Feiertage - Wie Supermarktketten vor den Feiertagen um Kunden konkurrieren
Verbraucher stehen erneut vor einem Dilemma. In den Wochen vor Weihnachten müssen viele Entscheidungen getroffen werden. Welches Geschenk würden Sie jemandem machen, den Sie lieben? Was steht rund um Heiligabend auf dem Speiseplan? Es gibt eine Frage, die fast ignoriert wird: Wo sind die Einkaufswagen voller guter Lebensmittel und Vorräte?
Es gibt wohl nur wenige Tage im Jahr, an denen Filialisten wie Aldi, Lidl, Rewe, Edeka etc. so wettbewerbsfähig sind. „Weihnachtswahnsinn – ho ho, verstanden“, so bewirbt Lidl seine Spargutscheine. Aldi Nord verspricht „Weihnachtsangebote zum besten Preis“, Edeka verspricht „günstige Preise gepaart mit höchstem Genuss“.
Einzelhandelsketten stehen dieses Jahr vor einzigartigen Herausforderungen.Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit dämpfen seit Monaten die Kauflust. Viele Umfragen zeigen, dass Verbraucher bei ihren Weihnachtsausgaben sparen wollen. Nach Prognosen des Handelsverbands Deutschland (HDE) wird die gesamte Branche in der Weihnachtszeit, im November und Dezember, im Vergleich zum Vorjahr nur einen moderaten Anstieg des nominalen Geschäfts verzeichnen. Inflationsbereinigt könnte der Rückgang mehr als fünf Prozent betragen.
Maximale Verkaufszeit
Deshalb unternehmen Lebensmittelgeschäfte besondere Anstrengungen, um an Heiligabend gute Laune zu verbreiten. „Viele Handelsunternehmen setzen bewusst auf Glück und Freude, Entspannung und Besinnung“, sagt Jörg Funder, Einzelhandelsexperte an der Hochschule Worms. Mit so vielen schlechten Nachrichten in den letzten Jahren haben Einzelhändler einen Nerv bei den Verbrauchern getroffen.
Das Weihnachtsgeschäft ist für den Lebensmitteleinzelhandel von großer Bedeutung. Laut Statistik des Lebensmittelindustrieverbandes ist der Dezember die umsatzstärkste Zeit des Jahres. In der Adventszeit stiegen die wöchentlichen Umsätze von rund 3,5 Milliarden Euro auf 4,5 Milliarden Euro in der Woche vor den Weihnachtsfeiertagen. Besonders in den zwei Wochen vor Weihnachten des vergangenen Jahres waren die Verkäufe von Süßigkeiten, Wein und Sekt, Heißgetränken und Spirituosen überdurchschnittlich hoch, so die Marktforscher der GfK.
Traditionell sind die Bedingungen trotz der Krisenstimmung weiterhin gut. Dies ist auch auf die erhöhte Kundennachfrage in der Weihnachtszeit zurückzuführen. „Wir wollen unsere Familien verwöhnen und uns selbst etwas Gutes tun. Deshalb kaufen die Leute mehr und teurere Produkte als sonst, um ein schönes Fest zu haben“, sagte Martin Fass, Handelsexperte an der WHU Business School Martin Fassnacht. „Menschen wollen ihre Familien immer beeindrucken, indem sie bestimmte Marken auf den Tisch bringen, und das hat symbolische Bedeutung.“
Beim Vergleich der Werbeanzeigen fällt auf, dass alle Handelsketten vor den Feiertagen auf ihr hochwertiges Sortiment setzen. Bei Lidl können Sie pazifische Austern, Kaviar und australische Lammhaxen der Luxus-Eigenmarke Sansibar Deluxe kaufen. Rewe bietet auch Rezeptvorschläge an, etwa Kabeljaufilet mit Safranschaum und Zuckerschoten oder Polenta mit Rotkohl-Orangen-Salat und Putenbrustfilet. Die Edeka-Tochter Netto bietet verführerisches Roastbeef und vegane Nussbraten. Es gibt eine große Auswahl an Getränken, aus denen jeder wählen kann, um vor dem Weihnachtsbaum ein Glas zu trinken. Der Bedarf ist klar: Laut einer YouGov-Umfrage wollen 37 % der Deutschen in der Weihnachtszeit Sekt trinken.
„Discounter profitieren“
Traditionell profitieren Supermärkte wie Rewe und Edeka besonders vom Weihnachtsgeschäft im Dezember. „Während der Weihnachtszeit sind die Umsätze eines typischen Discounters etwa 30 % höher als in einer durchschnittlichen Woche im Jahr, während die Umsätze im Supermarkt um 60 % gestiegen sind“, sagt Einzelhandelsexperte Funder. Aufgrund der Inflation und des veränderten Einkaufsverhaltens konnten die Discounter jedoch zuletzt aufholen. „Die Kunden waren in diesem Jahr besonders preissensibel und die Discounter haben davon profitiert“, sagte Michael Gerling, Geschäftsführer des Handelsforschers EHI.
Es ist nicht nur die Suche nach dem richtigen Weihnachtsessen, die Kunden vor den Feiertagen in den Supermarkt lockt. Laut einer GfK-Studie suchen viele Menschen dort auch nach Geschenken. Essen ist eine der beliebtesten Geschenkkategorien. Besonders gefragt sind Wein, Spirituosen und Schokolade. Auch der Non-Food-Bereich spielt eine wichtige Rolle. Besonders beliebt sind Küchenutensilien, Backzubehör, Spielzeug und Kleidung. Für die Kunden hat das einen großen Vorteil: Alles auf dem Markt ist unter einem Dach – Bankette und Last-Minute-Geschenke.
Es gibt auch Faktoren, die den Lebensmittelhändlern Mut machen könnten: Leichte Anzeichen einer Entspannung bei den Verbraucherpreisen geben zumindest einen Grund für den Ausblick auf das neue Jahr. Kai Hudetz vom Retail Institute rechnet mit einem besseren Weihnachtsgeschäft als im vergangenen Jahr. Während im Jahr 2022 32 % der Menschen beim Weihnachtsessen Geld sparen wollen, sind es in diesem Jahr nur 24 %. Die Ersparnis ist weitaus geringer als bei anderen Ausgaben, etwa für Weihnachtsgeschenke oder einen Weihnachtsbaum. Für viele ist dieses Fest scheinbar unantastbar.
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Quelle: www.stern.de