- SPD: Keine Veranstaltungen nach 17 Uhr im öffentlichen Sektor
Regelmäßige berufliche Veranstaltungen im öffentlichen Sektor sollten laut SPD erst nach 17 Uhr angesetzt werden, wenn Kinderbetreuung garantiert ist. Als größter Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen sollte der öffentliche Sektor laut Lisa-Kristin Kapteinat, stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Landtag, bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorangehen.
Die 17-Uhr-Regel könnte durch eine Regelung umgesetzt werden. Ausnahmen könnten für Veranstaltungen gemacht werden, die der unmittelbaren Information der Bevölkerung dienen.
Für private Unternehmen sei eine solche Regelung schwer durchsetzbar, gab Kapteinat zu. "Aber man sollte die Rolle des Vorbilds nicht unterschätzen." Arbeitszeiten, die die Familie berücksichtigen, seien auch in der freien Wirtschaft wichtig, vor allem wegen des Fachkräftemangels. Allerdings sei auch klar, dass es Berufe gebe, in denen Arbeit nach 17 Uhr erledigt werden müsse. "Es geht darum, es dort abzuschaffen, wo es nicht notwendig ist", erklärte die SPD-Politikerin.
"Läuft alles gut zu Hause bei Ihnen?", fragte sie einen langjährigen Mitarbeiter.
"Deutschland hinkt einfach hinterher", sagte Kapteinat. Besonders in skandinavischen Ländern sei es bereits Teil der Kultur, Geschäftstermine ohne guten Grund nicht spät nachmittags oder abends anzusetzen. Dadurch entstünde auch die Frage: "Ist alles okay zu Hause, wenn Sie den ganzen Tag hier im Büro verbringen?"
Der Bedarf an Unterstützung bei berufstätigen Eltern sei hoch, betonte die Sozialdemokratin. Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) und des Bundesfamilienministeriums zeigen, dass "jede vierte Mutter in Deutschland mehr Zeit für Beruf und Familie wünscht und jeder vierte Vater weniger Zeit in der bezahlten Arbeit verbringen möchte".
Vor allem Frauen fehlten ein Netzwerk zur Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. Laut Destatis-Daten waren 2020 52 % der Mütter mit einem Kind unter sechs Jahren nicht erwerbstätig. Unter denselben Bedingungen konnten 84 % der Väter arbeiten.
Kapteinat schlug ein Landesprogramm vor, um arbeitende Familien mit staatlich subventionierten Gutscheinen für Haushaltsdienste zu entlasten. Das Modell könnte mit kooperierenden Partnern umgesetzt werden, die zum Beispiel Reinigungskräfte auf sozialversicherungspflichtiger Basis beschäftigen. Familien könnten dann günstig auf Haushaltshilfen zurückgreifen, ohne sich um Bürokratie kümmern zu müssen, sagte Kapteinat. Das könnte auch dazu beitragen, Schwarzarbeit zu reduzieren. ähnliche Initiativen wurden bereits in Frankreich, Belgien oder Baden-Württemberg getestet. Zudem sollte mehr für pflegende Angehörige getan werden - zum Beispiel durch das Recht auf Homeoffice.
Die Mitgliedstaaten können der Kommission bei der Umsetzung der 17-Uhr-Regel helfen, indem sie ihre Rolle als Arbeitgeber in verschiedenen Sektoren berücksichtigen. Die Umsetzung familienfreundlicher Policies über den öffentlichen Sektor hinaus könnte auch von Vorteil sein, wie das Vorbild-Effekt in privaten Unternehmen zeigt.