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32-Stunden-Woche und Boni: Das verhandelt die IG Metall für die Stahlindustrie

Die IG Metall fordert kürzere Arbeitszeiten und höhere Löhne. Im Tarifstreit wurde nun ein Kompromiss erzielt. Die wichtigsten Punkte sind auf einen Blick klar.

Demonstranten halten während des IG Metall-Tarifstreits ein Transparent mit der Aufschrift „Starr....aussiedlerbote.de
Demonstranten halten während des IG Metall-Tarifstreits ein Transparent mit der Aufschrift „Starr 2023“..aussiedlerbote.de

Inhaltsverzeichnis

Fragen und Antworten - 32-Stunden-Woche und Boni: Das verhandelt die IG Metall für die Stahlindustrie

Was sind die Bedürfnisse der Stahlindustrie? Was hat die IG Metall ausgehandelt? Sind Sie mit den Ergebnissen zufrieden? Profitieren alle Beschäftigten in der deutschen Stahlindustrie?

Die Gewerkschaft IG Metall und die Arbeitgeber haben sich am späten Samstag inmitten von Gesprächen über Lohnerhöhungen und kürzere Arbeitszeiten in der nordwestdeutschen Stahlindustrie auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Die bevorstehende Umstellung auf klimaneutrale Arbeitszeitregelungen wurde erstmals vereinbart.

Was sieht der neue Tarifvertrag vor und wer profitiert davon? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Welche Bedürfnisse hat die Stahlindustrie?

Die Gewerkschaft nahm Verhandlungen auf und forderte Lohnerhöhungen und eine 32-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich, doch der Arbeitgeber lehnte ab, da dies nicht durchführbar sei. Anfang Dezember kam es vor dem Hintergrund stockender Tarifverhandlungen zum ersten Warnstreik in der nordwestdeutschen Stahlindustrie.

Was hat die IG Metall ausgehandelt?

Die IG Metall gab in Düsseldorf bekannt, dass der neue Tarifvertrag ab dem 1. Januar 2025 eine zweistufige Inflationsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt 3.000 Euro und eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 5,5 Prozent vorsieht. Darüber hinaus kann zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung die Regelarbeitszeit kollektiv von 35 Stunden auf 32 Stunden verkürzt werden, teilweise erhalten Arbeitnehmer einen Lohnausgleich. Die Vereinbarung sieht außerdem die Möglichkeit vor, die individuelle Arbeitszeit auf 33,6 Stunden zu reduzieren.

Die Vereinbarung sieht auch die Regulierung von Unternehmen oder Unternehmensteilen vor, bei denen durch die Transformation ein „Beschäftigungsdruck“ entsteht. Ausgehend von der branchenüblichen Regelarbeitszeit von 35 Stunden kann dann die Arbeitszeit um 3 Stunden auf 32 Stunden verkürzt werden. Die IG Metall konnte ihre Forderung nach vollem Lohnausgleich nicht durchsetzen, konnte aber die Auszahlung für 33 Stunden durchsetzen. Ab 2025 sollen nur noch Personen ab 60 Jahren und Schichtarbeitern 34,1 Stunden vergütet werden. Diese Altersgrenze wird in den nächsten beiden Jahren jeweils um ein Jahr gesenkt. Die Tarifparteien hoffen, die Regelungen im Jahr 2027 überprüfen zu können.

Der Tarifvertrag sieht auch Regelungen für den Fall vor, dass sich zusätzlicher Bedarf ergibt, beispielsweise durch den vorübergehenden Parallelbetrieb alter und neuer Technologien. Die Arbeitszeit kann dann um bis zu drei Stunden erhöht werden. Es gelten dann die aktuellen Überstundenvergütungsregelungen.

Der Gehaltsbonus wird gestaffelt ausgezahlt: 1.500 Euro werden im Januar ausgezahlt, 150 Euro werden von Februar bis November ausgezahlt. Die Teilnehmer erhalten insgesamt 1.800 €, ebenfalls in Raten verteilt. Aufgrund der Lohnerhöhung ab Januar 2025 gilt der Tarifvertrag bis zum 30. September 2025.

Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

IG-Metall-Verhandlungsführer Knut Giesler zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. Ein wichtiges Ziel wurde erreicht. „Wir bieten Arbeitnehmern Schutz im Transformationsprozess. Bei Beschäftigungsdruck kann die verbleibende Arbeit durch Arbeitszeitverkürzung und Gehaltsteilausgleich auf mehrere Personen aufgeteilt werden.“ Wer die Arbeitszeit verkürzen möchte, hat damit bereits begonnen.

IG-Metall-Vorstandsmitglied Nadine Boguslawski erklärte, der neue Tarifvertrag sei „auf die Zukunft der Stahlindustrie ausgerichtet“. „Ein Beispiel ist die Möglichkeit, die Arbeitszeit durch eine Vergütung zu verkürzen“, betonte sie. Kurzfristige Vollzeitbeschäftigung mit Lohnausgleich entlaste ältere Arbeitnehmer, zudem mache die 32-Stunden-Wochenfinanzierung „die Beschäftigung in Zeiten des Branchenwandels sicherer“.

Auch die Arbeitgeber bewerteten die Regelungen als „sehr positiv“. Reiner Blaschek, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Stahl, betonte, dass es uns gemeinsam mit der IG Metall gelungen sei, maßgeschneiderte Regelungen zur Arbeitszeit und Beschäftigungssicherung in der ökologischen Wende zu entwickeln. Individuelle Arbeitszeitregelungen ermöglichen den Mitarbeitern mehr Flexibilität. „Wichtig ist uns, dass dafür in der Regel keine Gehaltsentschädigung gezahlt wird.“

Allerdings herrscht Skepsis gegenüber der Bezahlung: „Angesichts der sich rapide verschlechternden Situation in der deutschen Stahlindustrie stellen die vereinbarten Gehaltserhöhungen den größten Druck auf die Handlungsmöglichkeiten der Unternehmen dar“, sagte Blaschek. Giesler, der auch Landesgeschäftsführer der IG Metall Nordrhein-Westfalen ist, spricht von „nachhaltigem Umsatzwachstum“.

Werden alle Beschäftigten in der deutschen Stahlindustrie davon profitieren?

NEIN. Die IG Metall NRW führt Tarifverhandlungen für die Stahlindustrie in NRW, Bremen und Niedersachsen durch. Dort sind rund 68.000 Mitarbeiter beschäftigt. Für die Beschäftigten der ostdeutschen Stahlindustrie und des saarländischen Landes laufen die Verhandlungen getrennt. Die Friedensverpflichtung endet Ende Februar. Zum Zollgebiet gehören neben dem Saarland auch zwei Werke in Wetzlar (Hessen) und Kehl (Baden-Württemberg).

In der Stahlindustrie sind in Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen rund 68.000 Menschen beschäftigt. In der ostdeutschen Stahlindustrie, die rund 8.000 Menschen beschäftigt, soll am 18. Dezember die fünfte Verhandlungsrunde stattfinden.

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Quelle: www.stern.de

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