Der Start in die EM-Qualifikation gegen die Ukraine ist für die deutschen Handballerinnen nur eine Durchgangsstation auf dem angestrebten Weg nach Paris. Olympia 2024 lautet in dieser Saison das große Ziel, dem alles untergeordnet wird.
«Die Qualifikation für die Olympischen Spiele wäre ein riesiger Erfolg, schließlich waren wir seit 2008 nicht mehr dabei. Es wird Zeit, dass wir da hinkommen», sagte Bundestrainer Markus Gaugisch der Deutschen Presse-Agentur.
Um die Olympia-Tickets geht es zwar erst im kommenden Frühjahr, doch schon jetzt werden erste Weichen gestellt. Bei der Weiterentwicklung der Mannschaft zählt für Gaugisch jede Minute. Schließlich steht im Dezember auch noch die Weltmeisterschaft in Dänemark, Schweden und Norwegen an.
Ukraine-Test willkommene Gelegenheit
Der 50-Jährige sieht die Partie gegen die Ukraine am Donnerstag (20.15 Uhr/Sport1) in Wetzlar daher als willkommene Gelegenheit, weiter an Schwerpunkten wie dem Tempospiel zu arbeiten. Zumal das am Samstag geplante zweite Gruppenspiel gegen Israel in Tel Aviv wegen der aktuellen politischen Lage abgesagt wurde. «Die Sicherheit aller Beteiligten steht natürlich an oberster Stelle», begrüßte Gaugisch die Entscheidung der Europäischen Handball-Föderation.
Auch das Duell mit den Ukrainerinnen steht unter dem Eindruck der Politik. «Es gibt so viele Themen um das Land und den Krieg, da weiß man gar nicht, was sportlich auf einen zukommt. Deshalb ist es wichtig, dass wir auf uns schauen», sagte Gaugisch zu den besonderen Begleiterscheinungen.
Der Deutsche Handballbund hat als Zeichen der Solidarität 500 Freikarten an ukrainische Flüchtlinge verteilt. «Natürlich ist es neben einem guten sportlichen Auftritt auch das Ziel, den Menschen aus der Ukraine einen schönen Abend zu bieten», sagte Gaugisch. Die Kriege in der Ukraine und in Israel hätten auch die Mannschaft beschäftigt, die mit der Absage des Israel-Spiels «gut und klar umgegangen ist», so Gaugisch. «Dadurch konnten wir uns im Training auf unseren Job konzentrieren.»
Alles andere als ein Pflichtsieg gegen die Ukraine steht für den Bundestrainer nicht zur Debatte. «Sie haben schon Qualität, aber unter dem Strich sind wir athletisch auf einem besseren Stand und der Favorit», bekräftigte Gaugisch und ergänzte: «Wir sind jetzt seit sechs Spielen ungeschlagen. Diese Reise möchten wir fortsetzen, denn Siege bringen Selbstvertrauen. Wir wollen ein Topspiel abliefern.»
Bewährte Stammkräfte und eine Rückkehrerin
Dabei setzt er vorwiegend auf bewährte Stammkräfte – und eine Rückkehrerin. Julia Behnke gibt nach fast drei Jahren ihr Comeback in der DHB-Auswahl. Die 30 Jahre alte Kreisläuferin war nach der EM 2020 wegen Differenzen mit dem damaligen Bundestrainer Henk Groener aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. «Julia ist aktuell in einer körperlich sehr guten Verfassung. Sie wird mit ihrer Erfahrung eine weitere Alternative am Kreis sein», begründete Gaugisch die Nominierung von Behnke.
Vor einem Jubiläum steht Xenia Smits. Die Rückraumspielerin absolviert gegen die Ukraine ihr 100. Länderspiel. «Das ist etwas ganz Besonderes und macht mich stolz», sagte die 29-Jährige. Auch für sie zählt nur ein Sieg: «Man muss die Ukraine ernst nehmen, aber natürlich wollen wir das Spiel gewinnen.»