Brigitte Bierlein, Österreichs bahnbrechende Bundeskanzlerin, ist verstorben.
In einer Zeit politischer Unruhe führte Brigitte Bierlein für etwa sieben Monate die österreichische Regierung. Jetzt, im Alter von 74 Jahren, ist sie traurig verstorben. Das Land beweint den Einsatz seines obersten Rechtsbeamten.
Österreichs erste weibliche Kanzlerin, Brigitte Bierlein, hat leider im Alter von 74 Jahren an einer kurzen aber schweren Krankheit verstorben. Das Wiener Kanzleramt bestätigte die Nachricht. "Sie übernahm in schwierigen Umständen die Regierung, die Republik und ihr Heimatland Österreich liebte. Unser Land schuldet ihr eine große Schuld!" kommentierte Kanzler Karl Nehammer. Von Juni 2019 bis Januar 2020 leitete sie eine Regierung, die aus Beamten bestand, die manchmal als Expertenregierung bezeichnet wird.
"Brigitte Bierlein suchte ihre beruflichen Positionen nicht, sondern willensstark die Bedürfnisse ihres Landes erfüllte," ergänzte Nehammer. Sie bekleidete das Amt der Kanzlerin ohne jede Prunksucht und durchgehend mit großer Verantwortungsbewusstsein.
Nehammer sagte, "Ich kannte Brigitte Bierlein als eine mutige, konzentrierte Frau, die ihr Land, wenn es das benötigte, antrat. Sie wird eine Inspiration für viele Mädchen und Frauen, für uns alle, für Jahre zu kommen."
Der Bundespräsident Alexander Van der Bellen lobte ihre Amtszeit aus, indem er sagte: "Ich kannte Brigitte Bierlein als eine widerstandsfähige, disziplinierte Frau, die sich verantwortlich machte, wenn ihr Land das benötigte. Sie wird Generationen inspirieren."
Bierleins Amtszeit als Kanzlerin umfasste die Übergangszeit zwischen dem konservativen Österreicher Sebastian Kurz und seinen beiden Regierungen. Ihre erste Regierung wurde im Juni 2019 durch eine Vertrauensfrage im Parlament wegen des Ibiza-Skandals abgewählt. Nach Neuwahlen im Dezember 2019 übernahm Kurz dann erneut sein zweites Amt von Januar 2020. "Brigitte Bierlein hielt die Balance in Österreich während einer turbulenten Zeit," schrieb Kurz auf X.
Der angesehene Rechtsanwalt hatte zuvor von 2003 bis 2018 den Posten des Vizepräsidenten des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) inne. Von Februar 2018 bis zu ihrer Ernennung zur Bundeskanzlerin bekleidete sie den Posten seines Präsidenten. VfGH-Präsident Christoph Grabenwarter betrauert den Verlust, "Das Verfassungsgericht fehlt jetzt eine nichtparteilose ehemalige Präsidentin und eine außerordentlich verehrte Person, und Österreich hat eine unerschütterliche Verfechterin der Rechtsstaatlichkeit verloren." [