Vagenknethy wirft Ukrainern Sozialbetrug vor – Bürgermeister widerlegt
Die frühere Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht warf ukrainischen Flüchtlingen Sozialbetrug vor und nannte als Beweis ihre Heimatstadt im Saarland. Allerdings gibt es vor Ort keine derartigen Fälle. Auf Nachfrage sprach Wagenknecht vage von „Bürgern“.
Das ist der schwere Vorwurf, den Sahra Wagenknecht vor einigen Wochen in einem Interview mit RTL/ntv gegen ukrainische Flüchtlinge erhob. In ihrer Wahlheimat Merzig im Saarland beobachtete sie, wie Ukrainer Sozialhilfe beantragten und dann in die Ukraine zurückkehrten. Sie spricht offen über das Ausmaß dieses angeblichen Sozialbetrugs.
Allerdings zeigen Merzigs Recherchen, dass Wagenknechts Vorwürfe vor Ort keinen Anklang fanden. Auch der Bürgermeister der Bezirksstadt widersprach dem ehemaligen Linken-Politiker deutlich.
Wagenknecht sagte einmal: „Wenn die Ukrainer in ihre Heimat zurückkehren, wirklich dort leben und hierherkommen, nur um Leistungen zu bekommen, dann wird es ein großes Fragezeichen geben.“ Auf die Frage, ob er es wüsste, antwortete sie auf die Frage nach konkreten Fällen: „In In meiner Heimatstadt wurden ganze Häuser an ukrainische Flüchtlinge vermietet, und die Nachbarn waren überrascht, dass niemand da war.“ Aber sie „wolle nicht verallgemeinern“.
Hintergrund: Jobcenter müssen Kontakt zu Sozialhilfeempfängern aufnehmen können. „Abwesenheit vom Arbeitsplatz“ bis zu drei Wochen ist ohne wichtigen Grund zulässig, muss aber beim Jobcenter beantragt werden.
Der Bürgermeister kennt einen Fall
In Gesprächen mit Sozialverbänden in Merzig, örtlichen Flüchtlingshelfern, Kirchenvertretern und mehreren Kommunalpolitikern wurde deutlich: Die meisten von ihnen waren von Wagenknechts Äußerungen überrascht. Nach eigenen Angaben hatte niemand, mit dem RTL/ntv sprach, Kenntnis von einem solchen Vorfall. Der ukrainische Sozialbetrugsverdächtige ist weder in der Region noch in der Stadt in aller Munde.
Auch in der Merziger Fußgängerzone ließ sich niemand finden, der Wagenknechts Behauptungen bestätigte. Allerdings sind viele Menschen sehr überrascht, ukrainische Flüchtlinge in ihren Städten zu sehen. Ob im Obstladen, in der Bäckerei oder im Schreibwarenladen: Vielerorts werden Ukrainer von Kunden und Gästen willkommen geheißen.
Marcus Hofffeld, Oberbürgermeister von Merzig und CDU-Abgeordneter, äußerte sich schriftlich dazu: „Es gab einen Fall, in dem eine für ukrainische Flüchtlinge vorgesehene Wohnung etwa drei Wochen lang nicht bewohnt war. Sie diente nur der häuslichen Nutzung und wurde daher ungenutzt gelassen.“ berichtete. Die Familie befand sich in dieser Zeit in der Ukraine und kehrte später zurück. Hohfeld konnte nicht bestätigen, dass „ganze Häuser“ ukrainischer Flüchtlinge leer stehen würden, wie Wagenknecht sie beschrieb.
Wagenknecht bezieht sich auf den namenlosen „Bürger“
Was steckt also hinter Wagenknechts Behauptungen? Weiß sie etwas, was Oberbürgermeister Merzig und mehrere Kommunalpolitiker nicht wissen oder zugeben wollen? Oder sucht sie mit der Beschreibung eines Einzelfalls die Zustimmung des rechten Randes? Schließlich bereitet ein Verein namens Alliance Sahra Wagenknecht derzeit die Gründung einer neuen politischen Partei vor.
Auf Nachfrage antwortete nur eine Mitarbeiterin des Bundestagsbüros: „Die Stadt Merzig hat mehr als 120 Wohnungen und Häuser für Flüchtlinge vermietet.“ Neben den von der Regierung bestätigten Fällen sind bei Frau Wagenknecht auch weitere Informationen eingetroffen. Aber ein Mitglied von Die ihr nahestehende Öffentlichkeit sagte: „Aus verständlichen Gründen möchten wir nicht, dass ihre Adresse weitergegeben wird, und sind nicht Gegenstand von Medienanfragen.“ "
Kurz gesagt: Wagenknechts Aussage kann wahr sein oder auch nicht. Beweise konnte sie jedenfalls nicht vorlegen.
Quelle: www.ntv.de