Negative Prognosen der Wall Street lösten am Donnerstag leichte Gewinnmitnahmen bei deutschen Aktien aus. Der deutsche Leitindex Dax fiel im frühen Handel um 0,51 % auf 15.103,90 Punkte. Der MDax für mittelgroße Unternehmen fiel um 0,81 % auf 28.587,02 Punkte. Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, fiel um 0,48 % auf 4154,35 Punkte.
Der Schwung vom Vortag ist verflogen. Die Enttäuschung über den Quartalsbericht belastete zunächst die Stimmung, wobei die Daten zur US-Industrieproduktion am Nachmittag besonders schwach ausfielen. Nach Schließung der europäischen Aktienmärkte machte auch der Wirtschaftsbericht der US-Notenbank deutlich, dass die größte Volkswirtschaft der Welt in naher Zukunft kaum gewachsen ist, was die zuvor schwachen US-Börsen weiter unter Druck setzte.
Für den S&P 500 beispielsweise war es die schwächste Sitzung seit Mitte Dezember, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners. Sorgen über eine konjunkturelle Verlangsamung haben zunehmend den Optimismus überschattet, dass die Zentralbank Zinserhöhungen eindämmen könnte.
Unter den 40 Werten des deutschen Leitindex standen Henkel und Infineon besonders im Rampenlicht. Die Vermögenswerte des Konsumgüter- und Klebstoffherstellers gingen um 1,1 Prozent zurück, was nach Angaben des Einzelhändlers vom US-Rivalen HB Fuller nach unten gezogen wurde. Das vierte Quartal und der Ausblick waren aufgrund hoher Rohstoffkosten und eines stärkeren Dollars enttäuschend.
Die Aktien des Chipherstellers Infineon widersetzten sich jedoch dem Trend und stiegen um 0,2 %. Das amerikanische Analystenhaus Bernstein Research bewertete die Aktie mit einem Kursziel von 40 Euro als „outperform“. Nach enormen Verlusten im Jahr 2022 erwartet Analystin Sara Russo ein besseres Jahr für die europäische Halbleiterindustrie. Angesichts steigender Investitionen und starker langfristiger Wachstumstrends ist die Branche besser aufgestellt, als es der Markt zulässt. Infineon ist ihr Favorit, weil es sich auf Chips zur Energiesteuerung konzentriert.
Ein “gemischter Quartalsbericht” samt neuem Geschäftsjahresabschluss belastete den Linux-Spezialisten Suse bei SDax nach Angaben des Händlers. Sie verloren 5,1 %. Noch deutlicher fiel der Rückgang bei den Auto1-Papieren mit einem Minus von 12,0 % aus. Goldman-Sachs-Analystin Lisa Yang zog ihre Kaufempfehlung zurück und steht der Aktie des Online-Autohändlers nun unter anderem skeptisch gegenüber.
Sie steht RTL jetzt auch skeptischer gegenüber und empfiehlt nun, die Aktien des Senders zu verkaufen. Im MDax fielen sie dann um 2,7 %. ProSiebenSat.1 fiel um 1,1 Prozent und wurde von Goldman Sachs-Analyst Yang mit „Verkaufen“ bewertet.