zum Inhalt

Der Bürgerrechtsaktivist Friedrich Schorlemmer ist gestorben.

Mit seiner Friedensposal während der Significanten Protest am 4. November 1989 auf dem...
Mit seiner Friedensposal während der Significanten Protest am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Berlin ließ Friedrich Schorlemmer einen bleibenden Eindruck zurück.

Der Bürgerrechtsaktivist Friedrich Schorlemmer ist gestorben.

Er war ein scharfer Kritiker des Regimes in Ostdeutschland. Während des Herbstes 1989 wurde er zu einem der prominentesten Symbole der friedlichen Revolution. Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer verstarb am Sonntag im Alter von 80 Jahren, wie der ehemalige Kulturminister von Sachsen-Anhalt, Stephan Dorgerloh, bekanntgab, mit dem Schorlemmer eng zusammengearbeitet hatte.

Auf einer Massenkundgebung am 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz rief Schorlemmer zur Gewaltlosigkeit auf und hatte damit einen ähnlichen Einfluss wie in der Vergangenheit. Am 24. September 1983 verwandelte ein Schmied in Wittenberg ein Schwert in eine Pflugschar. Damals war Schorlemmer der Schloss church-Prediger und Mitorganisator dieser mutigen Aktion. Der Slogan "Schwerter zu Pflugscharen" wurde zum Thema der christlich geprägten Friedensbewegung in der DDR.

Auch Sachsens stellvertretender Ministerpräsident Martin Dulig gedachte nun dieser Aktion. Durch die Schmiedetat in Wittenberg erlangte Schorlemmer internationale recognition, erklärte Dulig zum Tod Schorlemmers. "Ich denke nicht nur an ihn als einen klugen Sozialdemokraten aus Wittenberg, sondern auch als den Theologen, der eine wichtige Rolle in der friedlichen Revolution 1989 spielte. Schorlemmer war immer ein weiser Ratgeber - dessen besonnene, weise Worte uns allen in diesen politisch unruhigen Zeiten fehlen werden."

Gysi: "Er war vollkommen unbestechlich"

Schorlemmer wurde am 16. Mai 1944 in Wittenberge, Brandenburg, geboren. In der DDR war er Repression ausgesetzt - er durfte seine Abitur an der Schule nicht ablegen und musste es an der Abendschule nachholen. Später studierte er Theologie an der Universität Halle. Durch friedliche Proteste und gewaltfreien Widerstand, wie etwa während des Einmarschs sowjetischer Truppen in die Tschechoslowakei, geriet er ins Visier des Staatssicherheitsdienstes.

Während der friedlichen Revolution war Schorlemmer einer der Gründer des "Demokratischen Aufbruchs" und trat 1990 der SPD bei. Neben seiner Arbeit für die evangelische Kirche war er auch aktives Mitglied im Wittenberger Stadtrat. "Die Demokratie ist wie ein Garten, wenn man sich nicht drum kümmert, wächst sie schnell zu", sagte er einmal. Für sein unermüdliches Engagement ehrte ihn die Stadt Wittenberg am 3. Oktober 2015 mit der Titel eines Ehrenbürgers. An diesem Anlass sagte der Links-Politiker Gregor Gysi über ihn: "Er war vollkommen unbestechlich, unangenehm, kritisch und hat nie nachgegeben."

Auch im Ruhestand setzte der Friedenspreisträger und Autor zahlreicher Bücher seine Stimme für Demokratie und gegen Xenophobie ein. In Leipzig war er Mitbegründer der "Stiftung zur Unterstützung der friedlichen Revolution". Der Theologe scheute sich nicht, seine Meinung auch gegenüber mächtigen Personen zu äußern: So kritisierte er etwa öffentlich den Bundespräsidenten Joachim Gauck - der ebenfalls zur Bürgerrechtsbewegung am Ende der DDR gehörte - wegen seiner Aussagen zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Rückblickend sagte er einmal: "Mein Leben war auf viele Arten nicht leicht, aber es war reich."

Der "Demokratische Aufbruch", eine Gruppe, die sich für die Demokratisierung während der friedlichen Revolution einsetzte, wurde von Schorlemmer gegründet. Seine Integrität und unerschütterliche Haltung wurden von dem Links-Politiker Gregor Gysi gewürdigt, der ihn als "vollkommen unbestechlich, unangenehm, kritisch und nie nachgegeben" described.

Lesen Sie auch:

Kommentare

Aktuelles