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Der Goldpreis hängt mehr von der Zinspolitik als von der Krise ab

Noch vor wenigen Tagen erreichten die Goldpreise Rekordhöhen. Natürlich ist Gold in unsicheren Zeiten eine sichere Anlage – so viel ist allen bekannt. Aber diese Erklärung reicht nicht aus.

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York Tetzlaff, Präsident der Precious Metals Association, steht vor einer Wand aus gefälschten Goldbarren. Foto.aussiedlerbote.de

Experte - Der Goldpreis hängt mehr von der Zinspolitik als von der Krise ab

Obwohl Gold als sicherer Hafen in Krisenzeiten gilt, haben Kriege wie in der Ukraine und in Israel weniger Einfluss auf die Preisbewegungen als Faktoren wie die Geldpolitik der Zentralbanken, so ein Branchenexperte. York Tetzlaff, Geschäftsführer der Pforzheimer Fachvereinigung Edelmetalle, erklärte, dass ein Krieg oder eine Krise die Nachfrage nach Gold nur kurz- bis mittelfristig erhöhen würde. „Längerfristig ist es wahrscheinlicher, dass andere Faktoren den Goldpreis bestimmen, etwa die Nachfrage nach Gold aus der Schmuck- und Industriebranche sowie von Investoren und Nationalbanken.“ Hinzu kommen Entwicklungen bei Wechselkursen und Zinssätzen.

„Generell gilt jedoch: Edelmetalle haben in den letzten Jahrzehnten ihre Rolle als langfristiger Wertspeicher in Phasen geopolitischer Instabilität deutlich erfüllt“, sagte Tetzlaff. Der Goldpreis erreichte Anfang Dezember einen Höchststand von 2.135 $ oder 1.950 € pro Feinunze. Unter Berufung auf Daten des World Gold Council erklärte der Experte, dass die Goldnachfrage der Zentralbanken in diesem Jahr bisher 800 Tonnen erreicht habe und damit einen neuen Rekord aufgestellt habe.

Die Preisentwicklung hängt von den Zinssätzen und der Industriepolitik ab

Wenn die Fed im nächsten Jahr die Zinsen senkt, könnte dies seiner Meinung nach den Goldpreis ankurbeln. Eine Senkung der Zinssätze macht zinslose Anlagen attraktiver und schwächt den Dollarwert von Goldgeschäften weiter. „Anleger sollten nicht nur auf den Goldpreis achten, sondern auch beachten, dass beim Goldkauf aufgrund des US-Dollars ein gewisses Währungsrisiko besteht“, so der Experte.

„Eine anhaltend starke Nachfrage nach Schmuck aus asiatischen Ländern wie Indien könnte den Goldpreis weiter in die Höhe treiben“, erklärte Tetzlaff. Darüber hinaus gibt es im Kontext der aktuellen Überlagerungskrisen auch Forderungen vieler privater Investoren, darunter Deutschland. „Gold ist als Rohstoff ein knappes Gut und eignet sich daher als stabiler Bestandteil eines Anlageportfolios zur Reduzierung des Gesamtrisikos.“ Diese Wertaufbewahrungsfunktion erfüllen Edelmetalle seit Jahrhunderten zuverlässig.

Die Nachfrage steigt auch, weil Gold wie andere Edelmetalle von der Leiterplatten- und Katalysatorenindustrie dringend benötigt wird. „Daher könnten Entwicklungen in der weltweiten Automobilproduktion und zunehmend strengere Umweltvorschriften erhebliche Auswirkungen auf den zukünftigen Wert dieser Edelmetalle haben“, sagte Tetzlaff. Darüber hinaus spielt Palladium als Speichermedium für Wasserstoff in dieser zukunftsträchtigen Industrie eine Schlüsselrolle. „Zumindest mittelfristig dürfte das Edelmetall daher auch von weiteren Preissteigerungen profitieren.“

Tetzlaff sagte der Deutschen Presse-Agentur, hochwertiger Schmuck eigne sich aufgrund der mit der Herstellung verbundenen Mehrkosten weniger als Kapitalanlage als Goldmünzen oder -barren. „Aber der sentimentale Wert eines besonders schönen Schmuckstücks kann für den Einzelnen um ein Vielfaches höher sein als sein physischer Wert. Denn Gold ist selten.“

Wenn der Goldpreis steigt, wird mehr Altgold verkauft

Tetzlaff erklärte, dass das Goldangebot angesichts der Preisentwicklung im dritten Quartal 2023 im Jahresvergleich um 6 % steigen wird. Vor allem in Asien verkauften viele private Goldbesitzer das Edelmetall. „Dadurch hat auch das Goldrecycling zugenommen.“

Während der Anteil des Recyclings am gesamten Goldangebot in den letzten Jahren konstant bei rund 25 % lag, stieg er den Informationen zufolge im ersten Halbjahr 2023 sprunghaft auf 35 % an. „Ob sich diese Entwicklung im zweiten Halbjahr dieses Jahres und in den kommenden Jahren fortsetzt, bleibt abzuwarten.“

Prozentual ist die deutsche Edelmetallindustrie sogar Recycling-Weltmeister. „Bis auf Nebenprodukte der Kupferproduktion stammt fast das gesamte in Deutschland produzierte Gold aus der Wiederverwertung von Altgold oder Elektroschrott“, berichtet Tetzlaff. Eine Tonne ausrangierter Smartphones enthält 250 Gramm reines Gold.

Raffinerien entfernen Verunreinigungen oder Fremdmetalle aus Altgold. Im Vergleich zum Goldabbau in Minen gibt es keinen Qualitätsverlust und der Prozess ist deutlich weniger energieintensiv.

Precious Metals Association über Gold Precious Metals Association über Metallrecycling

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Quelle: www.stern.de

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