Euro-Währungsbehörden intensivieren ihre Bemühungen, die zweistellige Inflation zu bekämpfen. Zum vierten Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen im 19-Staaten-Währungsblock angehoben.
Der Leitzins in der Eurozone wird daher auf 2,50 % steigen. Und weitere Zinserhöhungen sind wahrscheinlich: Die Notenbank gab in Frankfurt bekannt, dass der EZB-Rat davon ausgeht, die Zinsen „aufgrund einer deutlichen Aufwärtskorrektur der Inflationsaussichten“ weiter anzuheben. Steigende Zinsen waren jedoch nicht an allen Fronten positiv.
Welche Folgen haben hohe Verbraucherpreise?
Ein starker Anstieg der Inflation verringert die Kaufkraft der Verbraucher und kannibalisiert Lohnerhöhungen. Die Menschen können sich keinen einzigen Euro leisten, und unterm Strich bleibt weniger Geld im Portemonnaie der Mitarbeiter. Laut Statistischem Bundesamt sind die Löhne in Deutschland im dritten Quartal 2022 real, also preisbereinigt, um 5,7 % gesunken. Dies ist der größte Rückgang seit Einführung dieser Statistik im Jahr 2008.
Kann man mit einem Rückgang der Inflation rechnen?
Im Moment erwarten Ökonomen keinen starken Rückgang der Inflation. Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat kürzlich eine Prognose für 2023 abgegeben: „Ich denke, es könnte im Jahresdurchschnitt eine 7 vor dem Komma stehen.“ Dies dürfte so lange der Fall sein, bis die Währungshüter des Euroraums ihr mittelfristiges Ziel von 2 Dezimalstellen erreicht haben. Inflationsprozentsatz der Eurozone zuletzt. Der Gouverneur der Bank of France, Francois Villeroy de Gallo, sagte kürzlich, dass geldpolitische Maßnahmen 18 bis 24 Monate dauern werden, bis sie wirksam werden. Im November lagen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 10,0 % höher als im Vorjahresmonat.
Die Europäische Zentralbank ist weitgehend unfähig, mit steigenden Energiepreisen fertig zu werden, die hauptsächlich die Inflation anheizen. Durch Zinserhöhungen kann die Zentralbank jedoch dazu beitragen, dass die Inflation nicht lange hoch bleibt. Andernfalls können sich Löhne und Preise gegenseitig aufblähen. „Wir haben in den 1970er Jahren eine Phase durchgemacht, in der wir die Kontrolle über die Inflation verloren haben. Wir wussten, was es kostet, die Kontrolle über die Inflation zu verlieren. Das mussten wir vermeiden“, warnte der frühere EZB-Präsident Jean-Claude Terry Xie im Gespräch mit dem Deutschen Presseagentur.
Wie wird sich die Zinserhöhung auf Sparer auswirken?
Unliebsame Negativzinsen auf Giro- oder Überweisungskonten gehören der Vergangenheit an. „Je nach Laufzeit und Marktsegment können sich die Sparzinsen innerhalb weniger Wochen teilweise verdoppeln oder gar verdreifachen“, sagt das Vergleichsportal Verivox. Die Zeitschrift Finanztest schreibt in ihrer aktuellen Ausgabe, dass die Zinsen für Festgelder so stark steigen wie seit Jahren nicht mehr: Die Zinsen für einjährige Festgelder liegen bereits bei 2,77 % und für einjährige Festgelder bei 3,25 %. Festgeldanlage für drei Jahre. Auch das Verbraucherportal Biallo meldete einen starken Anstieg der Zinsen. Eine hohe Inflation senkt jedoch die Renditen. „Bei 10 Prozent Inflation sind die Realzinsen deutlich im Minus“, erklärte Sparkassenpräsident Helmut Schleweis. Der Realzins ist der Zinssatz für Spareinlagen nach Abzug der Inflationsrate.
Was bedeutet die Entscheidung der EZB für Kreditnehmer?
Es wird teurer neue Mittel zu leihen. Am Beispiel der Daten des Vergleichsportals Check24 kostet ein im Januar abgeschlossener 10.000-Euro-Ratenkredit mit einer Laufzeit von 60 Monaten 187 Euro im Monat. Ein Kredit in gleicher Höhe und Laufzeit wird den Angaben zufolge nun mit 196 Euro monatlich fällig.
Nach Berechnungen der Deutschen Bank stieg der durchschnittliche Zinssatz für neue Wohnungsbaudarlehen im Vergleich zum Vormonat auf 3,1 %. Sie verdoppelte sich allein von Anfang des Jahres bis September. „Es ist zu erwarten, dass Immobilien für private Haushalte mittelfristig unbezahlbar werden. Laut aktueller Analyse der Wirtschaftsabteilung der Bank könnten die Zinsen weiter steigen und damit die Gesamtkosten für den Immobilienkauf steigen.“ p>
Geldpolitik Welche Auswirkungen hat das auf Bauherren?
Die Höhe der Bauzinsen wird nicht direkt durch den Zinsentscheid der EZB bestimmt, sondern orientiert sich an der Verzinsung von Bundesanleihen die Zentralbank hat die Zinsen erhöht, die Bauzinsen waren gestiegen. Höhere Zinsen treffen vor allem diejenigen, die neue Kredite oder Anschlussfinanzierungen für Immobilienkredite benötigen. An den aktuellen Hypothekenzinsen ändert sich nichts.
Was tun höher Zinsen bedeuten für die Wirtschaft?
Wenn die Zentralbank die Zinsen erhöht, um die Inflation zu bekämpfen, wird aus wirtschaftlicher Sicht Geld abgezogen, was das Wachstum dämpfen wird Die Folgen des Krieges in der Ukraine und die hohen Energiepreise spüren erheblichen Gegenwind, so dass die Sorgen um die Konjunktur wachsen. Bundesbankpräsident Nagel, der im Direktorium der EZB sitzt, warnte jedoch davor, die Geldpolitik zu früh zu lockern: ” Inflation ist ein kniffliges Problem. Auch die Geldpolitik muss hart sein, wenn wir sie knacken wollen. Nach neuesten Angaben ihres Chefvolkswirts Philip R. Lane sieht die EZB eine mögliche Rezession als „moderat und kurzlebig“ an.