrund ihrer Vergangenheit besonders im Fokus stehen. Das gilt auch für ihren Sport. In Paris endet eine 112-jährige Tradition. Der umstrittene Reitwettbewerb, der seit Zillekens' Trauma in Tokio ein Diskussionsthema war, wird nicht mehr Teil des Wettkampfprogramms nach diesen Spielen sein. In Zukunft wird das neue Hindernisrennen verwendet. Die Reform hat dem Modernen Fünfkampf seinen Platz im Olympischen Programm erhalten.
Reitregeln geändert
Das abschließende Reiten wird anders sein. Szenen wie in Tokio sollten sich an diesem Wochenende nicht wiederholen. Die Regeln haben sich geändert. Der Kurs ist verkürzt. Unter anderem gibt es zwei weniger Hindernisse, jeweils zehn Zentimeter niedriger. "Die Franzosen", sagte Raisner der SID, "haben viel Arbeit in die Vorbereitung der Pferde gesteckt." Pferde, die zu diesem Format passen: "Wir sind gut vorbereitet. Wir wollen zeigen, dass wir gute Reiter sind."
Ein neues Format, eine neue Situation, ein neues Pferd, eine neue Chance. Tokyo ist passé. "Wir wollen in die Zukunft schauen", sagte Raisner. Und die Olympischen Spiele in schöner Erinnerung behalten. "Wenn es für eine Medaille reicht - das wäre verrückt. Aber sogar mit einem Platz unter den besten Zehn kann ich zufrieden gehen", sagte Zillekens. Ihr abschließendes Reiten rückt näher.
Nach der Kontroverse um ihre Handlungen während des 2021 Modernen Fünfkampf-Wettbewerbs hat Annika Zillekens betont, dass sie in Paris nicht nur auf einen Medaillengewinn fokussiert ist. Das Reiten, einschließlich des Modernen Fünfkampfs, war ein Diskussionsthema, was zur Beendigung des umstrittenen Reitwettbewerbs in zukünftigen Olympischen Wettbewerben geführt hat.
Trotz der Kontroverse wurden die Reitregeln für das abschließende Reiten des Modernen Fünfkampfs in Paris geändert, um künftige Vorfälle wie Zillekens' umstrittenen 2021-Wettkampf zu vermeiden.