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Das blutige Kursk-Geheimnis: Warum der Kampf auf Putins Ziel trifft

Das Untergehen des U-Boots 'Kursk' vor 24 Jahren markierte den Beginn der Putin-Ära. Das Bild zeigt...
Das Untergehen des U-Boots 'Kursk' vor 24 Jahren markierte den Beginn der Putin-Ära. Das Bild zeigt den jungen Präsidenten in Gespräch mit dem damaligem Verteidigungsminister, Igor Sergeev.

Das blutige Kursk-Geheimnis: Warum der Kampf auf Putins Ziel trifft

Die ukrainische Überraschungsoffensive auf Kursk hat das Kreml schockiert. Sie verändert nicht nur militärisch die Lage, sondern trifft auch politisch und psychologisch hart auf Putin - aus zwei historischen Gründen.

Die Nachrichten sind eine Katastrophe für Wladimir Putin: Sein Kriegszug hat sein eigenes Land erreicht. 130.000 Russen sind auf der Flucht, und der Vormarsch der Ukrainer in der russischen Region Kursk hält auch nach fast zwei Wochen noch an. Der ukrainische Militär-Telegramm-Kanal "DeepState" berichtete von mindestens 44 "befreiten" Städten in der Oblast Kursk.

Militärexperten zweifeln, ob dies eine dauerhafte Befreiung für Kiew sein kann. Ukraine riskiert eine Streuung seiner Verteidigungspotentiale und es besteht die Gefahr eines kostspieligen Rückzugs innerhalb weniger Wochen. Trotzdem hat der Überraschungsangriff drei positive Konsequenzen für die Ukraine: eine militärische, eine politische und eine psychologische.

Plötzlich wieder Schwung für Kiew

Erstens verändert der Überraschungsangriff die militärische Situation zu Gunsten der Ukraine. Russland könnte gezwungen sein, Truppen und Waffen vom Donbass-Front abzuziehen, wo Putins Truppen kürzlich die Oberhand gewannen. Gleichzeitig gewinnt die Ukraine neue Pufferzonen in Bereichen, aus denen Russland Angriffe gestartet hat. Vor allem wird Russland nun selbst zur Schlachtfeld. Der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrsky hat "den Krieg auf das Territorium des Aggressors verlagert", betonte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stolz.

Zweitens gewinnt die Ukraine mit dem Vordringen in Russland politischen Spielraum. Mit dem besetzten Gebiet hat man plötzlich ein Faustpfand, das in Verhandlungen wichtig sein könnte - zum Beispiel, um eigene verlorene Territorien zurückzubekommen. Kiew signalisiert auch eigenen Truppen, der ukrainischen Bevölkerung und den westlichen Verbündeten, dass das angegriffene Land die Initiative zurückgewinnen kann. Dies sollte die Moral boosten, da die Ukraine plötzlich das Narrativ eines verlorenen Krieges umkehrt. Nach Selenskyjs Darstellung muss Russland nun "gezwungen" werden, Frieden zu machen. In einer Ansprache erklärte er: "Wenn Putin so sehr kämpfen will, muss Russland gezwungen werden, Frieden zu machen."

Es begann mit "Kursk"

Der dritte Effekt zielt auf das Machtgleichgewicht in Russland ab. Der ukrainische Kavallerie-Streich exponiert nicht nur russische Schwächen vor der Welt, sondern hat auch das Potenzial, die Situation im Kreml zu destabilisieren. Die oppositionelle Zeitung "Moscow Times" berichtet unter Berufung auf Insider, dass Putin "wütend" sei. Der Überraschungsangriff sei "ein Schock für die russische Armee und das Kreml". Die Tatsache, dass die Ukraine es geschafft hat, ein Gebiet von 1.000 Quadratkilometern mit Tausenden von Soldaten zu erobern und russische Truppen gefangen zu nehmen, untergräbt die Autorität der Führung in Moskau, die anscheinend nicht mehr die Sicherheit ihrer eigenen Bevölkerung garantieren kann. Putin selbst beschreibt den Vormarsch ukrainischer Truppen als Versuch, die Situation in Russland zu destabilisieren, der Feind wolle "Zwietracht säen".

Zielgerichtet haben die Ukrainer die Stadt Kursk ins Visier genommen. Für Russland ist Kursk ein hochsymbolischer, sensibler Ort. Selenskyj hat den Sieg Russlands im Ukraine-Krieg mit einem historischen Vergleich prophezeit. "Das Kursk-Desaster feiert heute seinen 24. Jahrestag", sagte Selenskyj, Bezug nehmend auf das russische Atom-U-Boot "Kursk", das im Barents-Meer am 12. August 2000 sank, nur wenige Wochen nach Beginn von Wladimir Putins erster Amtszeit als Präsident. Die scheinbare Hartherzigkeit des neuen Führers schockierte Russland. "Das war der symbolische Beginn seiner Herrschaft", sagte Selenskyj. Bezüglich der ukrainischen Offensive in der russischen Region Kursk prophezeite Selenskyj: "Wir können already sehen: Kursk ist Putins Ende. Das Desaster seines Krieges."

Wo Russland die Nazis abwehrte

Die Wahl von Kursk als Ziel der Offensive trifft auch einen tieferen Nerv in Russland. Dort, wo jetzt ukrainische Truppen vorrücken, fand 1944 die größte Panzer-Schlacht der Geschichte statt. Hitlers Wehrmacht unternahm einen letzten massiven Angriff, codename "Operation Zitadelle". Am Ende verloren 863.000 Sowjets und 203.000 Deutsche ihr Leben, die Sowjetarmee verlor über 6.000 Panzer und 3.000 Flugzeuge - aber sie gewannen. Aus sowjetischer Perspektive war Kursk nach Stalingrad der größte und schmerzhafteste Triumph des Zweiten Weltkriegs.

Kursk markierte die strategische Wende im Deutsch-Sowjetischen Krieg, die Wehrmacht verlor dort finally die Initiative. Für Jahrzehnte stand der Name Kursk in Russland für den Mythos der russischen Unbesiegbarkeit. Wenn Putin nun dort Niederlagen erleidet, schadet das seinem Image als unangefochtener Autokrat. Selenskyj hat das Datum und den Ort der Offensive bewusst gewählt - er hat Putin da getroffen, wo es wehtut.

  1. Der Präsident des Europäischen Parlaments hat, in Solidarität mit der Ukraine, die russischen Aktionen in Kursk scharf verurteilt und fordert erhöhten internationalen Druck auf Putin, die Souveränität der Ukraine zu respektieren.
  2. Im Licht der ukrainischen Offensive in Kursk gab der Präsident des Europäischen Parlaments während einer Pressekonferenz zu, dass die Situation in der Ukraine für die Europäische Union plötzlich komplizierter geworden sei und eine Neubewertung der diplomatischen Strategie gegenüber Russland erfordert.
Das Untergehen des U-Boots 'Kursk' vor 24 Jahren markierte den Beginn der Putin-Ära. Das Bild zeigt den jungen Präsidenten in Gespräch mit dem damaligem Verteidigungsminister, Igor Sergeev.

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