Volkswagen Touran – Wer noch einen will, muss sich beeilen
Der Volkswagen Touran ist einer der letzten Transporter auf dem deutschen Neuwagenmarkt. Sein bevorstehendes Ende hat nichts mit seinen Qualitäten zu tun. Es verfügt über viel Platz und ein durchdachtes Konzept. Eine Probefahrt mit etwas Wehmut.
Der Volkswagen Touran ist alles andere als stilvoll: kein schlanker SUV-Stil, kein Elektroantrieb, stattdessen eine biedere und kompakte Van-Karosserie mit einem attraktiven Vierzylinder-Dieselmotor darunter. Der einstige Familienbestseller hat in Wolfsburg keine große Zukunft mehr.
Der Touran dominiert seit vielen Jahren das Transporter-Segment in der Bestsellerliste des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). In seinen besten Monaten fuhren mehr als 3.000 Käufer den 5- bis 7-sitzigen Wagen von den Händlerhöfen. Zuletzt verzeichnete das Modell seit seiner zweiten Generation im Jahr 2015 weniger als 1.500 Neuzulassungen pro Monat. Wie andere beliebte Transporter der frühen 2000er-Jahre war auch der Volkswagen mit einem Wandel des Käufergeschmacks konfrontiert – weg von „Pampers-Bombern“ und hin zu „Stadtpanzern“.
Die genaue Endzeit steht noch nicht fest
Dass es für den Touran keinen Nachfolger mehr geben wird, ist schon länger klar. Wann die letzten Autos im Stammwerk Wolfsburg vom Band laufen, ist unklar. Wenn Sie es wollen, müssen Sie sich beeilen. Und legen Sie 39.340 Euro beiseite für eine entsprechend ausgestattete Comfortline-Version mit 1,5-Liter-Benziner und 110 kW/150 PS. Wenn Sie jedoch über ein gewisses Verhandlungsgeschick verfügen, sollten Sie in der Lage sein, einen günstigeren Preis zu erzielen. Schlüsselwörter: Auslaufmodell.
Allerdings sieht der Touran nicht so aus. Das Außendesign war schon immer eher unstilvoll, hat sich aber gut bewährt und sieht auch heute noch schlicht, aber ausgesprochen solide aus. An der Front wurde das Blech sorgfältig gefaltet und in typischer Volkswagen-Manier gepresst, und die Fenster sind jetzt deutlich größer als bei den meisten modernen Autos. Insgesamt kommt es hier eher auf die Funktion als auf die Form an: Die Dachkante versucht gar nicht erst, die Silhouette eines Coupés nachzubilden, sondern liegt schlicht und natürlich abseits der Köpfe der Fondpassagiere.
Einfach im Kofferraum zu verstauen
Der Kofferraumdeckel lässt sich vertikal absenken, was vielleicht nicht schick aussieht, aber den Stauraum optimiert. Der Fünfsitzer bietet 834 Liter Platz – und zwar: Die Ladekante ist angenehm niedrig, die Öffnung groß und die Ladefläche stufenlos verstellbar. An den Seitenwänden befinden sich außerdem verschiedene Fächer zur Aufbewahrung häufig benötigter Kleinteile.
Ein versenkbarer Sitz in der dritten Reihe ist verfügbar, allerdings können nur kleinere Kinder bequem mitfahren. Die Einzelsitze in der zweiten Reihe sind jedoch für Menschen jeden Alters und jeder Größe geeignet. Bei Bedarf lassen sich sogar drei Kindersitze nebeneinander montieren – diese Möglichkeit bieten außer Kleinbussen kaum noch neuere Autos.
Praktisch, aber nicht langweilig
Ein so rationalisiertes Auto muss langweilig zu fahren sein, oder? Es ist nicht notwendig und auch nicht. Der Touran ist sicherlich kein Sportwagen, bietet aber ein abgerundetes Volkswagen-Fahrwerk, mit dem der Golf zumindest zwischen Alltag und Kurzstrecken bisher gut zurechtkam. Die Regel sind lange Fahrten, bei denen der Transporter sehr ruhig und souverän über Unebenheiten gleitet; Abwürgen, Spurrillen und andere negative Reaktionen auf Unebenheiten sind ihm fremd. Dank der präzisen und spontan reagierenden Lenkung gelingt die Kurvenfahrt zudem schnell und sicher. Für den Stadtverkehr ist der Transporter zwar handlich genug, allerdings schränkt die hohe Hinterkante die Sicht nach hinten deutlich ein. Auch die Rückfahrkamera (345 Euro) sorgt für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Der im Testwagen verbaute 2,0-Liter-Diesel mit 110 kW/150 PS ist akustisch ein zurückhaltender Begleiter, treibt den Transporter aber nach Überwindung eines kleinen Turbolochs souverän durch Stadtverkehr und Autobahnen. Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet sieben Gänge aufmerksam und mittlerweile relativ schnell. Zumindest im Normalmodus geschieht dies an der richtigen Stelle, während die Eco-Einstellung es lange dort hält und das Auto richtig stark bremst. Allerdings: Der spezielle Sparmodus ist überhaupt nicht notwendig. Auch bei normaler Nutzung gibt sich der Touran noch mit etwa fünf Litern zufrieden.
Der Touran ist sicherlich kein emotionales Auto. Aber es ist eine angenehme Rationalität. Dabei steht die Zweckmäßigkeit klar vor der Optik, jedes Detail ist stimmig und durchdacht. Dafür zahlt Volkswagen einen Aufpreis, der 150-PS-Diesel kostet mindestens 45.570 Euro, ist aber voll ausgestattet. Außerdem sind norddeutsche Familienautos mittlerweile nahezu konkurrenzlos. Nur der Dacia Jogger fischt noch in ähnlichen Gewässern.
Technische Daten - Volkswagen Touran 2.0 TDI
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Quelle: www.ntv.de