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Ampel will den Haushaltsstreit beruhigen

Zwei Meinungen haben die Kontroverse um den Bundeshaushalt erneut angefacht. Nun gibt es versöhnliche Töne und Lösungsvorschläge - aber Unzufriedenheit bleibt.

Die Beruhigung der Wogen scheint das Motto der Stunde für die Spitzen der Koalition, Scholz,...
Die Beruhigung der Wogen scheint das Motto der Stunde für die Spitzen der Koalition, Scholz, Lindner und Habeck, zu sein.

- Ampel will den Haushaltsstreit beruhigen

Die Ampelkoalition scheint bei der neuen Auseinandersetzung um den Bundeshaushalt zusammenzuwachsen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) zeigte in einem Interview Bereitschaft zur Diskussion und riet zu einem sachlichen Gespräch. SPD-Chef Lars Klingbeil sagte, die Bundesregierung müsse nun ruhig klären, wo die fehlenden fünf Milliarden Euro herkommen könnten. Seine Erwartung sei, dass die Bundesregierung ihre Arbeit mache, "und dann müssen wir nicht immer diesen öffentlichen Tanz aufführen."

Der Haushaltsstreit der Ampelkoalition hatte sich in den vergangenen Tagen erneut verschärft. Hintergrund sind drei Projekte, die den Finanzierungslückenschluss im Haushalt für das kommende Jahr um insgesamt acht Milliarden Euro hätten reduzieren sollen. Lindner hatte aufgrund rechtlicher und wirtschaftlicher Bedenken Gutachten zu den Plänen in Auftrag gegeben. Diese bestätigten die Bedenken zum Teil, zeigten aber auch Wege auf, mindestens zwei der drei Maßnahmen umzusetzen.

Lindner will die Eigenkapitalausstattung der Bahn erhöhen

Lindner erklärte, es sei ihm durchaus vorstellbar, geplante Subventionen an die Deutsche Bahn in Höhe von 3,6 Milliarden Euro in Eigenkapital oder Kredite umzuwandeln. Dieses Projekt sei laut den Gutachten rechtlich durchführbar - obwohl ein Kredit an die verschuldete Bundesgesellschaft vom wissenschaftlichen Beirat des Finanzministeriums aus wirtschaftlichen Gründen nicht als sinnvoll erachtet wird. Dies würde die Finanzierungslücke im Haushalt auf rund fünf Milliarden Euro reduzieren, sagte Lindner der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft.

Der FDP-Chef will die Idee der Bundeskanzlei nicht verfolgen, ungenutzte Gaspreisbremsen-Fonds der KfW-Bank in Höhe von 4,9 Milliarden Euro anderswo im Haushalt zu verwenden. Beide Gutachten hatten dies als möglicherweise illegal eingestuft.

Uneinigkeit über Finanzspritze für die Autobahn GmbH

Was das dritte Projekt, Kredite für die Autobahn GmbH, betrifft, sagte Lindner, es komme auf die Ausgestaltung an. "Bei der Autobahn GmbH müsste ein ganz neues Modell geschaffen werden, da sie keine Einnahmen zur Rückzahlung hat. Hier gibt es Skepsis." Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Dienstag erklärt, dass eine Stärkung von Bahn und Autobahn GmbH nach den Gutachten weiterhin möglich sei.

Bis Mitte August wollen Scholz, Lindner und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) erneut nach Lösungen suchen. Die Meinungen gingen noch auseinander, sagte Lindner. "Es besteht noch Klärungs- und Entscheidungsbedarf." Der Haushaltsentwurf soll nächste Woche an den Bundestag überwiesen werden, der viel Beratungszeit benötigt.

Kritik an der Kommunikationsweise

Habeck sagte der Funke-Mediengruppe, er werde sich erst äußern, wenn eine Lösung gefunden sei. Gleichzeitig wurde aus seinem Umfeld berichtet, dass der Wirtschaftsminister sehr irritiert sei über die Vorgehensweise seines Kabinettskollegen Lindner, der eine Expertenmeinung einseitig und selektiv veröffentlicht habe, anstatt mit den Regierungspartnern über Lösungen zu beraten.

SPD-Chef Klingbeil kritisierte die Kommunikation ebenfalls scharf. "Es hätte vermieden werden können, erneut öffentlich zu streiten", sagte er. Die Auswertung der Expertenmeinungen hätte im Hintergrund, still und leise stattfinden können. "Das ist Regierungsarbeit, die nicht zur Dramatik in der Gesellschaft werden sollte, sondern im Hintergrund stattfinden sollte."

Die Opposition Union nahm Scholz ins Visier und riet der FDP, die Ampelkoalition zu verlassen. Scholz hatte in "Zeit Online" beklagt, dass das eigentlich klare Urteil der Rechtsmeinung "vorübergehend fundamental missverstanden worden sei". Er erwähnte Lindner nicht - für die Union ist es aber klar: "Ein Bundeskanzler, der die Kompetenzen seines Finanzministers öffentlich in Frage stellt und ihn wie einen Schuljungen behandelt, ist ein Einzelfall." Der Haushaltspolitische Sprecher der Union, Christian Haase, sagte der "Rheinischen Post", der Vorfall unterstreiche die Koalitionszwiste.

Die Ampelkoalition, insbesondere Finanzminister Christian Lindner, schlug vor, 3,6 Milliarden Euro an geplanten Subventionen für die Deutsche Bahn in Eigenkapital oder Kredite umzuwandeln, ein Vorschlag, der von Expertenmeinungen als rechtlich durchführbar eingestuft wurde und das Haushaltsdefizit auf etwa fünf Milliarden Euro reduzieren würde.

Obwohl der Haushaltsstreit innerhalb der Ampelkoalition weitergeht, kritisierte SPD-Chef Lars Klingbeil die Kommunikationsweise und sagte, die Auswertung von Expertenmeinungen hätte privat durchgeführt werden können, um öffentliche Diskussionen zu vermeiden.

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