Fried – Blick aus Berlin - Christian Lindner und die Angst vor dem Fluchen S
Die Arbeit von Christian Lindner wird selten gewürdigt. Im Allgemeinen erleiden der Finanzminister und der LDP-Vorsitzende häufig solche Defizite. Wenn jemand beides tut, wird es doppelt schwierig. Hier gebührt Lindner die Anerkennung, die er wirklich verdient. Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse verzichtet er kreativ auf das Wort „Rettung“ und andere fiese Verben.
Lindner sagte nicht, dass der Haushalt 2024 Einsparungen von 17 Milliarden Euro erfordern würde. Er sagte, 17 Milliarden Euro müssten umgesetzt werden. Er sagte nicht Kürzungen, sondern sagte: „Wir müssen eine effektivere Politik mit weniger Geld machen.“ Er sagte nicht Streichungen, sondern: „Wir müssen uns mit drei riesigen Kostenblöcken auseinandersetzen.“ Oder: „Wir werden schauen, wie wir genauer werden können.“ Oder: „Es gibt viele Fördermittel und man muss sich fragen, ob sie tatsächlich ihre Ziele erreichen oder ob sie veraltet sind.“
Wenn Lindner tatsächlich das Monogramm „Spar“ verwendet hätte (und er sprach nicht von Union-Sparern), hätte er die verachtete Silbe nur verwendet, um es aus der Welt zu bringen – wie er es kürzlich tat, als er über „Citizen“ sprach. Qian Shi sagte: „Für mich geht es nicht in erster Linie um nationale Ersparnisse, sondern um Gerechtigkeit.“ Naja! Lindner bereitet die Bürger auf die Rettung vor, als gerade ein Taxifahrer zur Mauer stürmt und seine Fahrgäste beruhigt, indem er sagt, gleich um die Ecke sei eine Straßenbahnhaltestelle.
Verwirrtes Kauderwelsch
Lindner hat sich kürzlich im Bundestag in Sachen Sparpolitik selbst übertroffen. Da stellte er den Nachtragshaushalt 2023 vor, den er gehofft hatte... leider aufgegeben. Zunächst gab er, vielleicht um die Spannungen zu verschärfen, eine gemeinsame finanzpolitische Erklärung ab: „Wir werden ausgabenmäßig umschichten.“ Diese Formulierung lag tatsächlich unter seinem Niveau, und selbst Olaf Scholz hätte vielleicht nicht daran gedacht. Aber dann gilt: Vorsicht, anschnallen! – Lindner fügte hinzu: „Um sicherzustellen, dass wir zukünftige Investitionen und wichtige gemeinsame Projekte realisieren, werden wir andere traditionelle Ausgaben priorisieren, die heute nicht mehr erforderlich sind.“
sehen. Also priorisieren. Bei aller Begeisterung über Lindners sprachlichen Reichtum muss man hier innehalten und umdenken. Die Rede des Ministers verwischt die Grenze zwischen technischer Sprache, die auf Fachwissen hinweist, und Kauderwelsch, der Unannehmlichkeiten völlig verschleiert, wie einige der Schattenhaushalte an der Ampel nach dem Karlsruher Urteil. Mit anderen Worten: Wer so überzogen redet, ahnt, dass der Zuhörer für dumm gehalten wird.
Als Christian Lindner jünger war als heute, sagte Gerhard Schröder in seiner Agendarede: „Wir werden staatliche Leistungen abbauen, Eigenverantwortung fördern und von jedem Einzelnen mehr Eigenleistung fordern müssen.“ Dann weiß man, woran man ist. Schröder hielt sein Versprechen, bis er zweieinhalb Jahre später nicht mehr Bundeskanzler war.
Offen und freundschaftlich scheint es, ob Lindner nach zweieinhalb Jahren weiterhin Finanzminister bleibt. Natürlich wird nicht nur der nächste Haushalt, sondern auch die Art und Weise, wie er darüber spricht, darüber entscheiden, ob nicht genügend Wähler die Priorität der FDP, im Bundestag zu bleiben, zu sehr herabstufen.
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Quelle: www.stern.de