Ministerpräsident - Weir drängt auf eine Reform der Schuldenbremse
Der niedersächsische Ministerpräsident Stephen Weil sagte, dass die Schuldenbremse von Bund und Ländern grundlegend reformiert werden müsse. „Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir eine Richtung vorgeben müssen, damit wir auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich sein und unseren Klimaschutzverpflichtungen nachkommen können“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. „Dazu bedarf es einer aktiven.“ Ziel ist es, Unternehmen zu unterstützen und gleichzeitig die sozialen Folgen abzufedern. „Die Schuldenbremse bietet dafür nicht den richtigen Rahmen“, sagte Weir.
Der Regierungschef erklärte, er fordere nicht die Abschaffung des Instruments. Der Gedanke, dass Schulden nicht willkürlich erhöht werden sollten, hat einen Platz in der Verfassung. „Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr intelligent darüber sprechen können, wie wir Schwachstellen angehen können“, sagte Ware. Sie können sich nicht mehr nur auf einen einmal im Jahr stattfindenden Notfall verlassen. „Manchmal müssen wir bereit sein, uns über einen längeren Zeitraum zu engagieren, sonst können wir die Zukunft nicht sichern.“
Bis sich die Investition amortisiert, vergehen meist mehrere Jahre. Aus diesem Grund ist es für Unternehmen und Privathaushalte üblich, Fremdkapital zu nutzen. „Die Schuldenbremse bietet diese Möglichkeit nicht. Sie setzt sozusagen voraus, dass man alles mit Bargeld bezahlt. Das ist unrealistisch und unvernünftig“, sagte Ware.
Der Vizepräsident des Ministerrats sagte, er glaube, dass diese Analyse von der überwiegenden Mehrheit der Bundesländer geteilt werde, auch über Parteigrenzen hinweg. „Die Kanzlerinnen und Kanzler haben deutlich gesehen, was passieren könnte, wenn viele Branchen in Deutschland keine Perspektive mehr hätten.“
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte am Donnerstag die Aufhebung der Schuldenbremse. „Die marode öffentliche Infrastruktur, die es überall gibt, ist eine direkte Folge der Schuldenbremse“, sagte DGB-Regionalchef Mehrdad Payandeh und warnte: „Die Rettungsmaßnahmen könnten unserer Wirtschaft das Genick brechen.“
Die Schuldenbremse erlaubt es den Staaten nicht, ihre Haushalte durch Schulden auszugleichen, und der Bund kann keine Nettokredite in Höhe von 0,35 % des BIP aufnehmen – ein Betrag von 12,5 Milliarden Euro im Jahr 2022.
Mit Blick auf das Jahr 2024 warnte Ware die Bundesregierung davor, Einsparungen bei gemeinsamen Bund-Länder-Projekten vorzunehmen. „Davon kann ich nur dringend abraten. Diese Länder werden das nicht aufholen können. Das wird schwerwiegende Folgen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft haben“, sagte er.
Der niedersächsische Haushalt 2024 ist vom Karlsruher Haushaltsbeschluss nicht unmittelbar betroffen, wonach die Umwidmung von 60 Milliarden Euro an Bundesinvestitionen für Klimaschutz und Wirtschaftsumbau ungültig ist. „Aber wir können das Jahr 2024 nicht vorhersagen. Die Entscheidungen Berlins auf der Grundlage des Urteils werden höchstwahrscheinlich auch uns betreffen“, sagte Weil.
Der SPD-Politiker warf der Bundesregierung zudem eine mangelnde Vorbereitung des Haushaltsbeschlusses vor. „Ich verstehe bis heute nicht, warum es keinen Plan B gab“, sagte er.
Das Bundesfinanzministerium ist eine sehr leistungsfähige Institution. Deshalb konnte er sich nicht erklären, warum es vorsorglich keinen Plan B gab. „Es zahlt sich jetzt aus“, sagte Ware. „Es war ein Jahr mit zunehmenden Unruhen und viel Verwirrung und Unklarheit. Das ist schädlich für die Demokratie.“
Im Bundeshaushalt 2021 wurden 60 Milliarden Euro als Corona-Kredite bewilligt, anschließend aber für Investitionen in Klimaschutz und Wirtschaftsmodernisierung verwendet.
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Quelle: www.stern.de