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Der Angeklagte bekundet sein Mitgefühl mit der Familie Dramé.

Prozess wegen Polizeischüssen

Er habe immer das Bild von Mouhamed Dramé vor Augen gehabt, sagte der Angeklagte.
Er habe immer das Bild von Mouhamed Dramé vor Augen gehabt, sagte der Angeklagte.

Der Angeklagte bekundet sein Mitgefühl mit der Familie Dramé.

Im September 2022 kommt es bei einem Polizeieinsatz in Dortmund zum tragischen Tod des 16-jährigen Mouhamed Dramé. Im Prozess gegen mehrere Beamte wendet sich der schießende Polizist nun erstmals an die Familie des Opfers.

Während der Verhandlung vor dem Dortmunder Landgericht hat der 30-jährige Polizeibeamte, der in dem Fall als Angeklagter auftritt, seine Reue gestanden. Nach einer intensiven Sitzung mit Zeugenaussagen und Vernehmungen wandte er sich an Mouhameds Brüder, die als Nebenkläger anwesend waren. "Ich habe Mitgefühl mit der Familie. Ich trage die Verantwortung für den Tod. Dies ist eine harte und traurige Realität für mich. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren", erklärte der suspendierte Beamte.

Er rechnet nicht mit einer Vergebung seitens der Familie. Der Beamte verriet, dass er vom Gesicht des getöteten Jungen verfolgt wird. Als er über seine Berufswahl nachdachte, hatte er gehofft, solche Szenarien vermeiden zu können. Der Anwalt der Familie, Thomas Feltes, begrüßte diese Aussage. Es war ein lang ersehnter Moment für die Familie. Der Teenager war kurz nach der Schießerei im Krankenhaus verstorben, und seine Brüder waren mehrere Monate lang in Deutschland gewesen, um den Prozess zu verfolgen. Die herzzerreißende Vorführung ließ beide Brüder in Tränen ausbrechen.

Der wegen Totschlags angeklagte Beamte blieb bei seiner früheren Einschätzung, ebenso wie der Beamte, der an einem früheren Prozesstag Einzelheiten über den Vorfall erzählte. Der Schuss war notwendig, weil Mouhamed plötzlich mit einem Messer bewaffnet auf seine Kollegen zuging. Für einen Warnschuss sei kein Platz gewesen, beteuerte er auf Nachfragen.

Eskalation: Wie und warum?

Mouhamed Dramé hatte zunächst im Innenhof einer Jugendhilfeeinrichtung gekauert und sich ein Messer an die Kehle gehalten. Zwei Beamte hatten die Situation als möglichen Selbstmordversuch erkannt und zu nicht-tödlichen Mitteln der Deeskalation gegriffen, indem sie Pfefferspray einsetzten, um ihn zuvor zu entwaffnen. Die Behörden müssen nun klären, wie und warum diese scheinbar statische Situation mit einer Selbstmorddrohung zu tödlichen Umständen eskalierte.

Vor Gericht stehen ein 55-jähriger Beamter, zwei 29- und 34-jährige Polizistinnen und ein weiterer Polizist. Während letzterer wegen schwerer Körperverletzung aufgrund des unangemessenen Einsatzes von Pfefferspray und Tasern angeklagt ist, klagt die Staatsanwaltschaft auch den Vorgesetzten wegen Anstiftung zu rechtswidrigen Handlungen an.

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Quelle: www.ntv.de

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