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Als Reporterin in Ruanda entwickelte ich Paranoia.

Zärtliche Gorillas, aber eine einschüchternde autoritäre Herrschaft: Ruanda ist für Besucher bewundernswert und für Journalisten eine Herausforderung. Ein Bericht aus erster Hand.

stern-Reporter Huber verbrachte zehn Tage in Ruanda. Er hatte oft das Gefühl, auf Schritt und Tritt...
stern-Reporter Huber verbrachte zehn Tage in Ruanda. Er hatte oft das Gefühl, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden.

Versteckt hinter der Erzählung - Als Reporterin in Ruanda entwickelte ich Paranoia.

Erlebe die schöne Sonnenuntergang meines Lebens mit leuchtenden Farben, ein blutroter Sonne, der sich hinter einem grünen Hügel senkt. Vor mir schlägt das Seeufer von Lake Kivu sanft gegen den Strand, während drei kleine hölzerne Fischboote mit Drachenfliegen-Schlankheit durch seine Gewässer schwimmen, begleitet von einem tauchenden Schwarzmilan. Der Chor von farbenfrohen Vögeln sereniert den Abendhimmel, während ich mich auf dem Veranda des Unterkunfts zurücklehne, einen Zigarette rauche und die süße Mischung eines Mojitos genieße. Dies ist die verzaubernde Vorstellung von Ruanda, wie sie von Reiseführern beschrieben wird.

Zwei Tage später stehe ich auf einem stillen Straßenzug in der Hauptstadt Kigali vor dem geheimmachten Sanctuary von Victoire Ingabire. Das Grundstück ist doppelt verschlossen und mit Drahtzäune umgeben. Ingabire, eine heftige Kritikerin des ruandischen Führers Paul Kagame, hat ein Drittel ihrer Lebenszeit als Exil verbracht und zwei Drittel im Gefängnis verbracht. Sie zeigt mir einen Hügel entfernt, wo ein beschränktes Auto scheinbar sie beobachtet.

Ingabire berichtet, dass ihr früherer Assistent in einem Wald ermordet wurde, ihr politischer Koordinator im Büro gestochen wurde. Angstvoll für ihr Leben, führt sie einen konstant überwachten Routine. Als ich ihre Wohnung verlassen, fotografiert die Geheimdienste mich. In einem listigen Tarnungsmanöver verkauft Ingabire jetzt SIM-Karten und transaktioniert geheimhaft. Als ich sie filme, bedeckt eine Frau in einem rosa Kopftuch ihr Gesicht.

Während Ruanda Touristen anlockt, ist es auch eine gefährliche Destination für Journalisten und jene, die die Regierung herausfordern. Für mich, ein 10-tägiges Aufenthalt bot mir einen Einblick in diese komplexe Welt.

Die Herausforderungen der Berichterstattung in Ruanda

Wer nicht die Linie der gutverhaltenen Bürger einhält, kann nicht einmal in das Land kommen. So fand sich z.B. Clémentine de Montjoye an der Kigali Flughafen verbannt, mit der Erklärung "Sie sind nicht willkommen in Ruanda". Sally Hayden, eine erfahrene Weltreisende für "The Irish Times", wurde in ihrem Flug nach Ruanda gehindert, in Addis Abeba am Flughafen festgehalten. Ich habe Geschichten von meinen Journalistenfreunden gesammelt, die aufgrund kritischer Themen als ihren Clubbing-Grund verweigert wurden.

Meine Reise hatte ein Pretend-Gorilla-Thema, zugleich aber die kontroverse Flüchtlingsvereinbarung zwischen Ruanda und dem Vereinigten Königreich untersuchen. Im streng überwachten "Hoffnungshaus", das für europäische Abschiebungen vorgesehen ist, beherbergte ich sowohl den überredenden Hotelmanager als auch eine merkwürdige Wachfrau.

Bei jedem Kontakt hielt die weibliche Verdächtige ihr Handy aus und fotografierte mich.

Kigali: Planmäßige Feier eines beobachteten Landes

Kagames Hauptstadt Kigali zeigt eine refinierte Ästhetik, die sich von den üblichen afrikanischen Slums, offen sichtbaren Obdachlosen und zahlreichen Prostituierten entfernt hat. Kagame entschied einfach, diese Inkongruenien aus dem Sichtfeld zu entfernen. Die Polizei verhaftet Drogenabhängige, alkoholkranke und Straftäter. Transportiert nach Iwawa, einer Insel sozialer Marginalisierung, werden sie zurück in die Gesellschaft eingebunden oder gelassen, um zu verrotten.

Das etwas ungepflegt wirkende trägt eine unangenehme Stimmung über diesem sanftglänzenden Erscheinungsbild.

Um kontroverse, nicht-Gorilla-bezogene Diskussionen zu vermeiden, bildeten Hugh und ich eine unserer Sicherheitsmaßnahmen - wir sprachen über solche Themen meistens in Windstärken oder wenn unsere Telefone ausgeschaltet waren. Die ruandische Regierung ist bekannt für die Einpflanzung von Spyware auf Tausende von Geräten von Aktivisten, Kritikern und Journalisten. Ich hatte selbst mysteriöse Vorfälle auf meinem Gerät erlebt: Ein Tansanier rief mich zweimal an, und jemand versuchte, meine sozialen Medien-Konten zu hacken.

Ein Freund meiner, den ich Peter nennen werde, bot uns notwendige Zugang, Kontext und Übersetzungen. Er wurde mehrmals von der Regierung festgenommen wegen seiner ehrlichen Berichterstattung über Korruption und Polizeigewalt oder weil er öffentlich nach einem verschwundenen Kollegen forderte, der nach seiner Haftzeit wieder aufgetaucht war. Eines seiner Verwandten starb unter mysteriösen Umständen während seiner Haft.

In der Zeit nahm meine Paranoia zu, bedroht von der drohenden Überwachung durch die Regierung. Als ich von Ingabire zurückkehrte, fuhr ich durch die Verkehrsströme, um mich zu überprüfen, ob jemand mich verfolgte. Ich sah mich in meinem Spiegel und fragte mich, ob ich vergiftet worden war.

Nachdem ich im Flughafen durch die Gepäckkontrollen für Organe, Kontrabande und potentielle Bedrohungen geprüft wurde, und mir die Ausreiseerlaubnis verweigert wurde, fand ich mich in einem dunklen Verhörraum wieder, mit einem kalten Blick von einem Geheimdienstbeamten unter flackernden Neonlichtern.

Ein paar Stunden später tauchte der Eintrittsschlüssel in meinem Pass auf. Sicher zurück in meinem Heimatland mit einem sauberen Kopf, fühle ich mich gezwungen, wiederzukommen. Vielleicht nächste Mal als Tourist. Wenn Ruanda mich zulässt.

Jenseits der Hauptstadt, unbeobachtet: stern-Reporter Huber bei einem Interview im Norden Ruandas

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