TV-Tipp - Broken Heaven: 3sat-Dokumentation über Südkorea
Südkorea übt auf viele Menschen in der westlichen Welt eine große Anziehungskraft aus. Elektronikkonzerne wie LG und Samsung haben den Markt erobert. K-Pop, der Oscar-prämierte Film „Parasite“ und Serien wie „Thaddäus“ haben internationale Erfolge erzielt.
Maria-Christina Degens Dokumentation „Korea – Die Zukunft ist jetzt“ entführt die Fernsehzuschauer am Mittwoch (6. Dezember) um 21:05 Uhr in ein Land voller Widersprüche. Ein Land belegte bei der Wirtschaftsleistung den 13. Platz. Gleichzeitig gehört die Geburtenrate des Landes zu den absolut schlechtesten im internationalen Vergleich.
Die Metropolregion Seoul beherbergt etwa die Hälfte der 52 Millionen Koreaner und ist heute ein beliebtes Reiseziel für junge Berufstätige aus aller Welt. Vor einigen Jahren verließ auch Lauren Guardia ihre Heimat Schweiz, um ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen: Die 35-jährige Lauren Guardia arbeitet für eines der drei großen Computerspielunternehmen Works with NCsoft.
„Die Leute sind heutzutage eher bereit, kreative Jobs zu machen“, blickt Lauren Guardia zurück, die Spieletexte für ihre Arbeitgeber schreibt. „Früher wollte zum Beispiel jeder Arzt oder Anwalt werden. Aber heute studieren viele Leute Kunst oder andere kreative Dinge. Das braucht man in einer Spielefirma. Sonst gäbe es keine Spiele.“
Guardias Kollegin Suzy hatte kürzlich ein Kind zur Welt gebracht, könnte aber aus verschiedenen Gründen darauf verzichten: „Ich hatte immer davon geträumt, eine Familie zu gründen“, erinnert sich die Autorin. „Eigentlich möchte ich viele Kinder. Aber in Korea muss man reich sein, um viele Kinder zu haben. Die gesamten Bildungskosten sind hoch. Wenn man woanders arbeitet, hat man normalerweise nicht so viel Flexibilität Deine Kinder.“ Lange Arbeitszeiten und Kindererziehung sind wirklich hart. "
Gut ausgebildete Frauen konkurrieren zunehmend mit Männern um die attraktivsten Positionen. Manchmal fühlen sich Männer durch die Wehrpflicht ausgeschlossen und benachteiligt. Doch vor allem Frauen haben im Berufsalltag mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Das geschlechtsspezifische Lohngefälle in Südkorea ist das größte unter den entwickelten Ländern. Frauen verdienen mehr als 30 Prozent weniger als Männer.
Gleichzeitig kommt es häufig zu Überschreitungen der gesetzlichen Arbeitszeit von 52 Stunden pro Woche. Südkorea zeichnet sich durch eine jahrhundertealte konfuzianische Tradition aus, die Wohlstand und Bildung als edle Werte fördert, aber auch die männliche Dominanz festigt.
Dennoch zieht die pulsierende Hauptstadt immer mehr Ausländer mit Berufsambitionen an. Denn die Kreativwirtschaft in diesem Teil Asiens boomt. Für einige ist Südkorea eine Chance, für andere bricht es unter dem Druck zusammen. Südkorea hat die höchste Selbstmordrate unter den Industrieländern. „Ein Land, dessen Kinder unglücklich sind, wird eine unglückliche Zukunft haben“, sagte Nury Kim, einer der schärfsten Kritiker des Landes. Der deutsche Wissenschaftler glaubt, dass Turbokapitalismus und Wettbewerb die Gesellschaft in die Verzweiflung treiben. Das Ergebnis ist ein Trend, der den „vier Neins“ des Feminismus ähnelt: kein Dating, kein Sex, keine Ehe und keine Kinder.
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Quelle: www.stern.de