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SPD-Spitzen sehen große Bewährungsprobe für die Koalition

Das hochrangige Treffen der Ampel-Allianz brachte keinen Durchbruch. Die Regierung kämpft immer noch mit ihrem Haushalt. Sparen oder Schuldenbremse ist die grundsätzliche Frage.

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„Ich glaube, Markus Söder wollte vor allem Schlagzeilen machen, weil ihm in Bayern etwas langweilig war, während Friedrich Merz die große Bühne nicht für sich alleine haben wollte“, sagte Lars Klingber. Foto.aussiedlerbote.de

Haushaltskrise - SPD-Spitzen sehen große Bewährungsprobe für die Koalition

SPD-Chef Lars Klingber glaubt, dass das Ampel-Bündnis aufgrund der Haushaltskrise vor seiner bisher größten innenpolitischen Bewährungsprobe steht. Klingber sagte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, dies sei angesichts der internationalen Lage „der größte Test, den die Ampel jetzt bestehen muss“. „Ich möchte auch nicht darüber reden, die nächsten Wochen werden volatil“, prognostizierte er. „Aber letztendlich bin ich optimistisch, dass wir das Budget richtig hinbekommen. Wir konnten einige der Krisen bewältigen, und dies ist die nächste große Prüfung, vor der wir stehen.“

Die Oppositionskoalition bestritt nach dem Gipfel am Mittwochabend die Handlungsfähigkeit der Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz. CDU-Chef Friedrich Merz kritisierte in der auf RTL und ntv ausgestrahlten Sendung „Early Start“ einen generellen Führungsmangel. Der Partei- und Fraktionsvorsitzende sagte, dass die Menschen das Recht hätten, von der Regierung die Erfüllung ihrer Pflichten zu verlangen, „aber die Regierung tut dies derzeit nicht, weil sie in grundlegenden Fragen der deutschen Politik ständig streiten und uneins sind.“ Die Koalition konnte noch nicht einmal einen Zeitplan für die Verabschiedung des Haushalts 2024 festlegen.

Keine klaren Fortschritte im Kampf um den nächsten Haushalt

Tatsächlich sucht das Ampel-Bündnis immer noch nach einem Ausweg aus der Haushaltskrise. Wie die Bundesregierung ihr Geld im kommenden Jahr ausgibt, bleibt eine offene und umstrittene Frage. Das Bundesverfassungsgericht hat die Umwidmung von Corona-Krediten in den Klimaschutz- und Wirtschaftsmodernisierungsfonds für ungültig erklärt. Gleichzeitig entschieden die Richter, dass der Staat Notkredite nicht für künftige Jahre zurückstellen könne. Dadurch entsteht eine milliardenschwere Lücke bei der Planung für das kommende Jahr und bei der Finanzierung langfristiger Projekte für die kommenden Jahre.

Nach Angaben von Finanzminister Christian Lindner (FDP) beträgt die Finanzierungslücke für das kommende Jahr derzeit 17 Milliarden Euro. Diese Lücke ist nicht direkt auf die Streichung des 60-Milliarden-Dollar-Klima- und Transformationsfonds zurückzuführen, sondern darauf, dass auch andere Fonds von dem Urteil betroffen sind. Deshalb solle auch für 2023 der Notstand ausgerufen und die Schuldenbremse außer Kraft gesetzt werden.

Bell Bock hält an ehrgeizigem Zeitplan fest

Außenministerin Annalena Berbock erwartet, dass die Koalition in der Silvesternacht ihren Haushalt für das kommende Jahr festlegt. Am Rande einer Konferenz in Nordmazedoniens Hauptstadt Skopje sagte der Grünen-Politiker, dass in „einer Zeit bröckelnder Krisen“ jeder „klar machen muss: Demokratien sind auch in den schlimmsten Krisen stark“. „Deshalb werden wir alles tun, um das Budget nicht nur für dieses Jahr, 2023, sondern auch für das nächste Jahr zu planen.“

Der Zeitplan ist ehrgeizig, da der Bundestag in der Regel nur noch eine Woche vor Weihnachten tagt. Zuvor muss auch der Haushaltsausschuss seine Beratungen abschließen können. Bundesratsvernehmlassungen können nur mit verkürzter Frist stattfinden.

SPD will Schuldenbremse 2024 erneut aufheben

Ein größeres Problem als der Zeitplan sind jedoch politische und inhaltsbezogene Protokolle. Verschiedene Sparmaßnahmen werden diskutiert. So forderte die FDP im Bundestag Arbeitsminister Hubertus Heyer (SPD) auf, die Bürgergelder zu überprüfen. FDP-Sozialpolitiker Pascal Kober will die für Anfang 2024 geplanten grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen auf den Prüfstand stellen.

Im dpa-Interview betonte Klingber, dass er bereit sei, pragmatisch und unideologisch über die Einsparpotenziale zu sprechen. Es sei ihm jedoch wichtig, weiterhin an der Wirtschaftsleistung Deutschlands interessiert zu bleiben. Er warnte auch davor, den ärmsten Menschen Abstriche zu machen. „Wir müssen den Sozialstaat stark halten, denn er gibt den Menschen auch Sicherheit, gerade in unsicheren Zeiten“, sagte er. „Deshalb darf dort nicht die Axt angesetzt werden.“

Der SPD-Chef sprach sich für eine erneute Aussetzung der Schuldenbremse im Jahr 2024 aus. Der anhaltende Krieg in der Ukraine und die Milliardenhilfen zur Unterstützung der von Russland angegriffenen Länder könnten diese notwendige Notlage erklären. Die Frage ist, ob eine Aussetzung der Schuldenbremse auf Ausgaben im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine beschränkt werden könnte und so Platz für andere Ausgaben im Kernhaushalt geschaffen würde.

Für die EU kommt eine erneute Aussetzung der Schuldenbremse derzeit nicht in Frage. Thorsten Frei (CDU), Geschäftsführer der Fraktion, sagte der „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ (Donnerstag), es gebe „bislang keinen berechtigten Grund“. Ähnlich äußerte sich Lindner bereits zuvor: Er sei „noch nicht davon überzeugt“, dass die Voraussetzungen für den Notstandsbeschluss 2024 erfüllt seien.

Bringt das Klimaurteil neue Unsicherheiten mit sich?

Es ist unklar, wie sich das jüngste Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg zum Klimaschutz auf den Haushalt auswirken wird. Das Gericht verurteilte die unmittelbaren Pläne der Bundesregierung, den Klimaschutz im Verkehrs- und Bausektor zu stärken. Denkbar sind beispielsweise Geschwindigkeitsbegrenzungen, der Wegfall der steuerlichen Förderung von Diesel- oder Dienstwagen und eine neue Welle von Gebäudesanierungen – viele davon sind an der Ampel umstrittene Themen. Die Regierung kann jedoch Berufung einlegen und so das Inkrafttreten verzögern. Am Donnerstag kündigte sie zunächst an, die Begründung des Gerichts zu prüfen.

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Quelle: www.stern.de

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