- Carsten Sostmeier über Julia Krajewski und ihre goldenen olympischen Momente
Carsten Sostmeier (64) ist die Stimme der Reitsportarten im deutschen Fernsehen. Bei den Olympischen Spielen in Paris kommentierte er alle goldenen Momente der deutschen Reitstars – feiernd und leidend mit ihnen. Oft gelobt, muss er auch Kritik einstecken. Besonders ein verbaler Ausrutscher verfolgt ihn bis heute.
"Ich habe noch nie ein so faires Publikum gesehen"
Carsten Sostmeier ist gerade aus Frankreich zurückgekehrt, als wir ihn erreichen. Noch erfüllt von den Eindrücken und Erfolgen der deutschen Reitstars. "Es war eine faszinierende Atmosphäre. Ich habe noch nie ein so faires Publikum gesehen. Die Zuschauer empfingen die Reiter zurück in der Box mit warmem Applaus, egal ob ihre Runde perfekt war oder nicht", schwärmt er. Die Olympischen Spiele in Paris waren sein achter Auftritt am Mikrofon. Und Sätze wie diese machen den Reitsport auch für Laien zu einem einzigartigen Erlebnis: "Reite, du hast es vor dir, den Triumphbogen der goldenen Emotionen. Geh für die Krone des Reitsports!" So kommentierte er den Goldmedaillengewinn von Springreiter Michael Jung. Sostmeier ist buchstäblich aus dem Sattel, wenn die deutschen Reitstars Medaillen gewinnen. Aber er ist auch aus dem Sattel, wenn nicht alles nach Plan läuft.
Ein verbaler Ausrutscher
Ein verbaler Ausrutscher liegt acht Jahre zurück und verfolgt ihn noch heute. Sostmeier: "Ich werde mich mein Leben lang für mein Verhalten im Jahr 2016 gegenüber Julia Krajewski schämen."
Was passiert ist: Bevor die damalige Debütantin Julia Krajewski im Cross-Country-Wettbewerb der Olympischen Spiele überhaupt starten konnte, hatte er sie heruntergemacht und prophezeit, dass sie "einen braunen Fleck in der Hose" haben werde und dass "es nicht viel schlimmer kommen könnte – das Einzige, was noch übrig bleibt, ist, dass sie aussteigt". Anschließend musste er Kritik von Reitern und aus seinen eigenen Reihen einstecken. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass mich das immer noch jeden Tag begleitet – genau wie kein schöner goldener Moment in meinem Leben. Aber ich werde es mir immer vorhalten", erklärt er.
Sostmeier: "Reitsport ist mein Leben!"
Ein Ausrutscher, der ihn vielleicht auch deshalb trifft, weil er den Reitsport so sehr liebt. "Ich hatte als Kind das Glück, dank meiner Eltern reiten zu können. Ich war immer ein sehr tierliebevoller Mensch." Aber es sind die Pferde, die seine Leidenschaft entfacht haben.
"Reitsport ist nicht mein Job, sondern mein Leben", erklärt er. Er ist 365 Tage im Jahr mit Pferden, Reitern und Reitsportlern beschäftigt. Sein Archiv listet über 2300 aktive Athleten aus den drei olympischen Disziplinen auf, "die ich jede Woche aktualisiere. Ich informiere mich auch über Zucht und lese viele Artikel", und fügt hinzu: "Wenn ich dann ans Mikrofon trete, lebe ich auf."
Er bereitet keine bestimmten Sätze vorher und braucht keine Notizen. "Ich bin ein Reitsportkommentator, kein Schauspieler. Ich bin einfach ein bisschen emotionaler – insbesondere, wenn ich eine perfekte Verbindung zwischen Reiter und Pferd sehe." Er kann das nicht vortäuschen und es ist kein Stilmittel. Er will nicht zu seiner eigenen Marke werden. "Die Sostmeier-Kommentare sind für die Pferde, für den Reitsport, für die Zuschauer, die vor den Bildschirmen sind – und nicht für mich."
Dieser Artikel wurde erstmals auf RTL.de veröffentlicht
Carsten Sostmeiers Leidenschaft für den Reitsport geht über seine Kommentatorrolle hinaus, da er sich oft mit Pferden und Reitern außerhalb seiner Arbeit beschäftigt. Während der Olympischen Spiele in Paris zeigte er sich begeistert von dem fairen Publikum und ihren unterstützenden Jubel für die deutschen Reitstars, unabhängig davon, ob ihre Runden erfolgreich waren oder nicht.
Trotz seiner Liebe zum Reitsport ringt Sostmeier noch immer mit den Folgen eines verbalen Ausrutschers, den er vor acht Jahren gemacht hat, bei dem er eine junge Reiterin vor ihrem Wettbewerb kritisierte und damit für sie unangenehm und für die Reitsportgemeinschaft kritisch war.