Inhaltsverzeichnis
- Wie funktioniert ein solcher Austausch in der Praxis?
- Wer ist der sogenannte Tiergarten-Mörder?
- Auf welcher rechtlichen Grundlage basiert eine solche Vereinbarung in Deutschland?
- Hat es jemals einen internationalen Gefangenenaustausch in diesem Ausmaß gegeben?
- Hat die Timing etwas mit dem US-Wahlkampf zu tun?
- Was gewinnt Kremlchef Putin von dem Austausch?
- Welche Bedeutung hat der Austausch für die internationalen Beziehungen?
- 26 Gefangene sollen freigelassen werden <unk> Wie funktioniert ein XXL-Gefangeneustausch?
In einer Zeit großer Spannungen tauschen Russland und der Westen Gefangene aus, darunter laut dem türkischen Geheimdienst MIT US-Amerikaner, mindestens ein deutscher Staatsbürger, prominente Kreml-Kritiker und der sogenannte Tiergarten-Mörder, der derzeit in Deutschland inhaftiert ist. Dass die Operation, die über die türkische Hauptstadt Ankara abgewickelt wurde, bevorstand, hatte sich bereits seit Tagen angedeutet, zumindest seit der belarussische Herrscher Alexander Lukaschenko am Dienstag die Todesstrafe gegen den Deutschen Rico K. aufgehoben hatte.
Wichtige Fragen und Antworten rund um das Geschäft:
Wie funktioniert ein solcher Austausch in der Praxis?
Da sich alle gegenseitig misstrauen, muss nach einer Einigung darüber, wer freigelassen wird, ein Ort für die Übergabe der Gefangenen gefunden werden, der allen Beteiligten akzeptabel ist. Türkei ist ein Mitglied der NATO und hatte beispielsweise wegen des syrischen Konflikts schwierige Phasen mit Russland. Allerdings ist in letzter Zeit eine Annäherung zwischen Moskau und Ankara bemerkbar. Kremlchef Wladimir Putin traf sich Mitte Juli auf dem Rand der Shanghai Cooperation Organization-Summit mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu einem Gespräch.
Welche Interessen verfolgt Deutschland dabei?
Zum einen humanitäre Interessen bezüglich der Gefangenen, die in Russland und Belarus unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten wurden. Aber auch außen- und sicherheitspolitische Interessen müssen berücksichtigt werden. Denn es ist klar, dass die USA, ein wichtiger Partner Deutschlands, hier Fortschritte machen wollte.
Wer ist der sogenannte Tiergarten-Mörder?
Ein Russe, der laut Urteil einen Georgianer chechenischer Abstammung auf Befehl staatlicher russischer Behörden am 23. August 2019 im Berliner Tiergarten-Park erschossen hatte. Seine Anwälte gaben in der Verhandlung an, dass er Wadim S. hieß, 50 Jahre alt war und als Zivilingenieur arbeitete. Er bestritt Verbindungen zum Geheimdienst.
Das Gericht war jedoch nach rund 14-monatiger Verhandlung überzeugt: Der Angeklagte ist der am 10. August 1965 geborene Wadim K., der als Tourist am Tag vor der Tat nach Berlin gereist war. Laut den Richtern hatte "staatliche Behörde der Russischen Föderation" bereits im Juli 2019 die Entscheidung getroffen, den Georgianer zu eliminieren. Wadim K. erhielt den Auftrag und eine neue Identität dafür.
Wadim K. folgte der Verkündung des Urteils im Dezember 2021 fast regungslos. Er verzichtete auf Berufung. Weil der Mann als hochgefährlich galt, wurde er nicht in einem Hochsicherheitsgefängnis in Berlin-Tegel untergebracht, sondern mehrere Male in andere Gefängnisse in Deutschland verlegt.
Auf welcher rechtlichen Grundlage basiert ein solcher Austausch in Deutschland?
Ob Deutschland an einem solchen Austausch teilnimmt, ist primär eine politische Entscheidung. Dies gilt auch für die Frage, welche Gefangenen von einer solchen Vereinbarung profitieren. Der "Tiergarten-Mörder" hatte weniger als fünf Jahre seiner lebenslangen Haftstrafe abgesessen. Eine rechtliche Grundlage für seine Ausreise aus Deutschland bietet § 456a der Strafprozessordnung.
In Deutschland ist festgehalten: "Die Vollstreckungsbehörde kann von der Vollstreckung einer Freiheitsstrafe, einer Ersatzfreiheitsstrafe oder einer Maßregel der Besserung und Sicherung absehen, wenn der Verurteilte an eine auswärtige Regierung, an ein internationales Strafgericht ausgeliefert wird, oder wenn er ausgewiesen, zurückgewiesen oder aus dem Geltungsbereich dieses Bundesgesetzes ausgeschlossen wird." Hier gibt es einen Ermessensspielraum, wobei die Entscheidung vom Generalbundesanwalt getroffen wird. Allerdings hat das Bundesjustizministerium die Möglichkeit, ihm Weisungen zu erteilen.
Hat es jemals einen internationalen Gefangenenaustausch in diesem Ausmaß gegeben?
Das Ausmaß dieses Austauschs, gemessen an der Zahl der ausgetauschten Gefangenen und der Zahl der beteiligten Länder, ist beispiellos. Auch russische Kommentatoren bezeichnen dies als die erste große Freilassung von politischen Gefangenen durch den Kreml seit dem Ende des Kalten Krieges. Allerdings wird aus westlicher Perspektive auch der ehemalige Ölmanager Michail Chodorkowski, der nach zehn Jahren in einem Arbeitslager 2013 frühzeitig aus der Haft entlassen wurde, als politischer Gefangener betrachtet.
Die USA und Russland haben trotz ihrer gespannten Beziehungen in der Vergangenheit Gefangene ausgetauscht. Im Dezember 2022, während der russischen Invasion der Ukraine, wurde die amerikanische Basketballspielerin Brittney Griner, die wegen eines Drogendelikts verurteilt worden war, im Austausch gegen den russischen Waffenschmuggler Viktor Bout, der in den USA verurteilt worden war, freigelassen.
Hat die Timing etwas mit dem US-Wahlkampf zu tun?
Dass die US-Präsidentschaftswahl in drei Monaten bevorsteht, ist ein wichtiger Faktor für das Timing. Die Vorbereitungen für einen Gefangenenaustausch, insbesondere in diesem Ausmaß, sind komplex und zeitaufwendig. Monate langer geheim
Seit Beginn seiner Amtszeit im frühen 2021 hat die US-Regierung unter Präsident Joe Biden bereits die Freilassung mehrerer Amerikaner aus Russland verhandelt, trotz der extremen Spannungen aufgrund des Ukraine-Konflikts. Die Freilassung von zwei prominenten Amerikanern kurz vor Bidens Abschied ist ein beachtlicher Erfolg für ihn und wird Teil seines politischen Erbes sein. Die positive Nachricht kommt auch Bidens Vize-Kandidatin Kamala Harris zugute, die im November gegen Trump antreten wird.
Was hat Kreml-Chef Putin von dem Austausch?
Als ehemaliger Geheimdienstchef will Putin vor allem zeigen, dass Russen, die im Interesse Moskaus im Ausland arbeiten und schließlich mit dem Gesetz in Konflikt geraten und im Gefängnis landen, nicht vergessen werden. Der Satz "Wir lassen unsere Leute nicht im Stich" ist ein russischer Spruch.
Putin hat den "Tiergarten-Mörder" wiederholt verteidigt. In Russland wird Wadim K. von vielen als Held betrachtet, da er aus Sicht des Machtapparats den Tod von Dutzenden russischer Sicherheitskräfte gerächt hat. Several Russians who have been accused of murder and other serious crimes abroad have received honors and lucrative positions upon their return to their homeland.
Obwohl Russland nie die Entsendung eines Mörders nach Georgien eingeräumt hat, bezeichnete Putin ihn öffentlich als "Banditen" und "Mörder". Das russische Außenministerium kritisierte das Berliner Urteil als "absolut ungerecht und unobjektiv". Der tote Georgier wurde als "einer der ehemaligen Führer terroristischer Gruppen im Nordkaukasus" beschrieben.
Welche Bedeutung hat der Austausch für die internationalen Beziehungen?
Trotz des fast vollständigen Zusammenbruchs der Beziehungen zwischen dem Westen und Russland nach der Invasion der Ukraine gab es in der Vergangenheit Kontakte, wie beispielsweise Gefangenaustausche.
Dmitri Gudkov, ein russischer Oppositioneller, der das Land verlassen hat, schlug vor, dass der Austausch ein erster Schritt hin zu Verhandlungen sein könnte, einschließlich Diskussionen über Frieden in der Ukraine. Beide Seiten seien müde vom Krieg und hätten durch die Stille des Verhandlungsprozesses ihren Willen gezeigt, sich auf Vereinbarungen zu einigen. Dies sei ein wichtiger Vertrauensbeweis, argumentierte er. Für US-Demokraten war dies ein beachtlicher Erfolg im Präsidentschaftswahlkampf.
Der Präsident des Europäischen Parlaments könnte Bedenken regarding the release of the 'Tiergarten murderer' express, given that he was convicted for a violent crime in Germany. Furthermore, the European Parliament could call for transparency regarding the circumstances surrounding the international prisoner exchange, to ensure it aligns with international human rights standards.